Die Folgen der Brände am Amazonas: Aus Regenwald wird Savanne
Die Folgen der Brände in Brasilien lassen sich schon jetzt messen: Der Kohlendioxid-Ausstoß steigt, es drohen massive Klimaveränderungen.
Die Brände, die derzeit im Amazonasgebiet und in angrenzenden Regionen wüten, sind wahrscheinlich die ausgedehntesten, seit solche Ereignisse überhaupt gezielt dokumentiert werden. Zudem hat die Trockenzeit in den meisten betroffenen Gegenden gerade erst begonnen. Ane Alencar vom Amazonas-Umweltforschungsinstitut in Belem sagte der „New York Times“, es könne in den kommenden Wochen „noch viel schlimmer werden“.
Von den derzeit dokumentierten knapp 80.000 Bränden sind etwa 10.000 erst in den letzten sieben Tagen entflammt, meldete jetzt das brasilianische Institut für Weltraumforschung Inpe. Einer der dortigen Forscher, Alberto Setzer, sagte dem „Wall Street Journal“, 99 Prozent davon seien durch „menschliche Aktivität“ zustande gekommen. Viele dieser menschlichen Aktivitäten sind demnach Brandstiftungen, um Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung zu roden.
Umweltschützer gehen davon aus, dass Kleinbauern, aber auch größere Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen im Amazonasgebiet Äußerungen des rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro gleichsam als Aufforderung zu dieser Art von „Erschließung“ verstehen. Der Programmdirektor der Organisation Amazon Watch sagt, „Bolsonaros Anti-Umwelt-Rhetorik“ stehe „im direkten Zusammenhang mit dieser Verwüstung“. Bolsonaro selbst beschuldigt derweil Umweltschutzorgansisationen, die Feuer gelegt zu haben, um seine Regierung in Misskredit zu bringen.
Durch das europäische Klimaüberwachungsprogramm der „Copernicus“-Satelliten erhobene Daten zeigen bereits jetzt einen deutlich messbaren Anstieg der Emissionen von Kohlenmonoxid sowie des Klimagases Kohlendioxid in die Atmosphäre. Zudem ist bekannt, dass massiver Waldverlust regionale Veränderungen bei Klima und Niederschlag bedingt, die letztlich weite Teile der derzeitigen Regenwaldgebiete zu Trockensavannen werden lassen könnten.
Etwa 500 Völker von Ureinwohner könnten ihre Lebensgrundlagen verlieren
Der brasilianische Klimaforscher Carlos Nobre sagte der „New York Times“, dieser Wandel könne, wenn die Feuer weiter zunehmen würden, schon in 15 bis 20 Jahren Realität werden. Das würde bedeuten, dass die Vegetation und die Böden Südamerikas, die derzeit mit geschätzt 2,4 Milliarden Tonnen etwa ein Viertel allen weltweit in Wäldern gespeicherten Kohlenstoffs binden, dann deutlich weniger speichern könnten. Der freigesetzte Kohlenstoff würde als Treibhausgas dauerhaft die Klimakrise verstärken.
Wir werden in den nächsten Sommern förmlich verbrennen in Europa vor Hitze. [...] Es ist 5 nach 12 und die Ereignisse werden sich in den nächsten Jahren überschlagen. Sie tun es ja jetzt schon.
schreibt NutzerIn Babsack
Zudem sind aufgrund der massiven Veränderung der Ökosysteme weitere sich regional und global auswirkende Veränderungen in Wetter- und Klimamustern zu erwarten, sowie unwiederbringliche Verluste an Tier- und Pflanzenarten. Für die meisten der etwa 500 Völker von Ureinwohnern würde das den Verlust der Lebensgrundlagen bedeuten.
Den Zerstörungen der Ökosysteme stehen nach wie vor Schutzprojekte und Aufforstungsmaßnahmen gegenüber. Spenden für entsprechende Projekte, etwa des WWF oder von Organisationen wie Regenwald.org oder Oro Verde, sind für den Einzelnen hierzulande derzeit die einzige Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.
Bolsonaro hat seit seiner Amtseinführung am 1. Januar 2019 zahlreiche Posten in staatlichen Umweltbehörden umbesetzt und Ressourcen gesperrt. Selbst den Direktor des Weltrauminstituts Inpe, Ricardo Galvao, entließ er kürzlich. Inpe hatte Satellitendaten zum Zustand der Regenwälder publiziert, die der Präsident als „Lügen“ bezeichnete.