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Endstation Märkisches Viertel? Wird auch diesmal nichts – trotz aller freundlichen Worte vor der Wahl.
© Kai-Uwe Heinrich

Nach der Wahl in Berlin: Alle U-Bahn-Projekte gestoppt

Vor der Wahl machten sich viele Bürger Hoffnung, dass ihr Nahverkehr verbessert wird. Doch dann kam alles anders. Der Ärger ist groß.

Die Hoffnung war da: Der von der CDU initiierte Weiterbau der U-Bahn-Linie U 8 ins Märkische Viertel, für den die Partei auch fleißig Unterschriften gesammelt hatte, schien eine neue Chance zu bekommen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte angekündigt, die Strecke könne verlängert werden – wenn das Geld dafür vorhanden sei. Und Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) bezeichnete die Verlängerung als „sinnvolle Idee.“ Jetzt sind in den rot-rot-grünen Koalitionsverhandlungen alle U-Bahn-Projekte gestoppt worden. Der Ärger in Reinickendorf ist groß.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel sieht darin gleich einen „Betrug am Wähler.“ Der CDU-Abgeordnete Michael Dietmann, der das Unterschriftensammeln initiiert hatte, warf Müller und Geisel vor, sie täuschten auch alle anderen Berliner, die auf U-Bahn-Verlängerungen in Randbereiche und große Siedlungsgebiete gesetzt hätten.

Im Sommer hatte die SPD/CDU-Koalition den Senat noch aufgefordert, das Erweitern des heute 177 Kilometer langen U-Bahn-Netzes zu prüfen. Linke, Grüne und ein Großteil der SPD lehnen das Bauen im Untergrund aber ab; sie setzen auf den billigeren Ausbau des Straßenbahn-Netzes. Damit wären zumindest in dieser Legislaturperiode weitere Projekte erledigt.

U 1

Die Verlängerung von der Warschauer Straße zum Ostkreuz hatte der damalige Berliner Bahnchef BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta schmackhaft gemacht. In den alten Plänen ist vorgesehen, die U-Bahn bis zur U 5 an der Frankfurter Allee weiterzubauen. Für einen Schwenk zum Ostkreuz müssten bei dessen derzeitigem Umbau Vorbereitungen für den U-Bahn-Bau getroffen werden. Bleiben sie jetzt aus, würde es noch schwieriger werden, die U-Bahn zu bauen. Am westlichen Ende wäre der Weiterbau von der Uhlandstraße zum Adenauerplatz gestrichen.

U 3

Auch der Lückenschluss der U 3 zwischen Krumme Lanke und dem S-Bahnhof Mexikoplatz lässt nach dem vorliegenden Beschluss weiter auf sich warten.

U 2

Hier gab es Ideen, die Strecke in Pankow bis zur Kirche und in Spandau von Ruhleben bis ins Falkenhagener Feld zu verlängern. Der Bahnhof Rathaus Spandau ist als Umsteigestation zur U 7 vorbereitet.

U 6

Vorerst gestrichen ist auch der Abzweig von der U 6 auf das Gelände des heutigen Flughafens Tegel, auf dem Gewerbe und Wohnungen entstehen sollen.

U 7

Bei der längsten Linie im Netz gab es Forderungen, sie im Süden von Rudow bis zum BER weiterzubauen. In Spandau gibt es Pläne, sie bis nach Staaken zu führen. Geprüft werden solle - so forderten es SPD- und CDU-Fraktionen im Juni 2016 - , ob es Sinn macht und ob es finanzierbar ist, diese bis zur Großsiedlung Heerstraße-Nord zu verlängern. Wie berichtet, ächzt der Umland- und Stadtrandverkehr seit Jahren im Berufsverkehr über volle Straße; vor allem der Engpass an der Heerstraße ist ein stetes Dauerärgernis - auch ohne Freybrücke. Die örtliche CDU war dafür, die örtliche SPD warb später ebenfalls dafür ("Bei der U-Bahn nach Staaken darf's nicht bleiben"). Nach der Wahl ist das Thema erst mal wieder vorbei.

U 9

Schon vor Jahrzehnten war fest geplant worden, die U 9 vom Rathaus Steglitz bis Lankwitz, Kirche, fahren zu lassen. Als die Pläne konkreter wurden, übernahm die BVG 1984 den Betrieb der S-Bahn in West-Berlin. Und der Senat pumpte das Geld vorwiegend in deren Wiederaufbau.

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