zum Hauptinhalt
Aus dem Bodemuseum auf der Museumsinsel wurde im März 2017 eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze gestohlen.
© dpa/Tim Brakemeier (1), Reinhard Saczweksi/promo (2)
Update

Spektakulärer Diebstahl in Berlin: 100-Kilo-Goldmünze aus Bodemuseum gestohlen

Diebe sind in der Nacht zu Montag wohl durch ein Fenster ins Bodemuseum auf der Museumsinsel eingestiegen. Sie erbeuteten eine schwere Goldmünze. Deren Materialwert liegt bei rund 3,7 Millionen Euro.

Einen derart filmreifen Diebstahl hat Berlin lange nicht erlebt: In der Nacht zu Montag brachen Unbekannte ins Bodemuseum ein und stahlen eine 100 Kilogramm schwere Münze aus reinem Gold. Deren Nennwert beträgt eine Million Dollar, das Material ist beim aktuellen Goldpreis rund 3,7 Millionen Euro wert.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei kamen und entkamen die Täter durch ein Fenster oberhalb eines Brückensockels, der bis zur weitgehenden Zerstörung der Museumsinsel im Krieg das Bode- mit dem Pergamonmuseum auf der anderen Seite der Bahntrasse verband. Jetzt ist die Ruine des Sockels die einzige Stelle, an der das Bodemuseum direkt an die S-Bahn-Trasse heranreicht. Mit einer Leiter sollen die Täter ein Fenster erreicht haben, das sich laut Polizeisprecher Winfrid Wenzel „drei bis vier Meter oberhalb der Bahntrasse“ befindet. Von dort muss es noch ein ganzes Stück durchs Haus gegangen sein, denn das Münzkabinett befindet sich in einer tiefer gelegenen Etage.

Kamen die Einbrecher über die S-Bahntrasse? Eine Leiter im Gleisbett und keine erkennbaren Einbruchsspuren an den Wasserseiten lassen darauf schließen.
Kamen die Einbrecher über die S-Bahntrasse? Eine Leiter im Gleisbett und keine erkennbaren Einbruchsspuren an den Wasserseiten lassen darauf schließen.
© Stefan Jacobs

Die Tat geschah zwischen 3.20 und 3.45 Uhr

Die Tat geschah nach Auskunft von Wenzel zwischen 3.20 und 3.45 Uhr früh. Die erste reguläre S-Bahn vom Hackeschen Markt zur Friedrichstraße fährt um 4.13 Uhr. Die nächtliche Betriebspause war also noch lang genug, um die Münze mit 53 Zentimetern Durchmesser entlang der Gleise noch etwa 100 Meter ostwärts zu transportieren. Jenseits der Spree, am Monbijoupark, sollen die Täter mit ihrer Beute abgestiegen sein. Die S-Bahn hätten sie jedenfalls nicht genommen, sagt Wenzel. Wie viele Personen beteiligt waren, ist offenbar noch nicht klar. Selbst zu zweit dürfte der Abtransport der Beute kaum zu schaffen gewesen sein.

Gewaltsam geöffnet haben die Täter nicht nur das Fenster, sondern auch die Panzerglasvitrine, in der sich die einzeln präsentierte Münze befand – laut Polizei „mit brachialer Gewalt“, was dafür spricht, dass die Täter außer der Münze auch ein schweres Werkzeug zu schleppen hatten. Ansonsten sei nichts weiter zerstört oder gestohlen worden. Die Vitrine mit der Münze habe den Mittelpunkt eines Ausstellungsraumes gebildet, in dem auch andere, deutlich kleinere Münzen gezeigt wurden.

Polizei wurde um vier Uhr früh alarmiert

Die Polizei wurde laut Wenzel um vier Uhr früh von einem Sicherheitsmitarbeiter des Museums alarmiert. Ob eine Alarmanlage oder das Wachpersonal den Einbruch registriert haben, verraten Polizei und Museum vorerst ebenso wenig wie die Information, ob es möglicherweise Videobilder der Tat gibt. Außen am Museum sind im Bereich der Baustellenzufahrt unterhalb der S-Bahn-Bücke Kameras angebracht, die allerdings das Parterre im Fokus haben und nicht die höher gelegene Bahntrasse.

Die Auswirkungen der Tat bekamen am Montagmorgen vor allem die Fahrgäste der S-Bahn mit, die wegen der polizeilichen Ermittlungen stundenlang nicht zwischen Alexanderplatz und Friedrichstraße fuhr. Die bei dem Einbruch verwendete Leiter lag auf der Bahntrasse. Später, als sich der Zugbetrieb gerade zu normalisieren begann, brachte dann eine Signalstörung den Fahrplan für den Rest des Tages durcheinander.

Goldmünze gilt auf dem Kunstmarkt als unverkäuflich

Bei den Passanten rund um die Museumsinsel sprach sich die spektakuläre Tat nur ganz allmählich herum, zumal die Museen montags geschlossen sind. „Des isch ja der Hammer!“, sagte eine schwäbische Touristin, die zuvor vergeblich am vergitterten Haupteingang des Museums gerüttelt hatte und nun von der Tat erfuhr. Die lässt das haushohe Werbeplakat fast als Herausforderung für besonders dreiste Einbrecher erscheinen: „Muse Macht Moneten / Kunst prägt Geld“, steht auf dem blauen Riesentransparent über dem Kupfergraben. Die Ende November gestartete Sonderausstellung soll bis zum 27. Mai laufen. Am Dienstag sei das Haus wieder „ganz normal“ geöffnet, hieß es bei den Staatlichen Museen.

Nach einer ersten Einschätzung der Polizei ist die Goldmünze auf dem Kunstmarkt unverkäuflich, aber wegen ihres Materialwertes attraktiv für Kriminelle. Schlimmstenfalls könnte sie eingeschmolzen werden. „Wir hoffen natürlich, dass die Münze in der Verfassung wiedergefunden wird, in der sie am Sonntagabend war“, sagte der Polizeisprecher am Montagmittag, während hinter ihm ein mattgrüner Transporter der Kriminaltechniker in die Baustraße zum Museum einbog.

Die Berliner Polizei ermittelt am Bodemuseum.
Die Berliner Polizei ermittelt am Bodemuseum.
© Stefan Jacobs

Laura Hofmann, Stefan Jacobs

Zur Startseite