Deutsche Film- und Fernsehakademie: Streit um Regie der Berliner Filmhochschule
Studierende der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin gehen auf die Straße, sie wollen über die neue Leitung mitbestimmen. Der Kuratoriumsvorsitzende Björn Böhning sieht keinen Grund für Proteste.
Das Boot, Troja, Sonnenallee, Good Bye, Lenin! – die Liste der bekannten Filme, deren Macher mit der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) verbunden sind, ist lang. In der Filmstadt Berlin ist die DFFB, die als gemeinnützige GmbH mit dem Land Berlin als alleinigem Gesellschafter geführt wird, eine feste Größe. Doch Studierende der Akademie sehen die anerkanntermaßen hohen Standards bedroht. Seit Monaten schwelt zwischen ihnen und dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Filmschule, Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD), ein Konflikt um den vakanten Direktorenposten und die aus Studierendensicht schlechte Kommunikation an der Filmschule.
Im Juni dieses Jahres hatte der seit 2010 amtierende Direktor Jan Schütte überraschend bekannt gegeben, nach Los Angeles zu wechseln. Die Zeit mit Schütte als Direktor bezeichnet Studierendensprecher Florian Hoffmann als „enttäuschend“. So gebe es etwa seit zwei Jahren keinen Regie-Dozenten mehr. In einem offenen Brief hatten die Studierendenvertreter Schütte bereits 2011 vorgeworfen, den demokratisch besetzten Akademischen Rat „als Ort der Mitbestimmung von Studenten- und Dozentenschaft in der Praxis abgeschafft“ zu haben. Schütte selber teilte zum Abschied mit: „Es waren Jahre des Umschwungs und der Neudefinition der DFFB.“
Senatskanzleichef Böhning: Entscheidung noch nicht getroffen
Die Studierenden drängen nun darauf, an der Findung eines neuen Direktors mitwirken zu können. Der oder die Neue solle vor allem dialogfähig sein und die lange Tradition des Austauschs an der Akademie aufrechterhalten, fordert Hoffmann. Böhning und das Kuratorium hätten die Kandidatensuche und auch die offenbar schon erfolgte Direktoren-Wahl zum ersten Mal in der DFFB-Geschichte als geheim angesetzt. „Ich weiß bis heute nicht, wer alles kandidiert hat“, sagt Hoffmann. Nur die Namen der finalen zwei Kandidaten drangen zu den Studierenden durch. Zwischen der französischen Kamerafrau und DFFB-Dozentin Sophie Maintigneux und dem österreichischen Regisseur Julian Pölsler sollte sich das Kuratorium angeblich entscheiden.
Die Studierenden bevorzugen Maintigneux. Sie kenne die Akademie und habe internationales Renommee, sagt Hoffmann. Gerüchteweise soll sich das Kuratorium aber bereits für Pölsler entschieden haben. Senatskanzleichef Böhning will das auf Anfrage nicht bestätigen. „Die Entscheidung ist noch nicht erfolgt, befindet sich aber in der finalen Phase“, teilt er mit. Eine Wahl hinter verschlossenen Türen habe es nicht gegeben. „Studierenden- und Dozentenvertreter sind im gesamten Auswahlprozess beteiligt worden.“
Podiumsdiskussion mit Filmemacher Detlev Buck
Doch die Studierenden machen weiter Druck. Seit dieser Woche halten sie täglich Mahnwachen vor dem Roten Rathaus ab. Am Mittwochabend demonstrierten sie am Potsdamer Platz, wo die Filmhochschule sitzt. Für den heutigen Freitag haben die Studierenden alle Mitglieder der Akademie zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, um über die Zukunft der Einrichtung zu sprechen. Zugesagt haben prominente Alumni wie Detlev Buck oder Wolfgang Becker . Böhning scheint nicht teilnehmen zu wollen: „Ob es für die DFFB hilfreich ist, interne Auseinandersetzungen an die Öffentlichkeit zu tragen, möchte ich bezweifeln.“
Die Diskussion „Quo vadis DFFB?“ findet am Freitag, 19. Dezember, um 19 Uhr in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin-Tiergarten statt.
Veronika Völlinger
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