Berlin-Charlottenburg: Avus-Tribüne wird neu belebt
Erstmals seit fast 20 Jahren geschieht etwas im Denkmal zwischen Autobahn und Messedamm: ein Umbau zum Veranstaltungsort mit Büros - und das ist nicht alles.
Seit dem letzten Avus-Rennen vor 19 Jahren wirkten die Zuschauerränge am Messedamm wie im Dornröschenschlaf – doch damit ist es nun vorbei. Seit ein paar Tagen sind Bauarbeiter auf der Avus-Tribüne zu sehen, die morschen Holzbänke wurden bereits entfernt. Im September geht es mit der Sanierung des Daches weiter. Denn der Unternehmer Hamid Djadda plant Veranstaltungsräume, Büros, ein Café und eventuell auch ein Avus-Museum in dem Baudenkmal.
Der Investor ärgerte sich über den Schandfleck
Bereits vor zehn Jahren hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Tribüne an andere private Eigentümer verkauft, dann aber geschah nichts. Djadda erwarb das Gebäude vor zwei Jahren. Er hatte sich beim Vorbeifahren immer wieder über den Verfall geärgert – auch weil die Tribüne doch mit das Erste sei, was viele autofahrende Berlin-Besucher von der Stadt sehen.
Die Avus („Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“) war 1921 als weltweit erste Autobahn entstanden. Die 240-Meter-Tribüne mit Platz für 4000 Besucher kam 1936 hinzu. Spätestens bis zum 100. Avus-Jubiläum im Jahr 2021 soll die Umgestaltung beendet sein. Die Dacharbeiten wurden bereits von den Denkmalbehörden genehmigt, für alles andere stellt Djadda in dieser Woche den Bauantrag nach Plänen des Hamburger Architekten Christoph Janiesch.
Veranstaltungen in verglaster Kanzel
Er will die Kanzel in der Mitte verglasen und darin auf 400 Quadratmetern Platz für Veranstaltungen schaffen. Darüber spreche er auch schon mit der Messe Berlin als möglichem Mieter, sagt Djadda. Schließlich liegt das Messegelände am Funkturm mit dem Tagungszentrum „City Cube“ gleich nebenan.
Im Mittelpunkt der Nutzungen sollen die Geschichte und die Zukunft des Automobils stehen. Dafür sind auch Glasboxen für Produktpräsentationen gedacht. Die Büros im Erdgeschoss möchte Djadda an Start-up-Firmen aus der Autobranche vermieten. Geht es nach ihm, würde es auf der Avus neue Rennen geben, und zwar mit Elektroautos in der „Formel E“. Dafür könne er selbst aber nicht sorgen, bedauert der 60-Jährige.
Bisher betreibt der im Iran geborene und in Hamburg aufgewachsene Unternehmer Djadda die „Berliner Blechschild Manufaktur“ in Tempelhof, in Neukölln gründete er die Marzipankonfekt-Marke „OHDE Berlin“.