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Schutz vor dem Coronavirus: Maskenpflicht in München
© Imago/Sven Simon

90-Prozent-Schutz vor Covid-19: Warum der Biontech-Impfstoff so schnell da sein könnte

Erste Resultate einer Zwischenanalyse von Biontech und Pfizer stimmen zuversichtlich. Die Zulassung eines Impfstoffs gegen Covid-19 rückt in greifbare Nähe.

Es sind die ersten Ergebnisse einer Zwischenanalyse, aber sie markieren einen wichtigen Fortschritt im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. In der klinischen Erprobung erweist sich nach Angaben der Hersteller ein Impfstoff als hoch effektiver Schutz gegen Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2.

Der von den Unternehmen Biontech und Pfizer entwickelte Impfstoff könnte nach weiteren Prüfungen der Daten der erste werden, der in Europa zugelassen wird. Aufgrund seiner vergleichsweise einfachen Herstellung, könnten schneller Impfdosen für die Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen, die mit hoher Priorität geschützt werden müssen.

Wie die Hersteller mitteilten, schützt der Impfstoffkandidat BNT162b2 mehr als 90 Prozent der Geimpften wirksam vor Covid-19. Das ergab die Analyse von Daten einer Studie mit fast 39.000 Teilnehmern, die entweder den Impfstoffkandidaten oder ein wirkungsloses Placebo erhalten hatten. Unter allen Probanden gab es 94 bestätigte Fälle von Covid-19.

Zudem habe ein unabhängiges Datenüberwachungskomitee keine ernsthaften Sicherheitsbedenken. Weitere Daten zur Sicherheit und auch zur Wirksamkeit würden aber noch erhoben.

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Pressemitteilung statt Fachartikel

„Das sind fantastische Resultate“, sagte Florian Krammer dem Science Media Center Deutschland (SMC). Die Wirksamkeit liege so hoch, dass zumindest in den USA bald die Zulassung beantragt werde, vermutet der Immunologe von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York.

Zurückhaltender äußerte sich Marylyn Addo, die die Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet: „Das sind interessante erste Signale, die allerdings erneut nur in einer Pressemitteilung mitgeteilt werden.“

Die Hersteller stellen die Daten bislang nicht frei zur Verfügung und es gibt auch noch keine Publikation in einem begutachteten Fachjournal. Derzeit gibt es noch wenige Details aus der Studie, so die Ärztin, etwa zur Wirkung für verschiedene Altersgruppen und zu den Erkrankungen unter den Teilnehmenden.

Biontech und Pfizer teilten mit, dass die notwendigen Sicherheitsprüfungen voraussichtlich noch in diesem Monat abgeschlossen würden. Die Daten können dann für die Notfallzulassung des Impfstoffkandidaten bei der U.S. Food and Drug Administration eingereicht werden.

Bei der Europäische Arzneimittel-Agentur läuft bereits ein Rolling Review, in dem die Daten aus den klinischen Studien fortlaufend eingereicht und begutachtet werden, um die Zulassung zu beschleunigen.

Neue Immunisierung

Insgesamt sind fast 44.000 Probanden an der abschließenden Phase der klinischen Erprobung beteiligt. Bislang haben etwa 39.000 zwei Impfdosen im Abstand von drei Wochen oder das Placebo erhalten. Bereits eine Woche nach der zweiten Gabe zeigte sich eine deutliche Reduktion der Sars-CoV-2-Infektionen.

„Das ist bemerkenswert, da viele laufende Impfstudien zu Covid-19 derzeit lediglich eine Erfolgsquote von mindestens 50 Prozent voraussetzen“, sagte Clemens Wendtner, Infektiologe von der München Klinik Schwabing dem SMC. Ein völlig neues Impfprinzip habe erstmalig seine Effektivität bewiesen.

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BNT162b2 ist ein RNA-Impfstoff, der aus einem Teil des Erbguts des Virus besteht. In Körperzellen werden anhand der RNA Eiweiße des Virus hergestellt, mit deren Hilfe es in Zellen eindringt. Die Körperabwehr entwickelt anhand dieser Eiweiße Antikörper, die auch das vollständige Virus bekämpfen.

„Das Herstellungsverfahren ist im Vergleich zu klassischen Impfstoffen sehr viel schneller und kann auch relativ schnell bei Auftreten von Virusmutationen angepasst werden“, sagt Wendtner. Biontech und Pfizer kündigen an, noch in diesem Jahr 50 Millionen Impfdosen herzustellen und bis zu 1,3 Milliarden Impfdosen im Jahr 2021.

Vorerst gilt es aber die klinische Studie zu Ende zu führen: Sie wird fortgesetzt bis die Anzahl von 164 bestätigten Erkrankungsfällen erreicht ist und damit ausreichend Daten für die abschließende Beurteilung vorliegen.

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