Hohe Corona-Impfquoten an Hochschulen: Über 80 Prozent der Berliner Studierenden durchgeimpft
Eine Umfrage unter gut 40.000 Studierenden in Berlin zeigt eine große Impfbereitschaft, doch immerhin 13,6 Prozent sind ungeimpft. Unis machen weitere Angebote.
Die Studierenden wollen zurück ins Leben, in die Seminarräume, auf den Campus und natürlich auch in die Clubs, Cafés und Kneipen. Dafür sprechen nicht nur zahlreiche Umfragen, nach denen Studierende all das in der Zeit der Lockdowns vermisst haben. Das zeigt jetzt auch eine hohe Berliner Impfquote zum Start des Wintersemesters.
Nach einer Abfrage unter Studierenden an zehn staatlichen Hochschulen werden Anfang bis Mitte Oktober berlinweit 83,2 Prozent vollständig geimpft sein, weitere 2,3 Prozent sind dann erstgeimpft und knapp ein Prozent genesen. 13,6 Prozent gaben an, zu Beginn des Wintersemesters noch ungeimpft zu sein. Das gab die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen (LKRP) am Freitag bekannt.
Die Zahlen sprechen für eine hohe Immunisierungsquote von über 85 Prozent bis zum Winter. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind aktuell 61,9 Prozent der Menschen doppelt geimpft.
An der Umfrage, die berlinweit vor drei Wochen per E-Mail an alle rund 140.000 Studentinnen und Studenten der staatlichen, künstlerischen und kirchlichen Hochschulen Berlins ging, haben 42.015 Studierende teilgenommen, also knapp ein Drittel. Gefragt wurden sie nach dem „Impfstatus zu Beginn des Wintersemesters 2021/22“ und nach der Art des Impfstoffes. Weit über die Hälfte (23.269) erhielten Biontech Pfizer, an zweiter Stelle steht Moderna (8452).
Die große Zahl der freiwillig Teilnehmenden lässt auf die Verlässlichkeit der Umfrage schließen – und auf eine hohe Bereitschaft der Studierenden, mit ihren Antworten zur Rückkehr auf den Campus und in Vorlesungen und Seminare beizutragen.
[Lesen Sie auch unseren Bericht über den Start der Berliner Impfkampagne unter Studierenden im Juni: Weg zurück in die Präsenz]
Denn eine hohe Impfquote gilt als wichtigste Voraussetzung für das Ende der fast ausschließlich digitalen Corona-Semester an den Hochschulen. In Berlin wie auch bundesweit haben sie angekündigt, ab dem Herbst möglichst viele Veranstaltungen wieder in Präsenz anzubieten. Daneben solle es weiterhin digitale Formate für Überblicksvorlesungen und teilweise auch hybride Formate geben.
"Gute Ausgangslage für ein Wintersemester in Präsenz"
Die LKRP spricht nun von einer „guten Ausgangslage für ein Wintersemester in Präsenz“ - nach dem „derzeitigen Stand der Empfehlungen der zuständigen Bundes- und Landesbehörden“.
Gleichzeitig heben die Hochschulleitungen die nicht unbeträchtliche Zahl an Studierenden hervor, die noch nicht geimpft sind – und dies größtenteils auch nicht vorhaben. Von den 42.015, die an der Umfrage teilgenommen haben, gaben 5696 an, noch keine Impfung erhalten zu haben.
Auf die Frage, ob sie ein Impfangebot der Hochschule annehmen würden, antworteten 83,8 Prozent mit Nein und entsprechend nur 16,2 Prozent mit Ja. Unter den Genesenen, den einmal und vollständig Geimpften liegt die Akzeptanz für eine Zweit- oder spätere Drittimpfung an der Hochschule dagegen zwischen 59, 2 und 71 Prozent.
"Jetzt impfen lassen!" appelliert die TU mit rotem Banner
Auf eine Impfquote, die sogar in Richtung 90 Prozent geht, hatten frühere Umfragen an zwei großen Universitäten in Westdeutschland hingedeutet. So waren an der TU Dortmund Ende Juli 68 Prozent zweimal und weitere 24 Prozent einmal geimpft, impfunwillig waren zwei Prozent. In Tübingen gaben 74 Prozent an, vollständig immunisiert zu sein, 18 Prozent erstgeimpft und 3,7 Prozent nicht impfwillig.
Auf die mit 13,6 Prozent in Berlin deutliche höhere Quote von Ungeimpften reagieren die Hochschulleitungen jetzt mit „Vorbereitungen für weitere Impfangebote noch vor Vorlesungsbeginn“. Ob an der Uni oder in umliegenden Arztpraxen geimpft wird, würden die Hochschulen ihren Studierenden und Studienanfängern demnächst mitteilen, heißt es.
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Am Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin wurde bereits am Donnerstag ein monumentales rotes Banner mit der Aufschrift „Jetzt impfen lassen!“ aufgehängt. Eindringlich wird an die Studierenden appelliert: „Das einzig Ansteckende sollten Ideen sein.“
Die TU, die bisher in einer Praxis in Britz impfen lässt, wolle zum Start der Vorlesungszeit auch mobile Impfteams einsetzen, die Studierende oder auch interessierte Beschäftigte „direkt vor Ort hier auf dem TU-Campus impfen werden“, teilte TU-Präsident Christian Thomsen am Freitag mit.
„Möglichst viele Studierende sollen sicher an Präsenzveranstaltungen im kommenden Wintersemester (…) teilnehmen können“, erklärt die LKRP. Die hohe Belastung der vergangenen drei Corona-Semester, die größtenteils mit digitalen Angeboten abliefen, „sollen ein Ende finden oder zumindest deutlich gemildert werden“.
Etwas höhere Impfquote unter TU-Studierenden
Es habe sich gezeigt, „dass insbesondere in der Phase des Studienbeginns der Austausch in Seminaren und im Hörsaal wichtig für das Gelingen des Studiums ist“.
Der Zugang zu Hochschulgebäuden soll mit „3G“ geregelt werden: Geimpfte und Genesene müssen ihre Nachweise vorzeigen, Nichtgeimpfte müssen tagesaktuell negativ getestet sein. Der Schnelltest soll bekanntlich ab dem 11. Oktober bundesweit kostenpflichtig sein – bei einem Preis von voraussichtlich 25 Euro pro Test und Tag würde das eine erhebliche finanzielle Hürde für ungeimpfte Studierende darstellen.
[Dazu finden Sie einen Bericht auf Tagesspiegel Plus (€): Mit Kontrollbändchen zurück auf den Campus]
Wie unterschiedlich der Impfstatus offenbar an den einzelnen Hochschulen ist, zeigen die Zahlen der Universitäten. An der TU gibt mit 86,3 Prozent ein größerer Anteil als im Landesschnitt an, zum Semesterstart vollständig geimpft zu sein. Ungeimpft sind mit zehn Prozent etwas weniger. An der Umfrage nahmen 10.628 TU-Studierende teil (von insgesamt rund 33.500).
An der Freien Universität seien sogar 89 Prozent der Teilnehmenden vollständig geimpft, an der Humboldt-Uni 86,6 Prozent, hieß es am Nachmittag in Pressemitteilungen.