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Schülerin einer vierten Klasse einer Grundschule, gibt während eines selbst durchgeführten Coronatests ihre Speichelprobe in ein Teströhrchen.
© Matthias Balk/dpa

Corona-Zahlen an Schulen steigen: Was die Stiko-Empfehlung für Kinder bedeutet und was Drosten Eltern rät

Die Stiko hat Impfungen zunächst nur für Kinder mit Vorerkrankungen und mit Kontakt zu Risikopatienten empfohlen. Ein Impfverbot für gesunde Kinder ist das nicht.

Corona-Impfungen von Kindern unter zwölf Jahren in Deutschland rücken näher - allerdings noch nicht im ganz großen Umfang. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung zunächst nur bei Vorerkrankungen und für Kinder mit Kontakt zu Risikopatienten, wie sie am Donnerstag mitteilte. Gesunde Fünf- bis Elfjährige sollen aber auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung auch geimpft werden können, hieß es weiter.

Aktuelle Zahlen der Kultusministerkonferenz (KMK) zeigen unterdessen einen weiteren Anstieg von Corona-Infektionen an Schulen. Einer von 40 Schülern war demnach zuletzt direkt oder indirekt von Corona betroffen, entweder durch eigene Infektion oder durch Quarantänemaßnahmen.

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Die Kultusministerinnen und -minister berieten am Donnerstag über die Lage. Erwartet wurde, dass sie ihre Position bekräftigen, die Schulen trotz angespannter Lage offenzuhalten. Ergebnisse sollen an diesem Freitag bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben werden. Die künftige Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), sagte im Deutschlandfunk, das Schulsystem schlage sich „wacker“ in dieser Situation.

Die Empfehlung der am Robert Koch-Institut angesiedelten Stiko zur Kinderimpfung ist noch nicht die finale Empfehlung. Es läuft noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern. Änderungen seien noch möglich. Zur Begründung, warum es keine allgemeine Impfempfehlung für Fünf- bis Elfjährige geben soll, hieß es, dass die meisten Infektionen in dieser Altersgruppe „asymptomatisch“ verliefen.

Datengrundlage laut Stiko-Chef noch nicht ausreichend

Kinder ohne Vorerkrankungen hätten derzeit ein geringes Risiko für schweres Covid-19. Hinzu komme, dass das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung auf Grund der eingeschränkten Datenlage für diese Altersgruppe derzeit nicht eingeschätzt werden könne.

„Die Datengrundlage für eine generelle Empfehlung ist im Augenblick aus Sicht der Stiko nicht gegeben“, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens der Deutschen Presse-Agentur. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, begrüßte die Entscheidung. Eine eingeschränkte Impfempfehlung für Kinder mit bestimmten chronischen Erkrankungen sei „vernünftig“, sagte er der „Rheinischen Post“

Die Stiko wies aber darauf hin, dass gesunde Kinder trotzdem geimpft werden könnten, wenn das von Eltern und Kindern gewünscht wird. Das wäre auch so schon möglich, denn der niedriger dosierte Kinder-Impfstoff von Biontech ist bereits von der EU-Arzneimittelbehörde EMA zugelassen. Jedoch gelten die Impfempfehlungen der Stiko als medizinischer Standard und sind für viele Ärzte eine wichtige Richtschnur.

Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, zeigte sich „froh über diese Entscheidung“. Den ARD-„Tagesthemen“ sagte er, er könne „wirklich nur raten, die Kinder impfen zu lassen“, wegen des Schulbetriebs, aber auch wegen der eigenen Erkrankung und mit einer „Vorsichtsüberlegung“, falls es sich bewahrheiten sollte, dass die Erkrankungen bei Kindern durch die neue Virusvariante Omikron schwerer seien, wie es jetzt in Südafrika gesehen werde.

Impfungen auch an Schulen

In der nächsten Woche soll die Auslieferung des Impfstoffs für Kinder beginnen. In einer ersten Lieferung werden in Deutschland 2,4 Millionen Dosen erwartet. Damit werde man bei rund 4,5 Millionen Kindern in dieser Altersklasse die Erstnachfrage gut beantworten können, hatte der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im November gesagt.

Die Zahl der bekannten Corona-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern lag nach am Donnerstag bekanntgegebenen Daten der KMK in der Woche vom 29. November bis 5. Dezember bei 103.000. Das waren rund 10.000 mehr als in der Vorwoche. Leicht zurückgegangen auf rund 150.000 ist die Zahl der Schüler, die darüber hinaus in Quarantäne waren (Vorwoche 152.000).

Grundlage sind Rückmeldungen aus den Bundesländern aus mehr als 28.000 allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen mit etwa 10 Millionen Schülerinnen und Schülern. An rund 1500 Schulen gab es demnach in der vergangenen Woche Einschränkungen im Präsenzbetrieb (unverändert zur Vorwoche). Geschlossen waren 86 Schulen (Vorwoche 140).

Das Infektionsgeschehen in den Bundesländern sei sehr unterschiedlich und damit auch an den Schulen, sagte Prien. „Insgesamt würde ich aber sagen, Schulen gehen sehr routiniert und professionell mit der Situation um.“ Eine Verlängerung von Weihnachtsferien lehnte sie ab. Am Ende sei eine Ferienverlängerung nichts anderes als eine flächendeckende Schulschließung. Um das zu vermeiden, will das Land Berlin auch an Schulen impfen.

„Wir haben alle miteinander entschieden, dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass Kinder und Jugendliche in Präsenz in die Schule gehen können“, sagte sie. Brandenburg und Sachsen-Anhalt hatten beschlossen, ihre Weihnachtsferien angesichts der Lage um ein paar Tage vorzuverlegen. Prien soll zum Jahreswechsel das Amt der KMK-Präsidentin von der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) übernehmen. (dpa)

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