Communicator-Preise für Berlin: Virologe Christian Drosten und Fischereiforscher Robert Arlinghaus ausgezeichnet
Der Sonderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Wissenschaftskommunikation geht an Christian Drosten. Den Hauptpreis bekommt ein angelnder Forscher.
Wenn es einen Shooting-Star der Corona-Krise gibt, ist es der Berliner Virologe Christian Drosten. Mit seinem NDR-Podcast "Coronavirus-Update" erreicht der Charité-Professor Millionen Menschen und gibt nicht nur ihnen Orientierung in Zeiten der Pandemie. Drosten berät auch die Bundesregierung.
Für „außerordentliche Leistungen für Wissenschaft und Gesellschaft angesichts einer dramatischen Pandemieentwicklung“ erhält Christian Drosten jetzt den gleichrangigen Sonderpreis zum Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Stifterverbandes. Das wurde am Montagvormittag bekannt gegeben.
Drosten stehe "wie kein anderer Wissenschaftler" für die besondere Rolle, "die der Wissenschaft während der Covid19-Pandemie zukommt", heißt es zur Begründung.
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Der Hauptpreis geht ebenfalls an einen Berliner - an den Fischereiwissenschaftler Robert Arlinghaus, der als Professor an der Humboldt-Universität und am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) lehrt und forscht. Arlinghaus wird für sein "vielseitiges Engagement in der Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet".
Die Jury des Communicator-Preises hebt die Bandbreite der Medien hervor, in und mit denen Arlinghaus unterwegs ist - "von Comics und Filmen über Podcasts und Science Slams bis zu partizipativen Formaten, Vortragsserien und Büchern".
Außergewöhnlich sei auch die "strategische und konzeptionsstarke Planung und Umsetzung der Aktivitäten", mit denen es Arlinghaus gelingt, "ein scheinbares Spezialthema wie die Angelfischerei mit den gesellschaftlich relevanten Fragen der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes und des verantwortlichen Umgangs mit der Natur zu verknüpfen".
[Wie Robert Arlinghaus die Berliner Streetfishing-Bewegung beurteilt, lesen Sie hier.]
Was Drosten und Arlinghaus verbindet, ist die Politikberatung. Der Fischereiwissenschaftler spreche politische Entscheidungsträger auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene direkt an, um die Entwicklung von Richtlinien für nachhaltige Fischerei wissenschaftsgeleitet zu begleiten. Robert Arlinghaus "verkörpere prototypisch, was Wissenschaftskommunikation heute bedeuten kann", wird die Jury in einer Mitteilung von DFG und Stifterverband zitiert.
Arlinghaus ist seit 2013 Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität und Arbeitsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Zuvor war er von 2006 bis 2012 Juniorprofessor an beiden Einrichtungen. Er wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2016 mit dem Cultura-Preis der Alfred Toepfer Stiftung und 2014 mit dem Preis der Deutschen Unesco-Kommission. Der Communicator-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.
Drosten kommuniziert auch die Grenzen seines Wissens
Christian Drosten, Träger des ebenfalls mit 50.000 Euro dotierten Sonderpreises, ist Direktor des Instituts für Virologie an der Charité. Zuvor war er unter anderem am Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg tätig und wurde 2007 Professor und Leiter des Instituts für Virologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. Bereits 2005 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Zu Drostens Rolle in der Covid-19-Krise heben DFG und Stifterverband auch seine Fakten-Checks hervor. Er korrigiere wissenschaftlich nicht belegte Thesen - und kommuniziere dabei auch die Grenzen seines eigenen Wissens. Zudem weise er immer wieder darauf hin, dass es zur Wissenschaft gehört, diese Grenzen ständig neu auszuloten und Gewissheiten zu revidieren, heißt es.
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Mit diesem Ansatz erreicht Drosten "Akzeptanz und Vertrauen bei einer großen Zahl an Menschen und auch in der Politik, für die er derzeit einer der wichtigsten Berater ist". Seine Kommunikation zeige exemplarisch, "welchen Beitrag die Wissenschaft für Politik und Gesellschaft durch gute Kommunikation auch im akuten Fall einer Krise leisten kann".
Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ wird seit dem Jahr 2000 verliehen und gilt als der wichtigste seiner Art in Deutschland. Die diesjährigen Preisträger wurden aus 62 Bewerbungen und Vorschlägen ausgewählt. Offiziell verliehen werden die Preise am 30. Juni in Berlin von DFG-Präsidentin Katja Becker und dem Präsidenten des Stifterverbandes, Andreas Barner - "sofern die Corona-bedingten Rahmenbedingungen es zulassen".