Blue Blood Red Super Moon: Vom blauen, roten und besonders großen Mond
Am Mittwoch kommt der Erdtrabant der Weltkugel sehr nah. Größer oder farbig wirkt er aber nicht für jeden.
Der Mond hat ab und zu ein paar Besonderheiten für Beobachter auf der Erde zu bieten. Am Mittwoch kommen sie fast alle zusammen. Der Vollmond wird sehr groß aussehen, und rot und blau wird er in dieser Nacht dann auch noch genannt. Im englischen Sprachraum klingt es besonders eindrücklich: „Blue Blood-Red Super Moon“.
Der Erde besonders nah
Dabei macht er nur das, was er immer macht: sich auf seiner elliptischen Umlaufbahn um die Erde bewegen. Auf der kommt er der Erde aber gerade jetzt besonders nah. Das passiert zwar oft, aber eben eher selten fast genau bei Vollmond. Weil er 360 000 Kilometer weit weg, aber damit 40.000 Kilometer näher ist als am erdfernsten Punkt, sieht er größer aus als sonst. Das macht ihn zum Supermond und das kann man auch von Deutschland aus sehen, sofern nachts das Wetter auch super sein sollte.
Mit bloßem Auge und hoch am Himmel jedoch ist der 40.000 Kilometer-Unterschied kaum zu erkennen, weil es dem beobachtenden Gehirn an einem Maßstab fehlt – denn die Sterne sehen immer eher winzig aus. Wie groß ein Mensch den Mond wahrnimmt, hat mit der Realität ohnehin wenig zu tun: Er schätzt ihn immer größer, als er ist.
Beim Auf- oder Untergang des Mondes verstärkt sich die Täuschung noch durch die sogenannte Mond-Illusion: Er erscheint wesentlich größer, als wenn er ein paar Stunden später hoch am Himmel steht. Und ein erdnaher Mond verstärkt die Illusion direkt neben der Skyline oder dem Baum noch. Mit optischen Geräten gemessen ist der Mond am Horizont und im Zenit aber gleich groß, oder besser: gleich klein. Fotos, die mit normaler Brennweite aufgenommen wurden, enttäuschen deshalb immer. Sie zeigen illusionsfrei das winzig kleine Scheibchen.
Blutrot ist der Mond nur vom Pazifik aus zu sehen
Doch wie groß der kommende Super-Mond auch immer erscheinen mag, es wird das einzige Teil jenes Blau-Rot-Super-Triples sein, das man von Deutschland aus wird beobachten können. Blutrot wird er zwar aussehen, aber nicht bei uns, sondern nur im pazifischen Raum. Denn das Himmelsschauspiel einer totalen Mondfinsternis, das den Mond rot verfärbt, wird nur dort zu sehen sein.
In Deutschland ist dann helllichter Tag und der Vollmond in der Himmelshälfte genau gegenüber ist längst untergegangen. Von der Nachthälfte aus auf der anderen Seite der Erdkugel werden die Menschen dann aber beobachten können, wie der Vollmond langsam hineinwandert in den Schatten, den die Erde im Sonnenlicht in den Weltraum hinauswirft. Und da die Lufthülle der Erde per Brechung dann Licht roter Wellenlängen in den Erdschatten lenkt, wird der Mond nicht vollständig finster, sondern schimmert düster-rot.
Auf Hawaii etwa wird man also den blutroten Supermond sehen – einen blauen allerdings auch dort nicht. Denn einen „Blue Moon“ gibt es zwar gar nicht so selten. Er ist aber nie blau, sondern meistens – wenn er nicht gerade wie es diese Woche über dem Pazifik passiert, blutrot ist – normal weiß. Er wird dann einfach nur „blue“ genannt. Niemand weiß so recht warum, aber zumindest wann, ist eindeutig definiert: wenn es der zweite Vollmond in einem Monat ist. Der erste in diesem Januar war am Tag nach Neujahr.
Zweimal Vollmond im Monat, das nennt sich "blauer" Mond
So banal, wie es vielleicht zunächst scheinen mag, ist der blaue Mond allerdings auch nicht. Er ist im Grunde ein Artefakt der Geschichte der Entwicklung unseres (westlichen) Kalenders als Kulturprodukt unserer Zivilisation. Den Takt in diesem Kalender schlug ursprünglich der Mond: Die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Vollmonden von durchschnittlich etwa 29,5 Tagen bestimmte die Länge der Monate. Da 12 Mondmonate zusammen nur 354 Tage lang sind, ist ein Mondjahr um 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr.
Weil aber die für die Landwirtschaft wichtigen Jahreszeiten sich nach der Sonne richten und nicht nach dem Mond, beauftragte Julius Cäsar vor rund 2000 (Sonnen-)Jahren seine Astronomen, einen neuen Kalender mit zwölf Monaten zu entwerfen. Der sollte nun aber den Lauf der Sonne abbilden - oder, was erst seit Kopernikus bekannt ist, den der Erde um sie herum. Dazu mussten die Kalendermacher nur die zwölf Mondmonate mit ihren insgesamt 354 Tagen jeweils etwas verlängern, so dass ihre Dauer zusammen 365 Tage ergab. So entstanden die heutzutage bekannten Monate, die mit Ausnahme des Februar 30 oder 31 Tage lang sind. Und wenn gleich am ersten oder zweiten Tag eines Langmonats ein Vollmond scheint, dann steht er 28 oder 29 Tage später noch im gleichen Monat wieder am Himmel.
Warum er zumindest im angelsächsischen Sprachbereich „Blue Moon“ genannt wird, und nicht etwa Second oder Double Moon, oder Kevin, oder sonstwie, darüber wird nur spekuliert. Uralte Mondmythen ferner Vorfahren jedenfalls sind nicht der Ursprung. Alles, was man kennt, sind die ersten Quellen, die die Benennung verzeichnen, und die sind nicht sehr alt. Vielleicht stammt das „blue“ vom altenglischen „belewe“ ab, was so viel wie „betrügen“ bedeutet – was ja passend wäre.
Nach allem, was bekannt ist, wurde ein „Blue Moon“ in einem astronomischen Zusammenhang erstmals 1816 in einem US-amerikanischen Bauernkalender erwähnt. Jener „Maine Farmer’s Almanac“ vermerkt: Falls in einer Jahreszeit nicht drei Vollmonde zu verzeichnen seien, sondern ein vierter die Bauern verwirren könnte, dann sei der dritte Vollmond ein „Blue Moon“.
Ohrwürmer machten den "blauen" Mond berühmt
1946, also 130 Jahre später, verfälschte der Hobby-Astronom James Pruett in einem Artikel in der Zeitschrift „Sky & Telescope“ diese Blue-Moon-Regel für Jahreszeiten mit vier Vollmonden zu einer Blue-Moon-Regel für Monate mit zwei Vollmonden.
Richtig populär und zu einem wahren Medienevent bei jedem neuerlichen Monats-Doppel-Vollmond wurde diese Neuinterpretation des „Blue Moon“ aber erst, nachdem sie 1980 in einer Radiosendung wieder erwähnt wurde.
1933 schrieb Richard Rogers auch noch einen Song gleichen Namens. Der hatte zwar rein gar nichts mit einem zweiten Vollmond pro Monat zu tun. Doch Interpreten wie Elvis Presley und Frank Sinatra taten zumindest das Ihrige, um den Begriff ohrwurmartig in den Sprachschatz unzähliger Menschen hinein zu singen.
Alle zwei bis drei Jahre ist der Mond "blau"
Monate mit zwei Vollmonden, also mit einem „Blue Moon“, sind gar nicht so selten. Nach den zwei Vollmonden im Januar 2018 passen bereits in den kommenden März erneut zwei Vollmonde, der erste am 2. März und der zweite, folgerichtig ein „Blue Moon“, am 31. März. Dafür wird der Februar dieses Jahres ganz ohne Vollmond auskommen müssen. Der nächste folgt dann erst im Oktober 2020. Im langjährigen Durchschnitt gibt es Monate mit zwei Vollmonden alle zwei bis drei Jahre.
Blue Blood-Red Supermonde wie der, den wir am Mittwoch nicht zu sehen bekommen werden, sind ziemlich selten. In den USA ist der letzte 152 Jahre her. Weitaus häufiger sind Mondfinsternisse: Die nächste totale Mondfinsternis wird sich bereits in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli ereignen. Es wird zwar weder ein Blue-Moon-Vollmond sein noch ein rötlicher Super-Mond. Doch im Unterschied zu der Mondfinsternis am kommenden Mittwoch wird das himmlische Schattenspiel mit Mond auch von Deutschland aus zu bewundern sein.