Berliner Flughafen: Am BER wird es vorerst keine Lärmpausen geben
Berlins Zusagen an Anwohner scheinen schwer haltbar. Die Eröffnung des BER könnte sich bis 2019 verzögern.
Es wird eng am Himmel über Schönefeld, und auch bei der Frage des BER-Starttermins. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) pocht darauf, den Termin zur Eröffnung des neuen Berliner Airports „mindestens 13 Monate vorher“ zu erfahren. Das erklärte Robert Ertler, Leiter für Luftraumentwicklung bei der DFS am Montag nach einer Sitzung der Fluglärmkommission in Schönefeld. „Wir brauchen mindestens 13 Monate Vorlauf.“ Und zwar, um die Flugverfahren zu simulieren, Lotsen zu schulen und alles international bekannt zu machen. Diese Vorgabe sei inzwischen mit der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) abgestimmt.
Flugzeuge müssen in der Luft vorsortiert werden
Nachdem gerade ein Start 2017 gecancelt wurde, begründet mit nicht funktionierenden Automatiktüren und dem Austausch von zwei Kilometer Sprinkler-Hauptrohren, soll der BER nun 2018 ans Netz. Auch in der Fluglärmkommission bekräftigte die FBB dieses Ziel in einer Präsentation. Darin heißt es: „Bei BER-Betriebsaufnahme 2018 werden etwa 35 Millionen Passagiere auf zwei Terminals verteilt.“ Das ist das „Double-Roof“-Konzept, bei dem am neuen viel zu kleinen BER-Terminal 24,8 Millionen Passagiere und 9,8 Millionen im alten Schönefelder DDR-Terminal abgefertigt werden, das nun mindestens bis 2023 weiter gebraucht wird. Das wiederum hat Folgen – im Luftraum, aber auch für den Betrieb am Boden. Damit sich Flieger nicht ins Gehege kommen, auf dem Weg zum SXF-Terminal oder zum BER keine Bahn kreuzen müssen, werden sie nach Auskunft von Ertler schon 25 bis 30 nautische Meilen von der für den Norden Deutschlands zuständigen DFS-Zentrale in Bremen für die Nord- oder Südbahn „vorsortiert“. Grundsätzlich bleibe es bei den bisherigen Flugrouten, gebe es keine neuen Belastungen.
Keine Lärmpausen und keine Mittel für Gutachten
Dafür bringen die 13 Monate Flughafenchef Karsten Mühlenfeld noch mehr ins Dilemma. Er hält bislang eisern daran fest, seriös einen Eröffnungstermin erst nach Bau-Ende nennen zu können. Und dafür wird zwar der 30.6.2017 angepeilt. Doch in einer Vorlage für den Aufsichtsrat wird als „Risikopuffer“ schon kalkuliert, dass sich das bis „September 2017“ hinziehen kann. Mit der DFS-Frist wäre dann nur ein BER–Start im November 2018 möglich. Eine Winter-Eröffnung hat Mühlenfeld bisher ausgeschlossen – 2019 rückt damit näher.
Die Sitzung brachte weitere brisante Ergebnisse. Danach ist nun selbst der im Berliner Koalitionsvertrag verankerte Minimalkompromiss gescheitert, statt einer Ausweitung des Nachtflugverbotes wenigstens „Lärmpausen“ für BER-Anwohner durch alternierende Landebahn-Nutzungen („Drops“) zu erreichen. Solange das Double-Roof-Konzept läuft, sei das „nicht möglich“, sagte Gerhard Steintjes, der Vorsitzende der Kommission, die die Anrainer-Interessen vertritt. Steintjes warf Berlin und Brandenburg im Namen der Mitglieder vor, die Kommission personell und finanziell im Regen stehen zu lassen. Als diese jetzt um Mittel für ein Gutachten bat, um durch Hochschulen in Berlin und Wildau für den BER das Modell „Heathrow“ zu prüfen – eine Bahn nur für Starts, eine nur für Landungen – habe man nur Absagen erhalten.