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Die Simulation zeigt, wie die Bahnhofstraße in Lichtenrade die Gleise unterquert. Rechts befindet sich der Bahnhof.
© DB

Baustelle für die Dresdner Bahn: Lichtenrade stellt sich auf langwierige Bauarbeiten ein

Der Ausbau des Bahnverkehrs kostet Kiezbewohner viele Nerven. Am Bahnhof Lichtenrade gibt es einen Infopunkt für ihre Fragen. Ein Besuch.

Die häufigste Frage? Peter Schulze von der Bahn muss nicht lange überlegen. „Die Leute wollen wissen, wie lange die S-Bahn nicht fahren wird.“ Und Schulze, der dieses Mal im Infopunkt auf dem S-Bahnhof mit einem Kollegen für die Auskünfte zuständig ist, kann die Fragesteller beruhigen:

„Zwischen Priesterweg und Lichtenrade wird die S-Bahn fast immer fahren. Sie wird nur sporadisch unterbrochen werden, vor allem an Wochenenden.“ Anders sieht es auf dem anschließenden Abschnitt zwischen Lichtenrade und Blankenfelde aus. Dort ist eine zehnmonatige Sperrung vorgesehen.

Lärmschutz geht ins Geld

Seit dem vergangenen September gibt es den Infopunkt zum in Lichtenrade umstrittenen Ausbau der Dresdner Bahn, der mehr als 600 Millionen Euro kosten wird. Anwohner, vertreten durch eine Bürgerinitiative, hatten gefordert, die neuen Gleise für den Fern- und Regionalverkehr, über die auch der Airport-Express zum BER-Flughafen brausen soll, in einen Tunnel zu legen.

Sie wollten vermeiden, dass der beschauliche Ortsteil durch bis zu fünf Meter hohe Lärmschutzwände optisch getrennt wird. Vergeblich. Das Planfeststellungsverfahren hat dadurch zwar fast 20 Jahre gedauert, am Ende aber hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zugunsten der Bahn entschieden. Nun kommen die Wände; zwei bis fünf Meter hoch.

Doch während eines Besuchs im Infopunkt wollte nur eine Frau wissen, wo denn nun die Wände gebaut werden. Kritik daran gab es an diesem Tag nicht mehr. Die Bahn hat auch kleine Zugeständnisse gemacht. Die Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf dürfen sich die Farben der Wände aussuchen.

Und weil beide Bezirke am Bahnhof Attilastraße aufeinanderstoßen, werde es dort besonders bunt, sagte Schulze, der auch an der Planung für die Dresdner Bahn beteiligt war. Und die Außenseiten der Wände würden bepflanzt. Aber nicht auf den Bahnbrücken wie an der Bahnhofstraße in Lichtenrade, wo die Straße unter den Gleisen liegen wird. Schon auf den Simulationen wird deutlich, dass dort mit den Lärmschutzwänden gewiss kein Schönheitspreis zu gewinnen sein wird.

20 Jahre Schlafmützigkeit und gebrochene Versprechungen der Politik machen das ganze Projekt nicht besser. Den Schaden und ein langjähriges Erleiden von Problemen tragen, wie nicht anders zu erwarten, die Bürger als Nutzer des öffentlichen Raumes.

schreibt NutzerIn hadi

Der Lärmschutz geht auch ganz schön ins Geld. Weil stellenweise auch zwischen den Gleisen der S-Bahn und der Fernbahn eine Wand errichtet wird, muss die Brücke über der Marienfelder Allee/Großbeerenstraße abgerissen und neu gebaut werden, sagte Schulze. Sie ist zwar erst 1979 errichtet worden, sei jetzt aber für die neuen Bahnanlagen zu schmal.

"Nichts wird verbaut"

Beim Neubau könne man auch einen Zugang von der Marienfelder Allee aus zum Bahnhof berücksichtigen, wie ihn der Senat sich wünscht. Einen Auftrag dafür gebe es bisher aber nicht, bedauerte Schulze. Überhaupt haben die wechselnden Regierungen trotz der extrem langen Planungszeit so manche Chance verstreichen lassen.

Erst jetzt hat sich der amtierende Senat dazu entschlossen, an der Buckower Chaussee doch einen Regionalbahnhof – und am Kamenzer Damm einen Haltepunkt für die S-Bahn bauen zu lassen. Ins aktuelle Projekt passen beide Vorhaben nicht mehr hinein; sie müssen nachträglich errichtet werden. „Verbaut wird aber nichts“, sicherte Schulze zu.

Bei der Frage, wie lange die Bahnhofstraße in Lichtenrade an der Baustelle unpassierbar sein werde, muss aber auch Schulze auf den Terminplan gucken: Von 2020 bis 2023 steht dort. Ursprünglich waren sogar viereinhalb Jahre genannt worden. Der gesamte Verkehr führt dann über die Goltzstraße und die Wolziger Zeile durch Wohngebiete.

Lärm müssen Anwohner auch weit entfernt von der Baustelle ertragen: Durch die Lastwagen, die Material zur und von der Baustelle weg fahren. „Wo wir können, vermeiden wir aber solche Fahrten“, sagte Schulze. Im Bereich des Bahnhofs Attilastraße, wo für die neuen Gleise ein Damm aufgeschüttet werden muss, solle die Lieferung durch Schiffe über den Teltowkanal erfolgen.

Laut war es auch schon Ende des Jahres, als die Bahn begann, entlang der Trasse Bäume zu fällen und Gebüsch zu entfernen. Auch Kleingärten wurden geräumt. Leer stehende Lauben waren aber ganz schnell wieder bewohnt. Illegal. Hier müsse jetzt die Polizei helfen, sagte Schulze.

Am Montag, dem 23. April, gibt es eine Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative „Die Bahn baut: Wie geht es weiter in Lichtenrade?“ Sie beginnt um 19 Uhr im Gemeinschaftshaus am Lichtenrader Damm 212.

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