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Coronavirus-Studie in Gangelt: Wo sich im Haushalt Erreger befinden – und warum Händewaschen wichtig ist

Ein Team um den Virologen Streeck hat 21 Haushalte unter die Lupe genommen. Die Raumluft war in keiner Probe kontaminiert, Abwasserproben zu knapp 20 Prozent.

Es ist eine Frage, die sich Menschen in den vergangenen Wochen und Monaten wohl häufig stellen: Wie groß ist die Gefahr, sich in der Wohnung mit dem Coronavirus anzustecken? Forscher Hendrik Streeck und Forscherin Ricarda Maria Schmithausen sind dieser Frage mit ihrem Team nachgegangen und haben untersucht, wo im Haushalt mit dem Coronavirus infizierter Personen sich die Erreger befinden können.

In der seit dem Coronavirus-Ausbruch bekannten Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg nahm das Team Proben in 21 unter Quarantäne stehenden Haushalten, in denen 43 Erwachsene leben, davon 26 infiziert. Untersucht wurden erstens die Raumluft, zweitens Abwasser aus Waschbecken- und Duschabflüssen sowie Toiletten und drittens verschiedene Oberflächen, über die eine Verbreitung möglich wäre.

Abwasser am stärksten mit Coronavirus kontaminiert

Das Ergebnis: Die Raumluft war in keinem der 21 Haushalte kontaminiert. Von den Proben, die von Oberflächen genommen wurden, wiesen nur 3,36 Prozent das Virus auf. Die vier betroffenen Gegenstände seien eine Fernbedienung, eine Kamin-Abdeckung und zwei metallenene Türklinken gewesen.

In rund 19 Prozent der Abwässer von Waschbecken und Dusche fanden die Forscher Viruserbgut, noch immerhin rund neun Prozent im Toiletten-Abwasser

Das liegt laut den Forschern daran, dass die Viruskonzentration im Rachen und an den Händen hoch sein kann und die Erreger nach dem Zähneputzen und Händewaschen direkt ins Abwasser gelangen. Dass früher bereits Viruserbgut, nur eben weniger, in Stuhl und Urin nachgewiesen wurde, passt auch zu den Ergebnissen.

Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn. 
Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn. 
© Federico Gambarini/dpa

Das Wissenschaftsteam geht aufgrund der Studie davon aus, dass die indirekte Ansteckung mit dem Virus, also nicht die von Mensch zu Mensch, eine eher kleine Rolle spielt. 

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Weitere Studien seien nötig, um dies genauer zu klären - auch, um sicherzugehen, dass die gewählten Methoden des Probentransports und der Raumluft-Probennahme keine methodischen Fehler beinhalteten. Die Empfehlung bleibe ungeachtet dessen weiterhin: Häufiges Händewaschen, auch nach dem Kontakt mit Abwasser in Dusche und Waschbecken, und das Betätigen der Klospülung bei geschlossenem Deckel.

Wichtig ist zu beachten, dass der Nachweis von Virenerbgut noch keine Aussage darüber trifft, ob auch tatsächlich infektiöse Erreger vorhanden sind. Denn: Wer sich die Hände mit Seife wäscht, zerstört damit zwar die Virenhülle und die Infektiosität geht verloren. Erbgut könnte aber dennoch vorhanden sein. 

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