Rosten statt rasen: Neue Pläne für verkommene Avus-Tribünen
Seit dem Ende der Avus-Rennen 1998 ist die Tribüne an der Nordkurve stark heruntergekommen. Jetzt will der Eigentümer neue Pläne bekannt geben – und auch die Messe Berlin zeigt sich interessiert.
Schon seit langem sind die seit Jahren ungenutzten Tribünen am nördlichen Ende der einstigen Rennstrecke Avus ein „Schandfleck“. So sieht es der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin, Christian Göke. Und er ist mit dieser Einschätzung nicht allein. Nun soll das langsam verfallende historische Areal am Charlottenburger Messedamm restauriert und optisch ansprechend hergerichtet werden. Das geht zumindest aus aktuellen Ankündigungen der Messegesellschaft und der Eigentümer des Baudenkmals, der Avus Tribüne GmbH, hervor.
„Es wird neue Aktivitäten geben, die wir in Kürze bekannt geben“, kündigte der Geschäftsführer der Avus Tribüne Gmbh, Kay Kaden, jetzt auf Anfrage des Tagesspiegels an. Noch sei man dabei, einige Probleme der Vergangenheit zu beheben – kürzlich gab es einen Wechsel in der Geschäftsführung des Unternehmens. Aber spätestens Ende Januar soll bekannt gegeben werden, was der Eigentümer mit der 1936 erbauten, von ihm 2007 gekauften Tribüne vorhat.
Bislang wurde kaum etwas getan
Aus einem 2011 gestellten Bauantrag geht hervor, dass die Investoren die 240 Meter langen und knapp zehn Meter breiten Zuschauerränge verglasen und umgestalten wollten. Einst boten sie 4000 Menschen an der Avus Platz. Von Gastronomie, Veranstaltungsräumen und einem Avus-Museum war zuletzt die Rede, ein Autokonzern war als Partner im Gespräch. Bis auf die Beseitigung einiger dringender Mängel am Dach ist bislang jedoch an dem Gebäude kaum etwas getan worden.
Der Gesellschafter der Avus Tribüne GmbH, ein in Bayern und Berlin tätiger Hochschullehrer, wolle bezüglich des Areals jetzt „Gas geben“, kündigte Geschäftsführer Kaden jetzt an. Und auch die in direkter Nachbarschaft tätige Messegesellschaft will ihren Teil dazu beitragen, dass die seit dem Ende der Avus-Rennen 1998 ungenutzte Tribüne optisch überholt wird. „Wir möchten für die Messe das Nutzungsrecht haben und würden da durchaus etwas investieren, um dem Ganzen eine bessere Ansicht zu geben“, sagte Messe-Geschäftsführer Göke dem Tagesspiegel. „Für uns wäre es sicher als Marketing- und Werbefläche interessant.“
Tribüne macht schlechten Eindruck von der Autobahn aus
Dass der Messe so viel daran liegt, dass sich etwas tut, hat vor allem mit dem schlechten Eindruck zu tun, den die heruntergekommene Tribüne von der Autobahn und vom Messedamm aus macht. „Und das genau vor unserem CityCube ist einfach ein schlechter erster Eindruck“, sagt Göke.
Das neue Kongresszentrum soll voraussichtlich im Mai 2014 eröffnet werden. Wenn dann in direkter Nachbarschaft des modernen Veranstaltungsbaus ein „verrotteter 30er-Jahre-Bau“ steht, so Messe-Pressesprecher Michael T. Hofer, dann werfe das bei Besuchern die Frage auf, wie die Messe so etwas zulassen könne. Daher strebe man an, der Tribüne ein „angenehmes, erfrischendes, modernes Aussehen“ zu verpassen.
Einen direkten Kontakt zwischen der Avus Tribüne GmbH und der Messe Berlin gibt es in der Sache noch nicht, beide Seiten bekunden aber großes Interesse daran, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Äußerungen des Messe-Geschäftsführers seien „eine interessante Entwicklung“, sagt Avus-Tribünen-Geschäftsführer Kaden. Man sei „offen dafür“.
Die erste Straße nur für Autos - Todestanz an der Nordkurve
SCHNELL
Seit 15 Jahren ist die Avus keine Rennstrecke mehr. Einst flitzten dort Rudolf Caracciola, Juan Manuel Fangio und Bernd Rosemeyer von Sieg zu Sieg – in den dreißiger Jahren mit einer Spitzengeschwindigkeit von über 400 km/h. Die pfeilgerade Strecke mit der überhöhten Nordkurve ermöglichte rasante Rennen, aber die Avus war auch berüchtigt wegen vieler dramatischer, tödlicher Rennunfälle.
GEFÄHRLICH
Seit 1913 wurde an der ersten nur für Autos zugelassenen Straße in Europa gebaut. Am 24. September 1921 gab der private Investor die Avus für den privaten Verkehr frei. Die mangelnde Erfahrung im Straßenbau machte sich aber dramatisch bemerkbar. Der Belag war schlüpfrig und hatte bald bis zu zehn Zentimeter hohe Bodenwellen. Besonders die spektakuläre Steilkurve war eine ständige Gefahrenquelle.
FILMREIF
Eine Verfolgungsjagd im James-Bond-Thriller „Octopussy“ wurde Anfang der achtziger Jahre an der Anschlussstelle Hüttenweg gedreht. Im spannenden Streifen „Die Bourne Verschwörung“ von 2004 ist das Avus-Motel zu sehen. Matt Damon wusch sich dort die Hände. Die alte Avus mit der Steilkurve ist aber nur im „Todestanz eines Killers“ von 1968 zu sehen, einem Agentenmovie des Kalten Krieges. za