So agiert Trump beim Coronavirus: USA wollen deutsche Impfstoff-Forscher anlocken
US-Präsident Trump bietet deutschen Wissenschaftlern einem Bericht zufolge viel Geld, wenn sie in die USA kommen. Er wolle einen Impfstoff „nur für die USA“.
Zwischen den USA und Deutschland kommt es wegen der Corona-Krise einem Medienbericht zufolge zu einer indirekten, aber handfesten wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, versucht US-Präsident Donald Trump, deutsche Wissenschaftler, die an einem potenziellen Corona-Impfstoff arbeiten, mit hohen finanziellen Zuwendungen in die USA zu locken beziehungsweise das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern.
Das Bundesgesundheitsministerium bestätigte auf Anfrage der Agentur Reuters, dass die US-Regierung sich um die in Tübingen ansässige Firma CureVac bemüht, die an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet. "Wir bestätigen den Bericht in der 'Welt am Sonntag'", sagt eine Sprecherin. Das Gesundheitsministerium wird darin auch mit der Aussage zitiert, die Bundesregierung wolle, dass ein Impfstoff auch in Deutschland und Europa entwickelt werde.
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Der US-Präsident bietet laut dem Zeitungsbericht der Firma einen hohen Betrag, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Trump tue alles, um einen Impfstoff für die USA zu bekommen. "Aber eben nur für die USA", hieß es demnach in der Bundesregierung.
In der Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten wegen der Krise durch das Coronavirus geht es nach Informationen der "Welt am Sonntag" um die in Tübingen ansässige Firma CureVac, die an der Herstellung eines Impfstoffs gegen das Virus arbeitet. Vertreter der Bundesregierung verhandeln dem Bericht zufolge nun mit CureVac.
Auf ihrer Internet-Seite berichtet CureVac, der Vorstandsvorsitzende Daniel Menichella habe sich Anfang März auf Einladung des Weißen Hauses mit Trump, Vizepräsident Mike Pence, Mitgliedern der Coronavirus-Task-Force sowie weiteren hochrangigen Pharma- und Biotechmanagern getroffen.
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Dabei seien Strategien und Möglichkeiten zur schnellen Entwicklung und Produktion eines Impfstoffes diskutiert worden. Menichella habe das Potenzial der Impfstoffentwicklung hervorgeghoben, heißt es dort. "Wir sind sehr zuversichtlich, innerhalb weniger Monate einen wirksamen Impfstoffkandidaten entwickeln zu können", wird der Firmenchef auf der Internetseite zitiert.
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Am Freitag hatte CureVac-Mitbegründer und Vorstandsmitglied Florian von der Mülbe Reuters gesagt, man habe die Forschungen mit einer Vielzahl möglicher Impfstoffe begonnen und wähle nun die zwei besten aus, um mit ihnen klinische Tests zu starten. Die Firma hofft, Juni oder Juli einen experimentellen Impfstoff entwickelt zu haben, um dann das Ok der Aufsichtsbehörden für Erprobungen mit Menschen zu bekommen.
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"Die Bundesregierung ist sehr daran interessiert, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das neuartige Corona-Virus auch in Deutschland und in Europa entwickelt werden", bestätigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Zeitung. "Diesbezüglich ist die Regierung in intensivem Austausch mit der Firma CureVac." Deutschland versuche das Unternehmen mit finanziellen Angeboten zu halten, berichtete das Blatt unter Berufung auf die Regierungskreise. Das Unternehmen wollte sich nach Angaben der "Welt am Sonntag" nicht dazu äußern. (AFP, Reuters)
Anmerkung der Redaktion: Die Ursprungsversion enthielt einen Fehler. Dort stand, dass die Tübinger Firma Curevac gemeinsam mit dem bundeseigenen Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (PEI) an der Herstellung eines Impfstoffs gegen das Virus Sars-CoV-2 arbeitet. Richtig ist, dass Curevac mit dem PEI zusammengearbeitet hat, um eine möglichst schnelle Genehmigung für den Beginn der nötigen klinischen Studien des damals geplanten Vakzins zu erhalten. Wir haben den Fehler korrigiert.