Griechenland: Unis werfen 155 000 Studierende raus
In Griechenland stehen 155 000 Studierende vor der Zwangsexmatrikulation - fast ein Viertel der gesamten Studierendenschaft. Betroffen sind die, die seit mehr als zehn Jahren eingeschrieben sind.
Sie studieren Jahr um Jahr, doch sie werden offenbar nie fertig – Griechenlands „ewige Studenten“. Die meisten wurden wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr an der Uni gesehen, sie haben zahllose Prüfungen versäumt. Manche der rund 600 000 griechischen Studierenden sind seit fünfzehn oder zwanzig Jahren eingeschrieben, ohne einen Abschluss zu erreichen. Jetzt will Erziehungsminister Andreas Loverdos reinen Tisch machen. Fast 155 000 Studierende sollen zum Ende des Jahres zwangsexmatrikuliert werden. Knapp 24 000 bekommen eine letzte Frist, ihr Studium doch noch abzuschließen. Insgesamt geht das Ministerium von 178 458 Langzeitstudierenden aus.
Die Schein-Studierenden blockieren Studienplätze
Loverdos sagte, der Staat müsse endlich wissen, wie viele Studierende es wirklich gibt. Denn die Schein-Studierenden blockieren Studienplätze, die andere Schulabgänger gern hätten. Auch weil die griechischen Unis überfüllt sind, müssen jedes Jahr Zehntausende junge Griechinnen und Griechen zum Studium ins Ausland gehen. Viele von ihnen kehren nie wieder in die Heimat zurück – ein gefährlicher Braindrain für das Land.
Die Regelstudienzeit in Griechenland beträgt je nach Fach acht bis zehn Semester. Mediziner sollen in zwölf Semestern fertig sein. Nach einem neuen Gesetz, das am Anfang der Woche im Parlament beraten wurde, darf man die Regelstudienzeit künftig um höchstens vier Semester überschreiten. Zwangsexmatrikuliert werden sollen jetzt die Studierenden, die über zehn Jahre eingeschrieben sind und zwischen 1999 und 2003 das Studium aufnahmen.
An der Uni Athen droht von 80 000 fast 50 000 die Exmatrikulation
Allein an der Aristoteles-Universität in Thessaloniki, der größten Uni des Landes, sollen von rund 82 000 Studierenden 25 861 hinausgeworfen werden. An der Uni Athen droht von rund 80 000 Studierenden zum Jahresende sogar fast 50 000 die Exmatrikulation. Überraschend kommt das Aus für die Betroffenen nicht: Sie wurden bereits 2011 angeschrieben, dass ihnen Ende 2014 die Zwangsexmatrikulation droht, wenn sie ihr Studium nicht wieder aufnehmen. Dass so viele Griechen so lange eingeschrieben bleiben, könnte an den Vergünstigungen für Studierende liegen.
Eine letzte Chance bekommen die Langzeitstudierenden, die in den vergangenen zwei Jahren wieder Lehrveranstaltungen und Prüfungen besuchten. Sie können ihr Studium retten, wenn sie erfolgreich an Zwischenprüfungen im September und Januar teilnehmen.
Gerd Höhler
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