Berliner Süden: Bauarbeiten für Dresdner Bahn haben begonnen
20 Jahre hat es gedauert: Am Dienstag war offizieller Baustart. Bis 2025 sollen für 560 Millionen Euro die neuen Ferngleise gebaut werden.
So lange wurde in Berlin nach der Wiedervereinigung noch nie auf einen Baubeginn gewartet. Am Dienstag war es endlich so weit: Die Deutsche Bahn, Vertreter der Landesregierungen von Berlin, Brandenburg, Sachsen, der Bundesregierung und des Europäischen Parlaments erklärten den offiziellen Beginn der Bauarbeiten für die Dresdner Bahn.
Symbolisch wurde bei dem Termin in Lichtenrade ein letztes Stück in die mehrere Meter hohe Lärmschutzwand eingesetzt, die bereits zwischen dem S-Bahnhof Lichtenrade und der Wolziger Zeile gebaut wurde. „Auf diesen Tag haben wir lange gewartet“, sagte Ronald Pofalla, im Vorstand der Deutschen Bahn zuständig für Infrastruktur und ehemaliger Kanzleramtsminister. Für rund 560 Millionen Euro sollen bis Dezember 2025 zwei neue, elektrifizierte Ferngleise inklusive einer Verbindungskurve zum Berliner Außenring entstehen.
Ein Schaden, der durch die Teilung Deutschlands entstanden ist, soll behoben werden
Laut dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), geht es um eine Strecke von 14,2 Kilometer, die ausgebaut werden soll. Warum ist eine kleine Strecke für die Bahn so bedeutsam, die doch ein Netz von etlichen tausenden Kilometern unterhält? „Mit dem Bau beseitigen wir immer noch einen Teil des Schadens, der durch die Teilung Deutschlands und Europas entstanden ist“, sagte Ferlemann.
Der Streckenabschnitt werde „eine unglaubliche Wirkung auf das Gesamtnetz haben“. Die Fahrzeit nach Dresden soll sich später auf 80 Minuten reduzieren, und in der Verlängerung ist dann auch Prag viel schneller zu erreichen. Bis zum Flughafen BER in Schönefeld soll es von der Mitte Berlins aus 20 Minuten dauern. Er setze auf den „Wow-Effekt“, den es ab 2025 geben werde, sagte Ferlemann. Dieser führe auch zu einer weiteren Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Der neue Berliner Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese, Nachfolger von Jens-Holger Kirchner, sprach von einem Tag der „Freude“ und „Erleichterung“.
Etliche Lichtenrader dürften dies anders sehen. Die Bürgerinitiative Dresdner Bahn spricht von einem „schwarzen Tag für Lichtenrade“. Ein entsprechendes Transparent hatten ihre Mitglieder ausgebreitet. Anlässlich des Baustarts hatte die Bürgerinitiative zu einer Kundgebung an der Wolziger Zeile aufgerufen. Die Trillerpeifen und Tröten drangen auch in das auf der anderen Straßenseite aufgebaute Festzelt, in dem die Politiker ihre Reden hielten.
Jahrelang kämpften die Lichtenrader dafür, dass die Trasse in einem Tunnel und nicht ebenerdig gebaut wird, so wie es die Bahn stets geplant hatte. Die Gerichtsverfahren zogen sich bis zum Sommer 2017 hin. Die Lichtenrader mussten sich geschlagen geben. Das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass die Bahn ebenerdig bauen dürfe. Da der Tunnelbau deutlich teurer sei und die Probleme der oberirdischen Streckenführung den gesetzlichen Vorgaben entsprächen, sei der oberirdischen Variante der Vorzug zu geben, hatten die Richter erklärt.
Lärm und Erschütterungen werden die Lebensqualität der Menschen beeinträchtigen
„20 Jahre lang haben wir gemeinsam für eine Tunnellösung gekämpft“, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak. „Heute wird unser Ortsteil durch meterhohe Schallschutzwände in zwei Teile gespalten, Lärm und Erschütterungen werden die Lebensqualität der Menschen massiv beeinträchtigen.“ Ähnlich äußerte sich seine Parteifreundin Hildegard Bentele, derzeit Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus und Berliner Spitzenkandidatin der Union für die Europawahl. Sie forderte zudem ein Baustellen- und Verkehrsmanagement, damit die Bahnhofstraße – die große Geschäftsstraße des Stadtteils – und die anliegenden Straßen nicht unter der Verkehrslast zusammenbrechen und Fußgängern das Überqueren ermöglicht wird.
Bereits im vergangenen Jahr wurde für vorbereitende Straßenbaumaßnahmen der Bahnübergang an der Marienfelder Säntisstraße gesperrt. Dass die provisorische Fußgängerbrücke dort nicht barrierefrei ist, stieß bei vielen Anwohnern auf starke Kritik.
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