Nach Kritik an bayerischer Matheprüfung: Auch Berliner Abiturklausur laut Umfrage „zu schwer“
Bayerische Schüler kritisieren die Matheprüfung beim Abi. Jetzt hat auch Berlins Landesschülerausschuss nachgefragt. Dem Tagesspiegel liegt das Ergebnis vor.
Eine Woche nach dem Prüfungstermin für die überregional kritisierten Abiturklausuren in Mathematik gibt es für Berlin ein erstes differenziertes Meinungsbild. Demnach bezeichnen 75 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage des Landesschülerausschusses (LSA) die Aufgaben der Leistungskursklausur als „zu schwer“ und knapp 70 Prozent die Grundkursklausur. Dies teilte Landesschülersprecherin Eileen Hager dem Tagesspiegel am Sonntag auf Anfrage mit.
Besonders groß ist die große Kritik am Analysis-Teil der Leistungskursklausur: Als „unverhältnismäßig“ stuften über 70 Prozent die Leistungskursklausur ein (Grundkurs: 34 Prozent). In Bezug auf die Grundkursklausur gibt es solche Ausschläge nicht: Lediglich eine leichte Mehrheit von 54 Prozent (Leistungskurs: 41 Prozent) fand jene Aufgaben zu schwer, die ohne Taschenrechner und Formelsammlung bewältigt werden mussten: Dieser „hilfsmittelfreie Teil“ war dieses Jahr erstmals zwingend vorgeschrieben.
Der Landesschülerausschuss wollte es aber noch genauer wissen. Er fragte deshalb auch detailliert nach weiteren Aspekten – etwa nach dem Schwierigkeitsgrad in Stochastik und Analytischer Geometrie. Diese Prüfungsteile wurden aber von über 80 Prozent der Leistungskursschüler nicht als unverhältnismäßig schwer eingestuft (Grundkurs 54 bzw. 59 Prozent). Überwiegend verneint wurde auch die Frage, ob Inhalte geprüft wurden, die nicht im Unterricht behandelt worden waren.
„Wir wollten uns nach den vielen Beschwerden einen Überblick verschaffen“, begründet Hager die Umfrage, die zwischen dem 6. und 10. Mai stattfand. 870 Schüler hätten teilgenommen, von denen 485 angaben, die Grundkursklausur geschrieben zu haben und 385 die Leistungskursklausur. Diese Umfrage habe nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein, zudem könne der LSA „nicht sicherstellen, dass alle Antworten tatsächlich von Prüflingen stammen“, gibt der Landesschülerausschuss zu bedenken. Eine Beurteilung der Umfrageergebnisse will das Gremium auf seiner nächsten Sitzung am 14. Mai vornehmen.
Wie berichtet, kommt die meiste Kritik am diesjährigen Abitur aus Bayern: Hier gibt es beim Petitionsportal Change.org bereits mehr als 70.500 Unterschriften für die Forderung, die Bewertung des Mathematikabiturs „anzupassen“. Die einzelnen Bundesländer schreiben überwiegend unterschiedliche Klausuren, allerdings alle am gleiche Tag, wobei einzelne Aufgaben aus einem gemeinsamen Pool entnommen werden.
In Bayern müssen alle 37.000 Abiturienten eine Mathematikprüfung ablegen, in Berlin nur jene Abiturienten, die Mathematik als Prüfungsfach gewählt haben. Das waren dieses Jahr rund 7000 Schüler, davon 2700 im Leistungskurs. Von Berliner Lehrern kommt insbesondere Kritik an „verschwurbelten“ Aufgabenstellungen: Die Texte seien schwieriger als die dahinter „verborgenen“ Aufgaben.
Seitens der Lehrerverbände und der Kultusministerkonferenz gibt es unterschiedliche Signale, was den Schwierigkeitsgrad anbelangt. In der Vergangenheit gab es eher Kritik an zu laschen Abiturprüfungen – insbesondere in Berlin. Ein Berliner Lehramtsstudent hatte zuletzt nachgewiesen, dass das Berliner Abitur leichter ist als das bayerische. Darüber hinaus gibt es bundesweit immer wieder Klagen über die mangelnde Studierfähigkeit der Abiturienten.
Bei Change.org hält sich Resonanz aus Berlin in Grenzen: Rund 3500 unterschrieben bisher für die Forderung, die Bewertung hochzusetzen. Zum Vergleich: Unter der Thüringer Petition gibt es rund 6000 Unterschriften, im Saarland 5000, in Brandenburg rund 750.
Die Aufgaben des diesjährigen Berliner Mathematik-Abiturs finden Sie HIER.