Kaufhaus am Ostbahnhof: Abschied vom Centrum-Warenhaus
Im Kaufhaus am Ostbahnhof war der Mangel in der DDR geringer als anderswo. Eine Erinnerung.
Der Anzug für die Jugendweihe in der kleinsten Größe. Das Taschenradio, das in allen Musikgeschäften seit Wochen nicht zu kriegen ist. Das Manikürset für Mama in edler West-Ausstattung. Was es in den Läden Ost-Berlins nicht mal mehr unter der Ladentheke gab (Hamm’wa nich, kriegen wir nich!“) bekam man mit Glück im Zentrum – im „Centrum“. Natürlich im berühmten Waben-Warenhaus am Alex. Oder bei seiner unscheinbaren, aber für Ost-Verhältnisse gut sortierten Schwester am Hauptbahnhof der Hauptstadt der DDR (heute Ostbahnhof). Hier mangelte es an weniger.
Nun wird das Kaufhaus abgewickelt. Und ein kleines Stück Ost-Berliner Erinnerung in Kastenbauweise verschwindet ohne Kassenbon.
Die kleine Shopping-Schwester rechnet sich kaum noch, der Mietvertrag läuft nächstes Jahr aus und wird von „Galeria Kaufhof“ nicht mehr verlängert. Die 89 Mitarbeiter kommen bei der großen Schwester am Alexanderplatz unter und dürfen sich dort am Brunnen der Völkerfreundschaft gegen den Primark-Ballermann-Bummel-Rummel behaupten. Am Ostbahnhof, dessen Umfeld noch schlechter geraten ist, herrscht bald Leere wie in vielen DDR-Einkaufsregalen.
Dit kriegen wir ooch nich’ mehr rin.