Streit um teure Fachjournale: Unis und Elsevier brechen Verhandlungen ab
Um die Kosten für teure Fachjournale zu senken und Open Access zu ermöglichen, wollten deutsche Unis mit dem Großverlag Elsevier einen Pauschalvertrag schließen. Doch der droht zu scheitern.
Wissenschaftliche Fachmagazine sind teuer – so teuer, dass Unis sie sich oft nicht mehr leisten können. Um den Erwerb von Literatur für Hochschulen und Institute günstiger zu machen, will die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen bundesweit gültige Lizenzen mit Fachverlagen abschließen. Als erstes wurden dafür im Sommer Verhandlungen mit dem Elsevier-Verlag aufgenommen.
Es hätte ein wegweisender Vertrag werden können, schließlich ist Elsevier einer der ganz großen Wissenschaftsverlage. Doch jetzt sind die Verhandlungen unterbrochen worden. Mit dem anvisierten Starttermin zum 1. Januar wird es nichts, zum neuen Jahr könnten einige Hochschulen ganz den Zugang zu Elsevier-Publikationen verlieren. Das berichtet das Magazin „Nature“.
Elsevier fordert zu viel Geld, heißt es
Die Verhandlungen seien an den zu hohen Forderungen Elseviers gescheitert, wird Horst Hippler, Präsident der die Verhandlungen leitenden Hochschulrektorenkonferenz, zitiert: „Das konnten wir nicht akzeptieren.“ Eigentlich sollte der Lizenzvertrag das gesamte elektronische Zeitschriftenportfolio Elseviers umfassen. Die Hochschulen wollten auch eine Open-Access-Klausel: Eine Zweitveröffentlichung könnte dann zum Beispiel Forschern weltweit frei zugänglich gemacht werden. Doch auch auf eine Open-Access-Klausel will sich Elsevier bisher nicht einlassen. Bei beiden Punkten Preis und Open Access sei man weit voneinander entfernt, sagte Hippler.
Bisher hat jede deutsche Hochschule einen eigenen Vertrag mit dem Verlag abgeschlossen. Viele gelten auch für 2017 weiter. Doch bei mehr als 60 Einrichtungen laufen laut „Nature“ die Verträge Ende 2016 aus. Diese hatten mit Blick auf die bundesweite Lizenz auf eine automatische Verlängerung der eigenen Verträge verzichtet. Diese Hochschulen und Institute, genannt wird als Beispiel die Uni Göttingen, könnten nun den Zugang zu Elsevier-Journalen verlieren. Nicht überall werde sofort das gesamte Portfolio betroffen sein, heißt es. Manchmal würden zunächst nur archivierte Texte oder Journale aus bestimmten Fächern gesperrt.
Auch in anderen Ländern gibt es Probleme
Ganz aufgegeben hat man die Verhandlungen vonseiten der Wissenschaft noch nicht. Im Januar sollen sie fortgeführt werden. Die deutschen Unis sind nicht die einzigen, die derzeit hart mit Elsevier kämpfen. In Taiwan haben mehr als drei Viertel aller Hochschulen im Dezember angekündigt, den Verlag wegen der hohen Gebühren künftig boykottieren zu wollen. Einen bereits bestehenden Kollektivvertrag kündigten die taiwanesischen Unis gleichzeitig auf.