Wen zuerst gegen Covid-19 impfen?: Experten schlagen Corona-Impfplan für Deutschland vor
Impfstoffe gegen Covid-19 stehen kurz vor der Zulassung. Ethikrat, Impfkommission und Leopoldina schlagen vor, wie der erste Zugang geregelt werden soll.
Erste Impfstoffe zum Schutz gegen Covid-19 könnten bereits Anfang 2021 zugelassen werden. Doch zunächst wird voraussichtlich keine ausreichende Menge Impfstoffdosen für alle impfbereiten Menschen zur Verfügung stehen.
„Bis genug Impfstoff für alle da ist, erfordert die Situation eine Priorisierung“ sagt Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Die Planung, welche Bevölkerungsgruppen vor anderen geimpft werden, leite sich nicht nur aus medizinischen Daten ab, sondern müsse auch auf die ethischen und rechtlichen Grundlagen aufbauen, die in Deutschland gelten.
Der Ethikrat, die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission, und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben heute ein gemeinsames Positionspapier zur Frage veröffentlicht, wie der Zugang zur Covid-19-Impfung geregelt werden soll und wer vorrangig welche Impfstoffe erhalten soll.
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„Wir müssen das so machen, dass die Bevölkerung den größten Nutzen davon hat“, sagt Thomas Mertens. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission geht davon aus, dass die Priorisierung letztlich von Verantwortungsträgern in der Politik bundeseinheitlich festgesetzt wird.
Vier Impfziele
Das Positionspapier gibt vier Impfziele vor: Höchste Priorität hat demnach, schwere Verläufe von Covid-19 zu verhindern, die zur Einlieferung ins Krankenhaus oder zum Tod der Erkrankten führen. „Dazu gehören Menschen, die aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Vorerkrankungen besonders gefährdet sind“, sagt Buyx.
Das zweite Ziel ist Mitarbeitende im Gesundheitswissen zu schützen, die arbeitsbedingt mit Sars-CoV-2 in Berührung kommen. „Die berufsspezifischen Kontakte erhöhen auch das Risiko, dass die Personen Multiplikatoren der Krankheit werden“, sagt Buyx. Sie seien zudem nicht ohne Probleme ersetzbar, wenn sie krankheitsbedingt ausfallen.
Die weiteren Impfziele seien Übertragungen des Virus in Umgebungen „mit hohem Anteil vulnerabler Personen und mit hohem Ausbruchspotential“ zu verhindern. Dies sind etwa Einrichtungen, in denen viele Menschen zusammenleben. Das vierte formulierte Impfziel lautet, staatliche Funktionen und das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten und die Menschen zu impfen, die in diesen Bereichen tätig sind: etwa die Belegschaft von Gesundheitsämtern, Polizei und Feuerwehr, Erzieherinnen und Erzieher..
Die Impfziele setzten keine sich gegenseitig ausschließenden Prioritäten, erklärte Buyx. Es sei nicht notwendig, ein Ziel vollständig zu erfüllen, bis das nächste Ziel angegangen werden könnte. Langfristig sollten rund 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland geimpft werden. „Eine allgemeine Impfpflicht schließen wir aber aus“, so Buyx. Die Immunisierung gegen Sars-CoV-2 solle nur auf Wunsch erfolgen.
Datenerfassung im Impfprogramm
Im Positionspapier wird zudem vorgeschlagen, die Verteilung der Impfstoffe auf staatlich beauftragte Impfzentren zu organisieren. So soll das Erreichen der Impfziele sichergestellt werden, was von einzelnen Hausärztinnen und Hausärzten nicht geleistet werden könnte. Um mögliche Impfrisiken frühzeitig zu erkennen, sollen alle Impfungen bundesweit in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Dies diene auch dazu die Impfquote fortlaufend ermitteln zu können.
Für die kommenden Monate betont Gerald Haug, der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Wichtigkeit, bestehende Hygieneregeln „konsequent und überall umzusetzen und durchzusetzen“. Da die Impfquoten zunächst niedrig sind, müsste die Zahl der Kontakte weiterhin reduziert werden. „Das Virus darf im Winter keine Chance zur unkontrollierten Ausbreitung haben“, sagt Haug.