Ernährungs-Studie: Vitamine aus der Nahrung besser als aus Nahrungsergänzungsmitteln
Eine Datenanalyse legt einen positiven Effekt nur für Vitamine aus echtem Essen nahe – zu viel Kalzium aus Pillen könne sogar schaden.
Vitamine und Mineralien aus Nahrungsergänzungsmitteln haben zusammengenommen keinen Einfluss auf die Sterberate. Zu diesem Ergebnis kommt eine große epidemiologische Studie in den USA. Einzelne Vitamine (A, K) und Mineralien (Magnesium, Zink), die mit einer geringeren Sterberate verknüpft sind, stammen aus der normalen Nahrung, nicht aus Ergänzungsmitteln. Das schreibt eine Forschergruppe um Fang Fang Zhang von der Tufts University in Boston (Massachusetts, USA) im Fachblatt "Annals of Internal Medicine".
Daten von fast 30.000 Amerikanern
Die Forscher verknüpften statistische Daten des Forschungsprogramms National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) von 1999 bis 2010 mit dem nationalen Todesregister der USA. Mehr als 27.000 erwachsene Amerikaner gaben in NHANES Auskunft über ihre Ernährung und die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln. Die Wissenschaftler erhoben die mit der Nahrung aufgenommenen Vitamine und Mineralien unabhängig von den Mengen in den Ergänzungsmitteln. So konnten sie die Dosis einzelner Nährstoffe der Quelle (Nahrung oder Ergänzungsmittel) zuordnen.
In einem ersten Modell wurden die Daten um Einflüsse durch Alter, Geschlecht und Ethnie bereinigt. Dabei zeigte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln noch einen deutlichen Zusammenhang mit einer geringeren Sterberate an. Als Zhang und Kollegen jedoch die Daten um weitere potenzielle Einflussfaktoren bereinigten, verschwanden die statistisch signifikanten Verknüpfungen. Zu diesen Faktoren gehören Kennzeichen des Lebensstils wie Einkommen, Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegung und andere.
Komplexe Wechselwirkungen
Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt, dass eine ausreichende Zufuhr von Vitamin K und Magnesium mit einem geringeren allgemeinen Todesrisiko verbunden ist. Eine angemessene Einnahme von Vitamin A, Vitamin K und Zink ist mit einem geringeren Todesrisiko durch Herz-Kreislauf-Krankheiten verknüpft. Mit einem erhöhten Krebsrisiko steht hingegen eine übermäßige Aufnahme von Kalzium in Verbindung. Die Forscher zeigen, dass die Aufnahme der genannten Vitamine und Mineralien wohl nur dann gesundheitsfördernd ist, wenn diese aus der normalen Nahrung stammen. Kalzium kann demnach sogar gefährlich werden, wenn es in einer Menge von mehr als 1000 Milligramm pro Tag aus Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen wird. Für Calcium aus Nahrungsmitteln bestand ein solches Risiko nicht
"Es ist wichtig zu verstehen, welche Rolle der Nährstoff und seine Quelle für die gesundheitlichen Ergebnisse spielen können, insbesondere wenn der Effekt nicht vorteilhaft ist", erklärt Zhang. Dennoch sehen die Forscher auch, dass es nicht unproblematisch ist, einzelne Nährstoffe mit Sterberisiken zu verbinden: "Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Nährstoffen spielen bei der Bestimmung der Gesundheitsergebnisse wahrscheinlich eine wichtigere Rolle als einzelne Nährstoffe", schreiben sie. Als weitere Schwächen der Studie geben sie den kurzen Zeitraum der untersuchten Nutzung von Nahrungsergänzungsmitteln (24-Stunden-Protokolle) an und dass Einnahme und Dosierung auf selbstberichteten Angaben beruhen, die anfällig für Verzerrungen sind.
Kein Gießkannenprinzip für Vitamine
Margrit Richter von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn sieht in der Studie eine Bestätigung dessen, was seit Jahren über Nahrungsergänzungsmittel bekannt sei: "Es bringt nichts, dem Körper Vitamine und Mineralien nach dem Gießkannenprinzip zuzuführen." Wer keinen Mangel habe, könne darauf verzichten. Auf jeden Fall sollte die Einnahme mit einem Arzt abgeklärt werden. Für einige Bevölkerungsgruppen sind Richter zufolge bestimmte Präparate jedoch zu empfehlen, etwa B12-Ergänzungsmittel für Veganer sowie Vitamin D und Vitamin K für Säuglinge. Auch bei manchen Erkrankungen könnten Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein.
Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke kritisiert die Methodik der Studie: Zur Erfassung der Ernährung wurde lediglich ein 24-Stunden-Protokoll der Teilnehmer aufgenommen und sie galten bereits als Ergänzungsmittelnutzer, wenn sie ein Präparat in den 30 Tagen zuvor genommen hatten. "Das ist trotz des langen Beobachtungszeitraums nur eine punktförmige Datenerhebung", betont Kabisch. Er ist der Auffassung, dass die Studie die Diskussion um den Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln nicht viel weiterbringt. (dpa/fsch)
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