Steigende Corona-Infektionen in Großbritannien: Ungeimpfte könnten sich alle 16 Monate neu infizieren
Die Corona-Infektionen in Großbritannien steigen stark an. Die Berichte zu Wiederholungsinfektionen von Genesenen mit dem Coronavirus häufen sich.
Aus Großbritannien häufen sich die Berichte über erneute Ansteckungen von Genesenen mit Sars-CoV-2. Am vergangen Montag lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Vereinigten Königreich bei 468. Zum Vergleich, in Deutschland lag sie bei 77.
Eine Auswertung des britischen Statistikamtes, Office for National Statistics, (ONS) kam zu den Ergebnis, dass 296 von 20.262 positiv getestet Personen sich erneut mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Die Daten wurden im Zeitraum von Anfang Juli 2020 bis Ende September 2021 erhoben.
Eine Reinfektion wurde definiert als eine Ansteckung mit dem Coronavirus, nachdem der erste positive Test der Erstinfektion mindestens 120 Tage her war. Die ONS interpretiert aus Anfang Oktober veröffentlichten Ergebnissen, dass das Risiko einer erneuten Infektion ab Mai 2021 höher war – seitdem Auftreten der Delta-Variante.
Neue Hinweise zum Auftreten von Reinfektionen
Die Studienlage um Reinfektionen ist noch dünn, dennoch gibt es neue Erkenntnisse zur Dynamik von erneuten Infektionen Wissenschaftler:innen der Universität Yale. In der Anfang des Monats veröffentlichten Studie nutzten die Forscher:innen evolutionsbiologische Methoden, um zu verstehen, wie die erneuten Infektionen mit Sars-CoV-2 verlaufen.
Dafür verwendeten die Forscher:innen immunologische Daten von Infektionen mit verwandten Coronaviren, wie Sars und Mers. Dadurch konnten sie das Risiko einer erneuten Erkrankung mit Covid-19 modellhaft berechnen.
„Wenn es keine Tests gäbe, die Menschen keine Maske trägen oder Abstand halten würden und es keine Impfstoffe gäbe, müssten wir mit einer Reinfektion in einem Zeitraum von drei Monaten bis fünf Jahren rechnen - das heißt, die durchschnittliche Person müsste damit rechnen, alle drei Monate bis fünf Jahre Covid zu bekommen“, so Jeffrey Townsend von der Universität Yale im Guardian.
Der Mittelwert, also der Wert, der genau in der Mitte der möglichen Infektionszeiträume liegt, liegt bei 16 Monaten. Das kann für ungeimpfte Menschen bedeuten, dass sie sich alle 16 Monate anstecken könnten.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Die Forscher:innen der Yale University betonen in ihrer Veröffentlichung die Wichtigkeit vom beschleunigten Impftempo und der Einhaltung Corona-Maßnahmen auch für Genesene, um die Verbreitung des Virus einzudämmen
Corona-Lage im Vereinigten Königreich bleibt angespannt
Die Zahl der täglichen Corona-Todesfälle stieg in Großbritannien mit 223 Fällen am Dienstag auf den höchsten Stand seit März. Anfang der Woche wurden knapp 50.000 neue Corona-Fälle im Land gemeldet. In England sind eine Maskenpflicht in Innenräumen oder Nachweisregeln über Impfungen oder Tests seit dem „Freedom Day“ im Juli eher die Ausnahme.
Britische Mediziner:innen fordern die Umsetzung des sogenannten Plan B von der Regierung von Premier Boris Johnson. Der Plan B sieht eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen sowie den Ratschlag, von zu Hause zu arbeiten, vor.
Außerdem könnten Impfnachweise bei größeren Veranstaltungen eingeführt werden. Der bislang verfolgte Plan A sieht vor, sich lediglich auf die Wirkung der Impfungen zu verlassen. Knapp 79 Prozent der impfberechtigten Bürgerinnen und Bürger ab zwölf Jahren sind vollständig immunisiert.
In Israel ist eine Infektion mit der neuen Unterart AY 4.2 der Delta-Variante nachgewiesen worden, die bereits in mehreren europäischen Ländern und auch mehrfach im Vereinigten Königreich aufgetreten ist. Bei dem Infizierten handelte es sich demnach um einen elfjährigen Jungen, der aus Europa eingereist war. Die Infektion wurde bei der Ankunft des Jungen im Flughafen in Tel Aviv festgestellt. Der Junge sei unter Quarantäne gestellt worden.
Der Biologe François Balloux vom University College London sagte der Nachrichtenagentur AFP, diese Untervariante sei selten und scheine nicht genauso ansteckend zu sein wie andere Unterarten des Coronavirus. Israel prüft wegen sinkender Infektionszahlen eine Lockerung seiner Corona-Restriktionen im Tourismus. Vorherige Pläne dazu hatte die Regierung wegen steigender Fallzahlen nicht umgesetzt. (mit AFP, dpa)