Berliner Abgeordnetenhaus: AfD geht langsam auf Distanz zu Andreas Wild
Der umstrittene Abgeordnete könnte aus seiner Fraktion ausgeschlossen werden. Seine Bundestagskandidatur ist ebenfalls in Gefahr.
Dem umstrittenen AfD-Politiker Andreas Wild droht der Ausschluss aus seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus. „Es wird darüber wahrscheinlich nächsten Dienstag eine Abstimmung geben“, sagte Wild. Der Fraktionsvorstand der Partei wollte dies nicht kommentieren, Fraktionskreise bestätigten die geplante Abstimmung jedoch. Um Wild auszuschließen, müssen zwei Drittel der Fraktionsmitglieder gegen ihn votieren – das scheint angesichts der Kräfteverhältnisse in der Partei sehr wahrscheinlich.
„Wir wollen zeigen, dass unser Laden sauber ist“, sagte ein AfD-Parlamentarier. Man sei Wilds Disziplinlosigkeit und seine rechten Eskapaden satt. Tatsächlich ist Wild immer wieder mit provokanten Äußerungen aufgefallen. So forderte er, Flüchtlinge in „spärlich besiedelte Landstriche“ unterzubringen, beleidigte die Kanzlerin als unfruchtbar und sagte, kinderlose Politiker seien „eher verantwortungslos“.
Offenbar zu viel für die Berliner AfD, die im April einen gemäßigten Kurs beschlossen hatte, der sie langfristig koalitionsfähig machen soll.
Wild wäre nach Kay Nerstheimer bereits der zweite fraktionslose AfD-Politiker. Nerstheimer, der für die Partei bei der Abgeordnetenhauswahl ein Direktmandat in Lichtenberg gewonnen hatte, war danach nicht in die Fraktion eingetreten. Zuvor war seine Mitgliedschaft in der rechtsextremen „German Defence League“ bekannt geworden. Gegen Nerstheimer läuft inzwischen ein Parteiausschlussverfahren.
Vorschlag für Bundestagskandidatur zurückgezogen
Andreas Wild droht derweil auch in Neukölln Ungemach, wo er als Direktkandidat für die Bundestagswahl aufgestellt worden war. Nachdem Bernward Eberenz, Stadtrat und Vorsitzender der Neuköllner AfD, als Reaktion auf Wilds Nominierung die Partei verlassen hatte, hat die Partei diesen Vorschlag offenbar zurückgezogen.
Am Sonntag, einen Tag bevor die Einreichungsfrist bei der Landeswahlleiterin endet, soll erneut abgestimmt werden. Wild will dann wieder antreten und rechnet mit einer erneuten Nominierung: „Es kann aber sein, dass die Partei mich wieder nicht akzeptiert und wir ohne Direktkandidaten in Neukölln antreten.“