„Lebensrettender wissenschaftlicher Durchbruch“: WHO feiert britische Dexamethason-Studie zur Corona-Behandlung
Eine vorläufige Studie zeigt: Der Entzündungshemmer Dexamethason könnte die Sterberate bei schweren Covid-19-Verläufen senken. Die WHO gratuliert den Forschern.
Die Weltgesundheitsorganisation hat die vorläufigen Ergebnisse einer britischen Studie zu einem Medikament gegen die Lungenkrankheit Covid-19 als Durchbruch begrüßt. Bei dem Entzündungshemmer Dexamethason handle es sich um das erste Mittel, das die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten verringere, die auf Sauerstoff oder Beatmungsgeräte angewiesen seien, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
„Das sind großartige Neuigkeiten“, ergänzte Tedros. „Ich gratuliere der Regierung des Vereinigten Königreichs, der Universität Oxford sowie den vielen Krankenhäusern und Patienten im Vereinigten Königreich, die zu diesem lebensrettenden wissenschaftlichen Durchbruch beigetragen haben.“
Der WHO-Chef bezog sich auf eine klinische Studie zum Entzündungshemmer Dexamethason. Es handelt sich um vorläufige Ergebnisse, die noch nicht veröffentlicht und nicht von anderen Experten begutachtet wurden. Demnach sank bei Patienten, die künstlich beatmet wurden und das Medikament bekamen, die Sterberate um ein Drittel, wie die federführenden Wissenschaftler von der Universität Oxford in einer Pressemitteilung berichten.
„Dexamethason ist das erste Medikament, von dem gezeigt wurde, dass es das Überleben bei Covid-19 verbessert“, erklärte Peter Horby, einer der Leiter der „Recovery“-Studie. „Dexamethason ist kostengünstig, verfügbar und kann sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten.“
In der „Recovery“-Studie untersuchen Wissenschaftler die Eignung verschiedener bereits zugelassener Medikamente als Mittel gegen Covid-19. Insgesamt sind den Angaben zufolge mehr als 11.500 Patienten aus über 175 Kliniken in Großbritannien in die Studie aufgenommen.
Der Dexamethason-Teil der Studie umfasste demnach insgesamt 2104 Patienten, die für zehn Tage einmal täglich 6 Milligramm Dexamethason bekamen. 4321 Patienten dienten als Kontrollgruppe.
Von acht Schwerkranken könnte einer gerettet werden
Die Sterblichkeit nach 28 Tagen war unter den künstlich beatmeten Patienten am höchsten. Sie lag ohne Dexamethason-Behandlung bei 41 Prozent. In der Versuchsgruppe sank sie um ein Drittel. Bei den Patienten, die Sauerstoff bekamen, aber nicht künstlich beatmet wurden, sank sie um ein Fünftel. Bei den Patienten, die gar keinen Sauerstoff benötigten, zeigte die Behandlung keine Wirkung.
Basierend auf den Zahlen würde bei der Behandlung von acht schwerkranken Covid-19-Patienten durch Dexamethason ein Todesfall verhindert, heißt es in der Mitteilung. „Diese vorläufigen Ergebnisse der „Recovery“-Studie sind sehr eindeutig - Dexamethason reduziert das Sterberisiko bei Patienten mit schweren Atemkomplikationen“, erklärte Martin Landray, ein weiterer Studienleiter.
Nick Cammack, Covid-19-Forschungsbeauftragter bei der Wellcome-Stiftung, sprach in einem Statement von einem Durchbruch. Das Medikament müsse den Tausenden von schwer Erkrankten weltweit nun zugänglich gemacht werden. Die in London ansässige Wellcome-Stiftung setzt sich für die Verbesserung der weltweiten Gesundheit ein.
Dexamethason wird üblicherweise als Entzündungshemmer eingesetzt, etwa bei Entzündungen von Haut und Gelenken. (dpa)
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