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Altbacken. Ältere Schüler tendieren zu trendigen Snacks.
© dpa

Schulessen in Berlin: Lieber ein cooler Snack als eine warme Mahlzeit

Viele Oberschüler lehnen bisher das Mittagessen in der Mensa ab. Caterer kommen ihnen mit "Take away"-Snacks entgegen. Die Bildungsverwaltung erlässt Anbietern die Pacht.

Leere Schülermägen oder schnell mal ein Döner plus süßem Snack – so sieht die Situation an Sekundarschulen und Gymnasien aus. Caterer haben bisher kein großes Interesse, diese Schulen zu beliefern. Damit sich dies ändert, hat die Bildungsverwaltung eine „Neuordnung“ des Mittagessens angekündigt. Eltern und Caterer begrüßten das Vorhaben, sind aber skeptisch, dass die Mensen der Oberschulen künftig besser besucht werden. Im Kern ging es bei der Neuordnung um die Frage, wie man erreichen kann, dass mehr Schüler am Essen teilnehmen. Wenn weniger als 50 oder 100 Schüler ein Essen bestellen, rechnet es sich für die Anbieter nicht. In der Folge hatten Caterer Verträge gekündigt. Selbst neu ausgebaute Mensen standen dann leer.

Um das Essen künftig für mehr Schüler attraktiver zu machen, soll generell neben dem klassischen Mittagessen, das rund 3,50 Euro kostet, noch ein preiswerter aber gesunder Mittagssnack als „Take away“ verkauft werden können, für den es – wie für das klassische Mittagessen – ebenfalls Zuschüsse aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gibt. Dies soll nicht nur die finanziellen Hürden senken, sondern auch den Bedürfnissen der älteren Schüler entgegenkommen.

„Das Essen muss cool sein“, beschreibt Klaus Kühn von den „Drei Köchen“ die Erwartung der Schüler. Er hat zudem vergünstigte Abo-Regelungen und Bestellsysteme eingeführt, die sich über das Smartphone abwickeln lassen. Auch dies sei wichtig, um an die Schüler heranzukommen. Mit seinem Konzept hat er gerade das Pankower Rosa-Luxemburg- Gymnasium mit rund 500 Essern als Kunde gewonnen. Auch das John-Lennon-Gymnasium in Mitte wird von seiner Küche versorgt. Hingegen bekommen drei Schulen in Charlottenburg-Wilmersdorf jetzt von den „Drei Köchen“ die bereits im Sommer 2015 angedrohte Kündigung, weil sie Verluste bringen: Zu wenige Schüler essen mit, und die Schulen seien nicht bereit, an ihren Konzepten, etwa an den Pausenzeiten, etwas zu ändern. Mit der Ankündigung der Bildungsverwaltung, dass die Pachtzahlung entfällt und die Bezirke künftig die Geräteausstattung der Ausgabeküchen bereitstellen, kann Kühn nicht umgestimmt werden.

„Es wird auch künftig keinen Run der Caterer auf die Oberschulen geben“, lautet denn auch die Einschätzung von Verbandssprecher Rolf Hoppe. Dennoch sei er froh, dass die Verwaltung etliche Vorschläge der Caterer umgesetzt habe. Auch den Schulen kommt das neue Konzept entgegen: Sie erhalten eine größere Mitwirkungsmöglichkeit bei der Catererauswahl. Solange es allerdings kaum Bewerber gibt, kommt dies nicht zum Tragen. Susanne Vieth-Entus

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