Berliner Schulen ohne Kantinen: Bei der Transparenz muss der Senat noch üben
Die Senatsbildungsverwaltung hat Zahlen zum Schulessen erhoben, hielt sie aber gegenüber einem Abgeordneten zurück. Ein Fall für den Ältestenrat.
Nach langem Versteckspiel liegen jetzt die Fakten auf dem Tisch: 30 weiterführende Schulen können ihren Schülern kein warmes Essen anbieten. So ist es im Netz unter „Frag den Staat“ zu lesen, nachdem die Veröffentlichung mittels Informationsfreiheitsgesetz erreicht wurde. Die Öffentlichkeit hatte bislang allerdings keine Kenntnis davon.
So erging es auch beinahe dem FDP-Bildungspolitiker Paul Fresdorf. Er hatte in einer Anfrage, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt, wissen wollen, „wie viele Schulen in Berlin regelmäßig nicht mit Schulessen versorgt sind". Die – ausweichende – Antwort von Bildungs- Staatssekretär Mark Rackles (SPD) lautete, dass an „vielen“ Oberschulen eine Mittagessensversorgung vorhanden sei oder derzeit die räumlichen Möglichkeiten hierfür geschaffen würden. Allerdings lägen der Senatsverwaltung für Bildung „dazu keine Zahlen vor“, so Rackles weiter.
"Wir haben einen Fehler gemacht"
Auf die Frage, warum diese abschlägige Antwort erfolgte, obwohl Rackles’ Haus im November die Daten bei „Frag den Staat“ eingestellt hatte, erhielt der Tagesspiegel am Montagabend eine zerknirschte Antwort: „Wir haben einen Fehler gemacht. Wir hätten sicherlich die Zahlen vom November dem Abgeordneten geben können", sagte die Sprecherin der Bildungsverwaltung. Fresdorf brachte den Vorfall am Dienstag im Ältestenrat zur Sprache. Der Senat muss sich dazu dann äußern.
FDP-Politiker verlangt Aufklärung
Außerdem kündigte Fresdorf gegenüber dem Tagesspiegel an, dass er einen Brief an die Senatsverwaltung für Bildung schreiben werde: "Ich werde um zeitnahe Aufklärung bitten, wie es dazu kommen konnte, dass nicht alle vorliegenden Informationen weitergegeben wurden".
Der Landeselternausschuss (LEA) habe seit 2015 versucht, Klarheit über die Zahl der Schulen ohne warmes Essen zu bekommen, berichtet Andrea Schwarz, die Sprecherin der LEA-AG Oberschulessen. Die Bildungsverwaltung habe schließlich eine Umfrage in den Bezirken machen wollen, aber es habe einfach keine Ergebnisse gegeben. Im November habe ein Vater dann entnervt entschieden, die Daten nach dem Informationsfreiheitsgesetz anzufordern. Zuvor hatte es etliche Berichte von Schulen ohne Caterer gegeben, weil sich nicht genug Schüler zum Essen anmeldeten.
Immer schwieriger, das Mittagessen zu organisieren
„Wenn die Caterer den Schülern dasselbe Essen anbieten wie in Altenheimen, dann muss man sich über fehlende Akzeptanz nicht wundern“, kommentierte Fresdorf das Problem. Er fordert, dass Schulen zusammen mit Caterern attraktive Angebote erarbeiten, die es durchaus in Berlin schon gebe. Der zweite Schritt könne dann sein, dass Schulen von ihren Schülern eine verbindliche Anmeldung zum Mittagessen verlangen, meint Fresdorf.
Die Bildungsverwaltung steht allerdings nicht nur vor dem Problem, dass Ganztagsoberschulen mangels Kantinen, mangels Akzeptanz durch die Schüler oder wegen der hohen Preise ohne Mittagsangebot sind. Auch an vielen Grundschulen wird es wegen der steigenden Schülerzahl immer schwieriger, das Mittagessen zu organisieren: Schulen mahnen, dass sie bereits vormittags mit den Essen beginnen müssen, um in den kleinen Mensen nach und nach alle Schüler zu beköstigen. Ansonsten gibt es in den Grundschulen allerdings weniger Probleme mit dem Schulessen, weil es dort subventioniert wird und weil junge Schüler andere Essgewohnheiten haben.
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