Corona-Lage in Deutschland verschärft: Zahl der Neuinfektionen und Todesfälle steigt sprunghaft
Mehr als 5000 Neuinfektionen und 43 neue Todesfälle – das sind die aktuellsten Corona-Zahlen in Deutschland. Doch es gibt Erklärungen für den Anstieg.
Gleich zwei Corona-Zahlen haben am Mittwoch Schwellen von vor mehreren Monaten übertroffen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge erstmals seit Mitte April mehr als 5000 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages – und so viele Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 wie seit Ende Mai nicht mehr.
Insgesamt registrierte das RKI 5132 Neuinfektionen und damit rund 1000 Fälle mehr als noch am Vortag. In der vergangenen Woche waren es 2828 Neuinfektionen gewesen. Der bisherige Rekordwert an Neuinfektionen in Deutschland ist allerdings noch längst nicht erreicht. Der datiert vom 28. März und lag damals bei 6294.
Der Anstieg ist Regierungssprecher Steffen Seibert zufolge vor allem auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Die allermeisten Infektionen ereigneten sich derzeit im Inland, sagte Seibert. Nur etwa zehn Prozent der Infektionen ereigneten sich im Ausland.
Allerdings ist bei den Zahlen eines zu beachten: Die jetzigen Werte sind nicht mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird – und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Das zeigt sich deutlich an der Positivrate, die zu Hochzeiten im Frühjahr bei rund neun Prozent lag. Zu der Zeit wurden wöchentlich rund 400.000 Menschen getestet.
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Die Zahl der Coronatests schwankt seit Mitte August zwischen rund 1,1 Millionen und 1,2 Millionen pro Woche. Die Rate der positiven Tests ist nach RKI-Angaben vom Mittwochabend jedoch deutlich gestiegen: von 0,74 Prozent Ende August auf 2,48 Prozent in der Woche vom 5. bis 11. Oktober.
Beunruhigend hingegen ist die aktuelle Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Covid-19: Diese ist den offiziellen Zahlen des RKI zufolge innerhalb eines Tages um 43 gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit dem 28. Mai – damals waren es sogar 62 Corona-Todesfälle an einem Tag. In den vergangenen Wochen hatte die Zahl der täglichen Todesfälle meist im einstelligen Bereich gelegen.
Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg damit auf 9680. Der höchste Anstieg innerhalb eines Tages in Deutschland datiert vom 16. April: Damals waren es 315. Deutschland verzeichnete damit nun in dieser Woche einen höheren Anstieg als beispielsweise Italien. Dort war die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 am Montag um 39 gestiegen. In den stark betroffenen Ländern Frankreich und Spanien waren es zuletzt durchschnittlich mehr als 50.
Das RKI schreibt zur momentanen Situation: „Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert.“ Beim Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten werden sich Bund und Länder deshalb auf neue Beschränkungen einigen.
Der Anteil der Covid-19 Fälle nehme in der älteren Bevölkerung leicht zu. Senioren gelten in der Regel als anfälliger für eine schwere Corona-Erkrankung als Jüngere. Damit ließe sich auch der Anstieg der Todesfälle erklären.
Zahl der Intensivpatienten sinkt leicht
Die Zahl der Corona-Patienten auf der Intensivstation stieg zwar in den vergangenen Tagen merklich, ist aber weiterhin vergleichsweise niedrig. Von Dienstag auf Mittwoch sank die Zahl der Intensivpatienten sogar von 618 auf 602. Allerdings waren es eine Woche zuvor noch rund 450. Der Anteil derer, die invasiv beatmet werden müssen, liegt bei 54 Prozent.
Insgesamt sind demnach in Deutschland aber noch rund 8700 Intensivbetten frei. Experten gehen generell davon aus, dass sich der Anstieg bei den Neuinfektionen erst einige Zeit später bei der Zahl der Schwerkranken und Toten niederschlägt.
Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 334.585 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 14.10., 0.00 Uhr). Nach Schätzungen des RKI gibt es etwa 281.900 Genesene.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland dem Lagebericht zufolge vom Dienstag bei 1,18 (Vortag: 1,29). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab. Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert nach Angaben vom Dienstag bei 1,20 (Vortag: 1,25). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen. (mit dpa)
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