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Ein Student sitzt abends vor seinem Laptop und reibt sich die Augen.
© mauritius images / Cameron Prins / Alamy

Umfrage zum vierten Coronasemester: Unglücklich mit der Online-Uni

Niedergeschlagenheit und Rückenschmerzen: Eine Umfrage des fzs zeigt massive psychische und körperliche Probleme von Studierenden im vierten Coronasemester.

Im mittlerweile vierten Coronasemester sehen sich die Studierenden stark belastet. Einer Umfrage von Ende Dezember bis Mitte Januar zufolge sind drei Prozent in Quarantäne, zwei Prozent aktuell positiv getestet. Rund 1,3 Prozent geben an, sich im Hochschulkontext infiziert zu haben und 21 Prozent hatten schon einmal die dann nicht bestätigte Befürchtung, es getan zu haben.

Gleichzeitig sagen 61 Prozent, sie seien derzeit nicht persönlich beziehungsweise im eigenen Haushalt „gesundheitlich von Corona“ betroffen. Mit 48 Prozent fühlt sich aber knapp die Hälfte der Studierenden schlecht oder sehr schlecht, wenn sie an das laufende Semester denken. Dahinter stehen vor allem psychische und körperliche Belastungen durch die Studienbedingungen in der Pandemie: 73 Prozent beklagen Konzentrationsprobleme, 62 Prozent leiden unter Niedergeschlagenheit, 41 Prozent unter Schlafstörungen und 59 Prozent haben Rückenschmerzen.

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Diese Erkenntnisse gehen aus einer soeben abgeschlossenen Umfrage des „freien zusammenschlusses von student*innenschaften“ (fzs) hervor. Über Zwischenergebnisse hat der Tagesspiegel bereits vor einer Woche berichtet, jetzt liegt die Gesamtauswertung der Redaktion exklusiv vor (vollständige Auswertung hier auf der fzs-Homepage).

[Lesen Sie auch unseren ausführlichen Bericht zur aktuellen Lage der Studierenden (Tagesspiegel Plus): Und wieder vor einem Feld schwarzer Kacheln]

7500 Teilnehmende an 181 Hochschulstandorten

Die Umfrage ist strenggenommen nicht repräsentativ, weil die Teilnehmenden über Verteiler des fzs und einzelner Studierendenvertretungen angesprochen und über soziale Medien mobilisiert wurden, nicht aber über allgemeine Hochschulverteiler. Dank der großen Teilnahme von 7500 Studierenden an 181 Hochschulstandorten bundesweit (von 20. Dezember bis 14. Januar) ist die Umfrage aber durchaus aussagekräftig – insbesondere für Berlin, wo 50 Prozent der Befragten studieren.

Die größten Reibungspunkte bei den Studienbedingungen ergeben sich zwischen Präsenz- und Onlinelehre. Der Zugang zur Uni wird bei 45 Prozent der Befragten über eine 3G-Regelung kontrolliert, wobei zwölf Prozent fehlende Kontrollen des Impfstatus beklagen und sogar ein Drittel eine mangelnde Überprüfung sonstiger Hygienemaßnahmen. Zugang nur noch für Geimpfte und Genesene (2G) herrscht an den Hochschulen von 20 Prozent der Teilnehmenden, 2G-Plus bei fünf Prozent. 28 Prozent haben gar keine Präsenzveranstaltungen mehr.

Über die Hälfte findet Online-Qualität eher oder viel schlechter

Unter Coronabedingungen bevorzugen 46 Prozent die Präsenzlehre, 33 Prozent finden hybride Angebote mit parallelen Präsenz- und Onlineangeboten am geeignetsten und nur 21 Prozent eine reine Onlinelehre. Über die Hälfte bewertet dabei die Qualität der Onlinelehre als „eher schlechter“ (37 Prozent) oder „viel schlechter“ (17 Prozent) als Seminare oder Vorlesungen auf dem Campus.

Als Konsequenz aus der Umfrage fordert der fzs unter anderem den Ausbau psychischer und sozialer Beratungsangebote sowie eine Stärkung des studentischen Austausches in Onlineforen und Grufppenarbeitsräumen. Dafür bräuchten die Studierendenwerke und die Hochschulen mehr Mittel – durch Soforthilfeprogramme aus Landes- und Bundeshaushalten. Das würde auch für erneute Soforthilfen für Studierende in coronabedingten finanziellen Notlagen gelten.

Außerdem mahnt der fzs bundesweit „flexiblere Studienbedingungen durch Fristenverlängerung, Regelstudienzeitverlängerung und Freiversuchsregelungen“ an. In Berlin hat Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) eine solche Regelung in der vergangenen Woche bereits erlassen.

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