zum Hauptinhalt
Eine Kinderärztin impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.
© David Young/dpa

„Würde mein eigenes Kind nicht impfen lassen“: Lauterbach kritisiert Aussage von Stiko-Chef

Thomas Mertens will angesichts fehlender Daten sein siebenjähriges Kind nicht impfen lassen. Karl Lauterbach widerspricht und hält die Aussage für unglücklich.

Stiko-Chef Thomas Mertens würde sein eigenes siebenjähriges Kind angesichts fehlender Daten derzeit nicht gegen Covid-19 impfen lassen. Jenseits der Daten aus der Zulassungsstudie des Impfstoffs gebe es "keinerlei Daten" über die Verträglichkeit des Impfstoffs in der Gruppe der Kinder zwischen fünf und elf Jahren, sagte Mertens in einem Podcast der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die aktuellen Publikationen zeigten, dass Aussagen über Langzeitschäden kaum möglich seien.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Impfungen bei unter Zwölfjährigen wird mit Spannung gewartet. Viele Kinderärzte warten auf die Empfehlung der Stiko, bevor sie ihre Patienten impfen.

Mertens widersprach der Kritik, die Stiko verzögere ihre Empfehlung. Man sei aktuell dabei, die Empfehlung fertigzustellen und könne damit um den 11. Dezember herum rechnen, sagte er in dem Podcast. "Sie wird sicher fertig sein, bevor der Kinder-Impfstoff in Deutschland verfügbar ist." Die Empfehlung diene der größtmöglichen Sicherheit für Kinder.

[Lesen Sie auch: Covid-19-Impfung für Fünf- bis Elfjährige: Wie wichtig ist die Impfung zum Schutz der Kinder? (T+)]

Karl Lauterbach ist Gesundheitsexperte der SPD.
Karl Lauterbach ist Gesundheitsexperte der SPD.
© picture alliance/dpa

Gegen eine Empfehlung spreche derzeit, dass Daten aus den USA und Israel, wo Kinderimpfungen bereits begonnen haben, noch nicht vorlägen, führte Mertens aus. Ob es auf eine generelle Empfehlung für die Altersgruppe der Kinder von fünf bis elf herauslaufe, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Für seine Aussagen erntet der Stiko-Chef viel Kritik. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb bei Twitter, er halte diese für "schwierig". Denn: " Es wirkt unglücklich wenn, noch vor Stiko Entscheidung, ihr Chef Impfung für eigene Kinder schon mal ablehnt." Studien zufolge gebe es keine Nebenwirkungen durch die Impfung für Kinder.

Auch Kinder- und Jugendarzt Jakob Maske, Sprecher vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, ist mit der Aussage vom Stiko-Chef alles andere als glücklich. "Wir impfen jetzt seit einem Jahr. Da jetzt eine Angst zu schüren, was vielleicht in Jahren passiert und von Langzeitfolgen zu sprechen ist absolut absurd. Das war hoffentlich ein unbewusster Ausrutscher", sagte er.

Zwar warte man noch auf die Empfehlung der Stiko. "Aber schon jetzt ist absehbar, dass der Impfstoff relativ gut verträglich ist und in den USA sind schon über zwei Millionen Dosen an Kindern verimpft worden. Wir haben gute Hinweise, dass das Risiko absolut gering ist."

Der Charite-Immunologe Leif Erik Sander schrieb bei Twitter, eine Impfentscheidung bei Kindern sollte natürlich immer gut abgewogen sein. "Aber alle sollten sich aber folgendes klar machen: Es ist keine Entscheidung für oder gegen die Impfung, sondern für eine Coronavirus-Infektion mit Impfschutz oder Infektion ohne Impfschutz." (Tsp/Reuters)

Zur Startseite