Bündnis "Studis gegen hohe Mieten": Studenten fordern Ende der Wohnungsnot
Viele Studenten finden in Berlin keine bezahlbare Wohnung. Jetzt will das Bündnis "Studis gegen hohe Mieten" die Politik mit einer Aktionswoche gegen Wohnungsnot aufrütteln - und im Pyjama vor dem roten Rathaus campen.
Berliner Studierende eröffnen am kommenden Freitag ein neues Wohnheim – unter freiem Himmel, direkt vor dem Roten Rathaus. Dort wollen sie es sich aus Protest gegen steigende Mieten und Wohnungsnot in Schlafanzügen, mit Decken und Schlafsäcken gemütlich machen. Die Pyjama-Aktion ist Teil einer Aktionswoche, mit der das neu gegründete Bündnis „Studis gegen hohe Mieten“ die Politik auffordern will, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Die Asten der Universitäten und Fachhochschulen, das Studentenwerk, die Initiative „Kotti und Co“ sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützen das Bündnis. „Zwei Drittel der Studienanfänger bewerten die Wohnungssuche in diesem Semester als schwierig, ein Viertel muss eine vorübergehende Notlösung in Kauf nehmen“, erklärte Andreas Keller, Hochschulexperte der GEW, am Montag.
Die Aktionswoche soll jetzt das öffentliche Bewusstsein für das Problem schärfen. Unter anderem plant das Bündnis am morgigen Mittwoch eine Podiumsdiskussion mit Vertretern des Studentenwerks (Hauptgebäude der TU, Straße des 17. Juni 135, Raum 0112) und am Donnerstag ab 15 Uhr einen Demonstrationszug vom Bahnhof Zoo zur Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Fehrbelliner Platz. Die Politik verhalte sich in Bezug auf das Thema Wohnraumplanung widersprüchlich, sagt Hannah Eberle, hochschulpolitische Referentin im Asta der TU, die im Bündnis aktiv ist. „Die Studis sollen nach Hellersdorf ziehen, wenn es nach der Politik geht. Doch auch in den Randbezirken steigen die Mieten.“
Für ein 25 Quadratmeter großes Zimmer in einer Wohngemeinschaft zahle man mittlerweile auch in Lichtenberg 336 Euro. Die Bafögpauschale für eine Wohnung liegt aber bei nur 224 Euro – unverändert seit 2010.
Auch die Geschäftsführerin des Studentenwerks, Petra Mai-Hartung, fordert die Politik auf, zu handeln: „Berlin soll Wissenschaftsstandort bleiben? Dann soll bitte schön auch in studentischen Wohnraum investiert werden.“ Momentan stehen 1500 Studierende auf den Wartelisten der Berliner Wohnheime. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat zwar zugesichert, in den nächsten Jahren 5000 neue Wohnheimplätze zu schaffen. „Das reicht aber nicht“, sagt Mai-Hartung.
Damit würde lediglich der Bundesdurchschnitt von zehn Prozent Wohnraumversorgung durch das Studentenwerk erreicht. Zudem sei nicht sicher, ob das Versprechen überhaupt realisiert werde. Das Bündnis fordert stattdessen den Neubau von mindestens 25 000 Wohnheimplätzen, eine stärkere staatliche Regulierung des Mietspiegels und die Bereitstellung von Übergangsunterkünften für Studierende noch in diesem Herbst.
Luisa Hommerich