Geldnot wegen Coronavirus: Trumps Familienunternehmen bittet Deutsche Bank um finanzielle Hilfe
Wegen des Coronavirus hat auch das Unternehmen des US-Präsidenten Probleme. Trump lotet offenbar Auswege aus. Und könnte die Deutsche Bank vor Probleme stellen.
Wegen der Coronavirus-Krise geraten auch in den USA viele Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Größere und kleinere Firmen im gesamten Land versuchen mit Geschäftspartnern, Vermietern und Kreditgebern Lösungen zu finden, die ihnen etwas Luft verschaffen.
Einem Bericht der "New York Times" zufolge zählt dazu auch das Familienunternehmen von US-Präsident Donald Trump.
Da wegen der aktuellen Lage einige der Hotels und Golfplätze geschlossen wurden, habe die Trump-Fima untersucht, ob sie Zahlungen für einige ihrer Kredite und andere finanzielle Verpflichtungen verzögern könne, berichtet die NYT, die sich auf Insider und Dokumente beruft, die sie überprüft habe.
Demnach hätten Vertreter des Trump-Unternehmens kürzlich mit der Deutschen Bank, dem größten Gläubiger des Präsidenten, über die Möglichkeit gesprochen, die Zahlungen zumindest für einige seiner Darlehen von der Bank zu verschieben.
Trumps Firma will Pacht wegen Coronavirus aufschieben
Und in Florida habe die Trump-Firma beim Bezirk Palm Beach angefragt, ob erwartet werde, dass die Firma weiterhin monatliche Zahlungen für Land leistet, das sie für einen dort geplanten 27-Loch-Platz des Trump International Golf Club gepachtet hat.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple-Geräte herunterladen können und hier für Android-Geräte.]
Floridas Gouverneur Ron DeSantis hatte im vergangenen Monat unter anderem Restaurants, Bars und Golfplätze schließen lassen, da das Coronavirus auf den Bundesstaat übergegriffen hatte.
Niemand weiß, wie viel Geld Trump besitzt. Auch als Präsident versucht Trump weiter, so viel wie möglich zu verdienen. Er verzichtet zwar auf sein Staatssalär (400.000 Dollar) und trat die Konzernführung an seine Söhne ab, blieb aber weiter Inhaber.
Seine Holding, ein Mischkonzern mit Namen The Trump Organization, veröffentlicht keine Zahlen, seine Steuererklärungen hält er geheim.
Trump ist der erste Präsident seit 50 Jahren, der sich weigert, seine Unterlagen zu veröffentlichen. Normalerweise ist es schon bei Präsidentschaftsbewerbern üblich, dass sie über ihre Steuererklärungen den Wählern Einblick in ihre Finanzen geben. Eine Entscheidung soll nun der Oberste Gerichtshof fällen; wann das sein wird, dürfte in Zeiten des Coronavirus unsicher sein.
Nach Angaben der NYT sind die Gespräche der Trump Organisation mit der Deutschen Bank und dem Bezirk Palm Beach nicht abgeschlossen. Es sei unklar, ob dem Trump-Unternehmen gewährt werde, die Zahlungen auszusetzen oder zu reduzieren, schreibt das Blatt. Wie das "Handelsblatt" berichtet, lehnt die Deutsche Bank eine Stellungnahme ab.
Die NYT zitiert Eric Trump, den Sohn des Präsidenten, mit den Worten: "In diesen Tagen arbeiten alle zusammen." Eric Trump, der das Familienunternehmen mit leitet, sagte demnach weiter: "Die Mieter arbeiten mit den Vermietern zusammen, die Vermieter mit den Banken. Die ganze Welt arbeitet zusammen, während wir diese Pandemie bekämpfen." Das Trump-Unternehmen verfügt in den USA und weltweit über mehr als ein Dutzend Golfclubs und Luxushotels.
[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus weltweit.]
Das Blatt schreibt weiter, dass die Anfragen Kreditgeber und Vermieter in die unangenehme Lage bringen würden, dass sie entweder Trump unterstützen müssten - oder das Risiko eingehen, den Präsidenten zu verprellen.
In den vergangenen Wochen habe das Unternehmen sein Hotel mit Blick auf den Las Vegas Strip wegen des Coronavirus vorübergehend geschlossen, Personal und Dienstleistungen in seinen Hotels in New York und Washington reduziert und seine Golfclubs in Florida und New Jersey weitgehend geschlossen, schreibt die NYT.
Geschlossen wurde demnach auch der Mar-a-Lago-Club in Florida, der zu dieser Jahreszeit normalerweise als "Winter-Weißes Haus" dient, wie Trump es gerne nennt.
[Mit dem Newsletter „Twenty/Twenty“ begleitet unser US-Quintett Christoph von Marschall, Anna Sauerbrey, Juliane Schäuble, Malte Lehming und Tilman Schröter Sie jeden Donnerstag auf dem Weg zur Präsidentschaftswahl. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung: tagesspiegel.de/twentytwenty]
Wie die NYT weiter berichtet, könnten andere Unternehmen möglicherweise einen 500 Milliarden Dollar schweren Rettungsfonds in Anspruch nehmen, der vom Finanzministerium verwaltet wird. Aber das wirtschaftliche Rettungspaket, das Präsident Trump vergangene Woche unterzeichnete, verwehrt dem Präsidenten und seiner Familie Hilfsgelder daraus.
Wie die NYT weiter schreibt, hat die Deutsche Bank Trump und seinen Unternehmen seit 1998 etwa zwei Milliarden Dollar geliehen. Die Bank sei das einzige große Finanzinstitut, das bereit sei, mit den Trumps Geschäfte zu machen.
Zu dem Zeitpunkt, als er Präsident wurde, schuldete das Trump-Unternehmen der Deutschen Bank dem Bericht zufolge etwa 350 Millionen Dollar, einschließlich Darlehen für den Kauf und die Renovierung des Doral-Golf-Resorts in der Nähe von Miami und für die Entwicklung eines Luxushotels im Gebäude des Old Post Office in Washington.
Hintergründe zum Coronavirus:
- Coronavirus-Dunkelziffer: Warum Statistiker von 222.000 Infizierten in Deutschland ausgehen
- Sinnvoll oder nicht: Atemschutzmasken im Faktencheck
- Kontaktverfolgung per Handydaten: So funktioniert die Corona-App
- Mundschutz selber machen: Eine Anleitung zum Basteln einer Atemschutzmaske
- Verfolgen Sie die Ereignisse zum Coronavirus in Berlin in einem eigenen Liveblog
Beide Projekte leiden unter dem wirtschaftlichen Stillstand, so die NYT. Als Reaktion auf die Vorschriften des Bezirks Miami-Dade habe das Doral Resort den Betrieb eingestellt, während das Hotel in Washington weiter betrieben werde, wenn auch mit wenigen Gästen und mit geschlossenem Restaurant und Bar.
Trumps Firma pachte das Washingtoner Grundstück von der Bundesregierung; und das Unternehmen habe Angebote von potentiellen Käufern eingeholt. Dieser Prozess liege nun auf Eis, schreibt das Blatt unter Berufung auf die "Washington Post".
Trumps Unternehmen habe die Darlehen für diese Grundstücke sowie ein weiteres, das mit seinem Wolkenkratzer in Chicago zusammenhänge, von 2012 bis 2015 erhalten, so die NYT.
Aufgrund einer Reihe von Zahlungsausfällen und Insolvenzen der Trumpschen Unternehmen, habe die Deutsche Bank darauf bestanden, dass Donald Trump persönliche Garantien für diese Kredite gewährte. Dies bedeute, dass die Bank auf sein persönliches Vermögen zurückgreifen könne, wenn er die Rückzahlung des Geldes einstellen sollte.
Seit Trumps Wahl zerbrächen sich die Führungskräfte der Deutschen Bank nach Angaben von Bankbeamten darüber den Kopf, was im Falle eines Zahlungsverzuges geschehen solle, heißt es in dem Bericht.
Die Beschlagnahme des persönlichen Vermögens des Präsidenten wäre ein unattraktiver Vorschlag. Aber die Entscheidung, die Gelder nicht zu einkassieren, wäre gleichbedeutend mit einem enormen finanziellen Geschenk an Trump, dessen Administration eine enorme Macht über die Bank ausübe, so die NYT.
Die Geschäfte der Deutschen Bank in den Vereinigten Staaten werden von Bundesaufsichtsbehörden überwacht, und das Justizministerium hat eine strafrechtliche Untersuchung der Bank durchgeführt.
Sven Lemkemeyer