Einschätzung der Sicherheitsbehörden: Abdul Adhim Kamouss: Salafist, aber kein Gewaltprediger
Der Imam aus der Berliner Al-Nur-Moschee gilt als Vertreter des politischen Salafismus, ohne Gewalt zu predigen. Dennoch tauchte er im Verfassungsschutzbericht auf.
Normalerweise predigt er in Moscheen. Am Sonntag allerdings hatte Abdul Adhim Kamouss seinen ganz großen Auftritt. Bei Günther Jauchs Talkrunde konnte der Imam vor einem Millionenpublikum fast ungestört „seinen“ Islam vorstellen. Und der 37-Jährige genoss seinen Auftritt sichtlich. Schließlich bekam er auch die Gelegenheit, sich als Friedensstifter selbst zu loben. Als einen, der jeglicher Gewalt eine Absage erteilt. Doch wie glaubhaft sind Kamouss’ Ausführungen? Hatte da ein Hardcore-Geistlicher die Sendung gekapert?
In Sicherheitskreisen gilt der Berliner Imam, der in Marokko geboren wurde, als Vertreter des politischen Salafismus. Diese ultrakonservative Strömung innerhalb des Islam tritt für eine rigorose Rückbesinnung auf die Traditionen der „Altvorderen“ ein. So wird ein Lebensstil propagiert, der sich an den fundamentalistischen Vorstellungen der ersten Muslime und der islamischen Frühzeit orientieren soll. Demzufolge sehen Salafisten ausschließlich die Bestimmungen des Korans und die Lehren des Propheten als verbindlich an.
Dieses rückwärtsgewandte, erzkonservative Weltbild vertrete auch Kamouss, heißt es. Allerdings sei er keiner, der Gewalt oder dem „heiligen Krieg“ gegen vermeintlich Ungläubige das Wort rede. Dennoch tauchte der Imam 2010 im Berliner Verfassungsschutzbericht auf. Dort heißt es, Kamouss habe mit dem damaligen Rapper Deso Dogg – der jetzt zum Führungszirkel der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gehört – für ein „Islam-Seminar“ in der Neuköllner Al-Nur-Moschee geworben. Dort predigt Kamouss seit Jahren und soll gerade bei Jugendlichen sehr beliebt sein. Das Gotteshaus ist in der Vergangenheit bereits mehrfach in die Schlagzeilen geraten. So hetzte dort erst vor kurzem ein dänischer Geistlicher gegen Juden. (Ch. B.)