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Eine „Falcon 9“-Rakete von SpaceX startet von Cape Canaveral im Mai 2020.
© AFP/Joe Raedle

„Eine aufregende Forschungsmöglichkeit“: Teil einer SpaceX-Rakete wird auf dem Mond einschlagen

Eine ausgediente Raketenstufe von SpaceX umkreist den Mond. Wissenschaftler haben errechnet, wann der Flugkörper dort einschlagen wird.

Sanft auf dem Mond aufzusetzen ist die hohe Kunst der Raumfahrt. Das gilt für robotische Missionen und erst recht für astronautische. Mit großem Aufwand bereitet die Nasa derzeit die Rückkehr zum Erdtrabanten vor, die frühestens 2025 erwartet wird.

Die Anreise soll mit dem „Orion“-Raumschiff und der neuen Rakete SLS erfolgen, für die letzte Etappe ist die Firma SpaceX zuständig. Sie entwickelt für 2,89 Milliarden Dollar das „Human Landing System“, mit dem zwei Menschen auf die Mondoberfläche und später zurück zum Raumschiff gelangen sollen.

Es ist ein bemerkenswerter Zufall, dass ausgerechnet ein SpaceX-Produkt demnächst unkontrolliert und hart auf dem Mond aufschlagen wird.

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Die etwas andere Mondlandung

Es handelt sich um die Oberstufe einer Falcon-9-Rakete, die im Februar 2015 gestartet war. Nachdem sie den Forschungssatelliten „Deep Space Climate Observatory“ erfolgreich ausgesetzt hatte, war nicht mehr genug Treibstoff vorhanden, um zur Erde zurückzukehren oder der Anziehungskraft des Systems Erde-Mond zu entfliehen. Seitdem taumelt sie durchs All und wird voraussichtlich Anfang März nahe des Mondäquators einschlagen, berichtet das Online-Magazin „Ars Technica“.

Es beruft sich auf Beobachtungen von Astronomen, die Bill Gray zusammengetragen und daraus die Flugbahn der Oberstufe sowie den mutmaßlichen Einschlag berechnet hat. In einem längeren Blogbeitrag listet er zahlreiche Details auf, die bisher bekannt sind.

Anhand seiner Kalkulationen wird der Einschlag am 4. März erfolgen. Die Prognose könne demnächst verbessert werden, denn am 7. und 8. Februar werde das Schrottteil wieder in Erdnähe zu sehen sein. Damit ließe sich der Orbit genauer bestimmen.

Im Gegensatz zu felsigen Meteoriten, deren Kurs gut zu berechnen ist, sei das bei Raketenresten komplizierter. Ihre glänzende Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht gut, daher werden die Objekte etwas von ihr „weggeschoben“, wie Gray erläutert.

Von der Erde aus wird der Einschlag wohl nicht zu sehen sein, schätzt er. Auch von der Nasa-Sonde „Lunar Reconnaissance Orbiter“, die derzeit den Mond umkreist, werde der Aufprall nicht live beobachtet werden können, hieß es von der US-Raumfahrtagentur. Es werde aber untersucht, ob danach Veränderungen auf dem Mond und ein möglicher durch den Aufprall entstandener Krater analysiert werden könnten. „Dieses einmalige Vorkommnis stellt eine aufregende Forschungsmöglichkeit dar.“

Auch die indische Sonde „Chandrayaan-2“ könnte den Krater aufspüren, da sie in geringer Höhe um den Mond kreist. Die Suche nach dem Krater werde eine große Herausforderung und könne Wochen oder sogar Monate dauern.

Den Mond im Visier

Für uns auf der Erde mögen die Zahlen beängstigend klingen: Ein Vier-Tonnen-Geschoss, das mit 2,58 Kilometern pro Sekunde, also rund 9300 Kilometern pro Stunde einschlägt. Doch das ist der Mond gewohnt. Er werde häufiger von noch größeren Brocken getroffen, die mit 10 bis 20 Kilometer pro Sekunde einschlagen, schreibt Gray.

In der Apollo-Zeit habe man sogar gezielt Oberstufen der Saturn-Raketen auf den Himmelskörper gelenkt. Da deren Masse und Geschwindigkeit bekannt waren, ließen sich durch die herbeigeführten Erschütterungen die Seismometer auf der Mondoberfläche kalibrieren.

Aber auch später gab es Einschläge durch die Raumfahrt. Gezielt war beispielswiese die Nasa-Mission LCROSS (Lunar Crater Observation and Sensing Satellite) im Jahr 2009: Da wurde eine Oberstufe in einen Krater gejagt, um in den herausgeschleuderten Trümmern nach Wassereis zu suchen – der Nachweis gelang.

Hinzu kommen unfreiwillige Crashs wie die gescheiterten Landeversuche der israelischen Mission „Beresheet“ und des „Chandrayaan-2“-Rovers im Jahr 2019.

Möglicherweise wird die Liste in den nächsten Monate länger, mehrere robotische Mondlandungen sind für dieses Jahr vorgesehen, darunter Misionen aus Indien, Russland sowie einer US-Firma. (mit dpa)

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