Von Tag zu Tag: Auf in den Mai, raus ins Leben
Die Berliner freuen sich auf einen sonnigen Mai und das Ende des Ekel-Aprils. Zuerst muss aber noch der 1. Mai überstanden werden. Eine Glosse.
Also, liebe Leute, das kann doch nicht alles gewesen sein. Oder, um mit Uli Hoeneß, dem Bayern, vor seiner nicht ganz so freiwilligen Auszeit, zu reden: „Das war's noch nicht!“ Auszeiten sind irgendwann vorbei, mitunter sogar alle Jahre wieder. Hier zum Beispiel. Hier in Berlin wird alle Jahre wieder nach der alljährlichen Auszeit, vulgo: Winter, das Licht wieder angeknipst. Mal früher, mal später, aber irgendwann wird es wieder hell. Der April, nun ja, der war wie ein echter April, wie ein April vor dem Klimawandel, ein Fürchtegott-April, ein Rund-um-die-Uhr-Jammer-April. Der April kriegt es jetzt ab, er steht aber nur stellvertretend für all das Grauen der Auszeit. Und wenn man ihm etwas Gutes nachsagen möchte, dann, dass er all das Elend der Welt und das Elend Berlins und all die elendigen Figuren der Weltgeschichte fast vergessen machte. Wer braucht noch Trump oder den BER, wenn man so einen April hat.
Also, hey, das war's noch nicht. Der Mai kommt. Auch wenn er erst mal ein altes Ritual mitbringt: das Gewaltritual in Kreuzberg. Doch das ist nur lächerlich, kindisch, sinnfrei und absolut nicht autonom, und auch nicht antifaschistisch, nicht mal antirassistisch, es ist einfach nur dumpf und dumm. Das Aufatmen danach wird in der Stadt hörbar sein.
Denn danach ist wirklich Maienzeit, in der die Sonne scheint. Maien, die Zeit der Draußen-Feste. Und die, die keine Lust haben auf diese Feste, können immerhin draußen sitzen, mit Molle in der Sonne, oder auch ohne Molle, aber in der Sonne, oder auch mal unter einem Regenschirm, aber auf jeden Fall in der Sonne. Du, blöde Auszeit, hast jetzt ausgedient. Auf in den Mai, raus ins Leben.