Bedrohung für Arten, Böden, Klima: Weiter zunehmende Abholzung in Amazonien
Im Januar ging im brasilianischen Amazonasgebiet mehr als doppelt so viel Regenwald wie im Vorjahreszeitraum verloren. Daten deuten auf weitere Beschleunigung.
Allein im Januar sind im brasilianischen Amazonasgebiet rund 284 Quadratkilometer Regenwald durch Abholzung und Brandrodung verloren gegangen.
Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum, wie das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) unter Berufung auf vorläufige Zahlen berichtete.
Das Inpe wertet Satellitenbilder aus. Mit einer schnellen Erhebung untersucht es die Veränderungen des Waldes in Echtzeit.
Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz
Die Zahlen des Inpe geben so einen Hinweis darauf, wie sich die offizielle Entwaldungsrate bezogen auf ein Jahr entwickeln könnte. Die Rate bezieht sich auf den Zeitraum von August bis Juli.
2018/19 wurden dem Inpe zufolge 9762 Quadratkilometer Wald zerstört, was etwa der halben Fläche von Rheinland-Pfalz entspricht. Die Rate lag damit um 42 Prozent höher, als die vorläufigen Zahlen des Inpe für den Zeitraum zunächst hätten vermuten lassen. Es ist davon auszugehen, dass die Abholzung in Amazonien 2020 weiter steigen wird.
Vom Regenwald zur Savanne
2019 war das erste Jahr des rechten Jair Bolsonaro als brasilianischer Präsident. Er geriet wegen der verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet in die Kritik. Umweltschützer werfen ihm vor, die Brände in Kauf zu nehmen, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Im Vorjahr hatte Bolsonaro die Daten des Inpe als "Lüge" bezeichnet und dessen damaligen Direktor entlassen.
Mit dem Wald gehen stetig auch unwiederbringlich Arten verloren. Die Böden in weiten Teilen des Amazonasgebietes erodieren nach Abholzungen stark. Und die Einflüsse auf das regionale und weltweite Klima dürften mittelfristig massiv sein, glauben Wissenschaftler. Prognosen sagen eine Umwandlung des fast gesamten Amazonasgebietes in eine Savanne voraus. (Tsp, dpa)