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Vor einigen Jahren standen die Zimmer in den Studentenwohnheimen der Stadt leer, heute beträgt die Wartezeit bis zu 40 Monaten. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit will helfen.
© dpa

Landeseigene Grundstücke im Fokus: Wowereit will 5000 neue Studentenwohnungen bauen lassen

Berlin verfügt über 9500 restlos ausgebuchte Plätze in Studentenwohnheimen, die durchschnittliche Wartezeit liegt bei 40 Monaten. Jetzt hat der Regierende Bürgermeister ein Machtwort gesprochen.

Vor vier Jahren ist Anna aus Sankt Petersburg nach Berlin gekommen – fünf Mal ist sie seitdem umgezogen. „Das ist noch gar nichts“, sagt die 24-jährige Anglistik-Studentin aus Russland. Internationale Studenten wechselten im Durchschnitt fünf Mal jährlich ihre Bleibe. Denn für sie sei es noch schwieriger, eine Wohnung als Hauptmieter zu bekommen. „Und als Untermieter bist du schnell wieder draußen“, sagt Anna. Zwei Mal musste sie innerhalb kürzester Zeit wieder ausziehen, weil der Hauptmieter mit einem neuen Freund zusammenziehen wollte. „Und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt Anna.

Ob dem Regierenden Bürgermeister Fälle wie dieser zu Ohren gekommen sind, sagte er nicht. In jedem Fall bemüht sich Klaus Wowereit (SPD) offenbar um eine Lösung des Problems: Er traf sich zum Spitzengespräch über die Wohnungsnotlage von Studierenden in Berlin mit der Chefin des Studentenwerkes Petra Mai-Hartung. „Der Senat wird alles dafür tun, zusätzliche Kapazitäten zu ermöglichen und das Studentenwerk bei seinen Anstrengungen zu unterstützen“, sagte Wowereit nach der Begegnung. Konkret heißt das: 5000 neue Plätze in Studentenwohnheimen sollen in den nächsten Jahren entstehen.

Das klingt gewaltig, ist es gemessen am Angebot in anderen deutschen Ländern aber keineswegs. Berlin verfügt über 9500 restlos ausgebuchte Plätze in Studentenwohnheimen und versorgt damit gerade mal 6,5 Prozent aller Studierenden mit Wohnraum – das sind fast fünf Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. Gerade mal diese Lücke würde die Party- und Studentenhauptstadt Deutschlands durch den geplanten Neubau von 5000 Plätzen schließen.

Wie vergangene Woche berichtet, stehen gegenwärtig 900 Studenten auf der Warteliste des landeseigenen Studentenwerkes. Bei besonders beliebten Häusern, wie etwa dem in Kreuzberg, liegt die durchschnittliche Wartezeit für einen Platz bei 40 Monaten. Leer stehende Zimmer oder Appartements gibt es anders als noch vor ein paar Jahren keine mehr in den Häusern des Studentenwerkes. Deshalb hat sich die Einrichtung bereits beim landeseigenen Liegenschaftsfonds beworben, um ein Grundstück in Oberschöneweide zu erwerben.

Das liegt schon eine Weile zurück. Grundstücke vergibt der Senat seit einiger Zeit nur noch in Ausnahmefällen, weil über die Regeln für Vergaben lange gestritten wurde. Wowereit hat nun wohl ein Machtwort gesprochen. „Ich habe die Finanzverwaltung gebeten, zusammen mit dem Liegenschaftsfonds geeignete Grundstücke zu identifizieren“, sagte Wowereit nach dem Treffen und meinte Grundstücke für den Neubau studentischer Wohnungen.

Die Errichtung von Wohnheimen wird das Studentenwerk dem Vernehmen nach aus eigenen Kräften stemmen. Die Einrichtung hat zwar keine Gewinne gehortet, aber doch einige Rücklagen gebildet für die Sanierung bestehender Häuser. Ein Teil davon könnte als Eigenkapital in den Neubau fließen. Den Rest dürften Banken ohne Murren als Kredit bereitstellen: Denn das Studentenwerk schreibt seit langem schwarze Zahlen und genießt als landeseigene Einrichtung ohnehin beste Bonität.

Die Geschäftsführerin des Studentenwerks freute sich nach der Einigung über die „dringend notwendigen Impulse“. Moderne Studentenwohnheime, „in denen sowohl Einzelzimmer als auch WG-ähnliche Grundrisse möglich sind, sind eine echte Alternative zur schwierigen Suche auf dem freien Wohnungsmarkt“. Besonders schwierig ist die Suche für Studierende, die in der Nähe der Technischen Universität in Charlottenburg oder der Freien Universität in Dahlem eine Wohnung suchen.

„Wir sind gut vorbereitet“, sagt Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds. Da der Grundstücksbestand ohnehin auf dessen Eignung für den Wohnungsbau untersucht worden sei, könnten kurzfristig Flächen bereitgestellt werden, sobald das politische Signal komme.

Leitartikel, Seite 1

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