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Startklar. Die Falcon-9-Rakete auf dem Startplatz in Cape Canaveral. Sie soll Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Die erste Stufe soll nach der Abtrennung gezielt zur Erde zurückkehren und auf einer schwimmenden Plattform landen.
© Reuters
Update

Start abgebrochen: SpaceX will erstmals Raketenstufe sicher landen - aber nicht heute

Es wäre ein Meilenstein in der Raumfahrt: Die erste Stufe einer Falcon 9 sollte nach dem Start gezielt zur Erde zurückkehren und auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik landen. Daraus wird vorerst nichts, der Start wurde abgesagt. Nächster Versuch ist am Samstag.

Seit einem Jahrzehnt mischt Elon Musk die Raumfahrt auf. Mit seinem Unternehmen SpaceX bietet er unbemannte Flüge ins All, die deutlich billiger zu haben sind als etwa mit der europäischen Rakete Ariane 5. Im vergangenen Jahr bekam die Firma den Zuschlag, neben Boeing, Raumschiffe für den Crewtransport zur Internationalen Raumstation (ISS) zu bauen. Nun steht der nächste große Schritt bevor. SpaceX will erstmals eine Raketenstufe sicher zur Erde zurückholen. Bisher verglühen die Stufen nach Dutzenden Raketenstarts jedes Jahr beim Wiedereintritt in die Atmosphäre oder kreisen als Weltraumschrott um die Erde.

Landung auf einer schwimmenden Plattform

Bei dem Start eines Versorgungsfluges zur ISS mit der Rakete Falcon 9 soll das Verfahren demonstriert werden. Um 12.20 Uhr (MEZ) sollte die Rakete vom Luftwaffenstützpunkt Cape Canaveral (Florida) abheben. Das Wetter war günstig, doch kurz vor dem geplanten Abheben wurde der Countdown gestoppt wegen Problemen mit der zweiten Raketenstufe. Der nächste Versuch soll nach Angaben vom Mittwochabend nun am Samstag um 10.47 Uhr (MEZ) erfolgen.

Der Plan sieht vor, dass drei Minuten nach dem Start die erste Stufe abgetrennt wird. Während die zweite Stufe weiteren Schub gibt und das Raumschiff mit Kleidung, Nahrung, wissenschaftlichen Experimenten und Ersatzteilen zur Raumstation katapultiert, soll die erste Stufe GPS-geführt auf Heimatkurs gelenkt werden. Das Ziel ist eine unbemannte schwimmende Plattform, die rund 90 mal 30 Meter groß ist. Sie schwimmt rund 200 Meilen nordöstlich von Florida im Atlantik - wo genau, das ist nicht bekannt.

Das Ziel. Auf dieser Plattform soll die erste Stufe der Falcon 9 landen. Sie misst 91 mal 30 Meter. Wo genau sie sich zurzeit befindet, wird nicht bekannt gegeben: irgendwo vor der Küste Floridas im Atlantik.
Das Ziel. Auf dieser Plattform soll die erste Stufe der Falcon 9 landen. Sie misst 91 mal 30 Meter. Wo genau sie sich zurzeit befindet, wird nicht bekannt gegeben: irgendwo vor der Küste Floridas im Atlantik.
© AFP

Durch dreimaliges Zünden der Triebwerke soll die heimkehrende Stufe stabilisiert und abgebremst werden. Den Plänen zufolge wird sie senkrecht niedergehen, was technisch sehr schwer zu steuern ist. SpaceX vergleicht das mit dem "Balancieren eines Besenstiels mitten im Sturm". Kurz vor dem Aufsetzen wird die rund 30 Meter hohe Röhre Beine ausfahren, auf denen sie zum Stehen kommen soll. Ob das alles gelingt, wird so schnell nicht bekannt werden. TV-Übertragungen gibt es nicht.

Musk sagt, die Chancen stehen 50:50

Denn das Unterfangen ist heikel. Firmengründer Musk hat im Vorfeld von einer 50:50 Chance gesprochen. Er ist aber zuversichtlich, dass bei dem Dutzend Starts innerhalb der nächsten zwölf Monate es zumindest einmal gelingen dürfte, eine Rakete zu landen und später wieder zu fliegen.

Langfristiges Ziel ist es, die Kosten für die Raumfahrt zu drücken. Musk betont immer wieder, dass eine Rakete etwa so viel koste wie ein Passagierflugzeug, aber nur ein einziges Mal verwendet werde. Recycling - zumindest von einzelnen Bauteilen - könnte die Flüge ins All billiger machen. Kritiker wenden jedoch ein, dass vor jedem erneuten Start die Teile umfassend geprüft und aufgearbeitet werden müssen. Die Spaceshuttles der Nasa hätten gezeigt, dass das Konzept wiederverwendbarer Raumfahrzeuge bei weitem nicht die erhofften Ersparnisse bringen würde.

Deutsch-Französisches Projekt soll mehrfach nutzbare Raketenstufe entwickeln

Gleichwohl ist Recycling ein immer größer werdendes Thema in der Branche. Auch die Europäer haben einzelne Forschungsprojekte zu dem Thema aufgelegt, unter anderem gemeinsam mit Russland. Richtig vorangekommen sind sie aber bisher nicht.

Die französische Raumfahrtbehörde Cnes gab allerdings am Montag bekannt, gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an einer wiederverwendbaren Raketenstufe arbeiten zu wollen, die mit flüssigem Sauerstoff und Methan betrieben wird, berichtet das Fachmagazin "Space News". Ein Demonstrationsflug ist dem Bericht zufolge jedoch nicht vor 2026 zu erwarten.

Den Livestream zum Start finden Sie hier.

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