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Junge Studierende sitzen vor der Technischen Universität Berlin in der Sonne.
© TU Berlin/Elke Weiß

Tipps für Studienbewerber: So überwindet man den Numerus Clausus

Wie bewerbe ich mich richtig, wie kann man den Numerus Clausus umgehen, wo ist der NC hoch und wo niedrig? Was Abiturienten kurz vor dem Fristende bei der Suche nach einen Studienplatz beachten sollten.

Die Abiturienten haben ihre letzten Prüfungen in Berlin kaum hinter sich, da wartet jetzt die nächste große Herausforderung auf sie. Nur noch bis zum 15. Juli haben sie Zeit, ihre Bewerbungen für ein Studium in einem zulassungsbeschränkten Fach loszuschicken. Oft warten sie damit bis zur letzten Sekunde, wie Studienberater beobachten. Schließlich ist die Suche nach einem Platz „ein Studium für sich“, wie Claudia Cifire, Studienberaterin an der Technischen Universität Berlin (TU), sagt.

In Berlin ist die Konkurrenz um einen Studienplatz traditionell besonders hoch. Schließlich sind die Stadt und ihre Hochschulen bei Bewerberinnen und Bewerbern bundesweit beliebt. Zwar drängen in diesem Jahr keine doppelten Abiturjahrgänge mehr an die Unis. An den Berliner Hochschulen rechnet man trotzdem nicht damit, dass sich die Lage entspannt. „Wir gehen von einer gleichbleibend hohen Nachfrage aus“, sagt etwa Jochen Ley, Leiter der Studienberatung der Humboldt-Universität (HU). Viele Abiturienten der beiden vergangenen Jahre hätten erst einmal ein Jahr im Ausland oder ein soziales Jahre eingelegt und würden jetzt an die Uni kommen. Wir zeigen Strategien, mit denen Bewerber an einen Studienplatz kommen.

Ein gutes Abitur hilft am meisten

Zwar lockern wie berichtet die Berliner Unis  – allen voran die TU – zum Wintersemester ihre Zulassungsbeschränkungen ein wenig. Dennoch steht vor vielen Fächern immer noch die Hürde Numerus clausus (NC). Numerus clausus ist lateinisch und steht für „geschlossene Zahl“. In den NC-Fächern vergeben die Hochschulen nur eine begrenzte Zahl an Studienplätzen, wobei der Abiturschnitt immer noch die entscheidende Rolle für die Auswahl spielt. Anders als von manchen Bewerbern angenommen, steht der erforderliche Schnitt nicht vorher fest. Er richtet sich vielmehr nach der aktuellen Zahl der Bewerber und deren Noten. Bewerben sich viele mit besonders guten Noten, ist der NC entsprechend hoch. Die Werte der Vorjahre geben gleichwohl eine gute Orientierung, wie hoch die Hürde sein könnte. Eine Übersicht über Grenzwerte der vergangenen Jahre in Berlin und Brandenburg ist auf der Webseite www.studieren-in-bb.de zu finden.

Unter 18 auf einen Sonderplatz hoffen

An vielen Hochschulen können Bewerber über den Abischnitt hinaus Pluspunkte sammeln, etwa mit bestimmten Leistungskursen oder einer Berufsausbildung. In Berlin gilt das zum Beispiel an der Freien Universität (FU) und an der HU. Zu große Hoffnung sollten Bewerber aber nicht darauf setzen, sagt Jochen Ley: „Das bringt nicht mehr so viel.“ Verbesserungen liegen eher im Zehntelbereich – was allerdings manchmal entscheidend sein kann.

Unter 18 auf einen Sonderplatz hoffen

Für alle Berliner und Brandenburger, die zum Ende der Bewerbungsfrist noch nicht 18 Jahre alt sind, müssen die Berliner Hochschulen fünf Prozent ihrer Studienplätze reservieren. So lange es weniger Bewerber als Plätze gibt, kommen Minderjährige unabhängig von ihrer Note zu einem Studienplatz. Je nach Fach und Hochschule sind die Chancen unterschiedlich. Aus den beiden größten Fachhochschulen der Stadt, der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und der Beuth-Hochschule, heißt es, die U-18-Quote würde kaum ausgeschöpft – beste Aussichten für Minderjährige also.

Nicht ganz so erfolgversprechend ist die Lage an den Unis. An der TU etwa gibt es für beliebte Fächer wie Architektur und Biotechnologie mehr minderjährige Bewerber als reservierte Plätze. An der FU gilt das ebenfalls für stark nachgefragte Fächer wie Psychologie, BWL oder Publizistik. An der HU kamen im vergangenen Jahr auf rund 250 Plätze für Minderjährige 960 Bewerbungen. Sobald die Zahl der Bewerbungen die der Plätze übersteigt, erhalten auch in dieser Quote die Bewerber mit dem besten Notenschnitt den Zuschlag. Für andere Sonder- und Härtefälle halten die Hochschulen ebenso eine bestimmte Zahl an Studienplätzen vor. Informationen dazu geben die Studienberatungen.

Wo es in Berlin NC-freie Fächer gibt

Einen Teil ihrer Plätze vergeben Hochschulen an Bewerber, die Wartesemester gesammelt haben – so eröffnen sich Chancen für Abiturienten mit einem schwächeren Schnitt. Die TU hält 50 Prozent der Plätze für Wartende frei, andere Unis 20 Prozent. Als Wartezeit gilt jedes Halbjahr nach Ausstellung des Abizeugnisses. Wer für Berlin Wartesemester sammeln will, darf sich in der Zwischenzeit nicht in einem anderen Fach einschreiben – auch nicht an einer anderen europäischen Uni.

Ein NC-freies Fach wählen

Vor allem in den Natur- und Technikwissenschaften haben die Berliner Unis ihre Zulassungsbeschränkungen teils aufgehoben. Bewerber können sich bis kurz vor Semesterstart unabhängig von ihrer Abiturnote einschreiben. An der TU sind 14 grundständige Studiengänge NC-frei, an der HU Chemie, Physik, Mathematik, aber auch Theologie. An der FU sind auch kleinere Geisteswissenschaften wie Frankreich- und Italienstudien vom NC befreit. Vor einem „Parkstudium“ – etwa, um weiter Kindergeld zu erhalten – warnen Studienberater aber. Nicht nur gehen dann die Wartesemester verloren, sagt Klaus Scholle vom Büro „Studieren in Berlin und Brandenburg“: „Auch der Bafög-Anspruch für das spätere richtige Studium wird so gefährdet.“ Beachten sollten Bewerber zudem, dass sie manchmal auch in NC-freien Fächern Eingangstests etwa zu Sprachkenntnissen absolvieren müssen.

Außerhalb Berlins sind die Chancen besser

Außerhalb Berlins kommen Bewerber oft leichter an einen Studienplatz. Zwar haben auch Unis wie Potsdam, Greifswald oder Rostock Zulassungsbeschränkungen für viele Fächer. Doch meistens liegt der erforderliche Notenschnitt niedriger als in Berlin. „Für das Wunschfach lohnt es sich, woanders hinzugehen“, sagt daher Claudia Cifire von der TU – selbst wenn sie es nachvollziehen könne, „dass es Berlinern schwerfällt, in eine kleinere Stadt zu ziehen“. Erschwert wird die Suche dadurch, dass das bundesweite Internetportal „Hochschulstart.de“, das die Bewerbungen erleichtern sollte, immer noch nicht so recht in die Gänge kommt. Derzeit finden sich dort nur knapp 300 Studiengänge von bundesweit rund 5000 grundständigen NC-Fächern.

Insgesamt punkteten gerade ostdeutsche Unis mit guter Ausstattung und guten Betreuungsrelationen, sagt Cifire. Ohnehin ist die Quote der NC-freien Bachelor-Studiengänge in vielen anderen Ländern entscheidend höher als in Berlin. So ist Bayern abseits von München nachgerade ein Paradies für Studienbewerber. An Unis wie Würzburg, Bayreuth, Bamberg oder Erlangen sind selbst Jura oder große Lehramtsfächer zulassungsfrei.

Wann klappt der Seiteneinstieg?

Könnte es eine gute Idee sein, das Studium an einer anderen Uni zu starten und dann in einem höheren Semester nach Berlin zurückzuwechseln? Von einer „gewissen Chance“ spricht HU-Studienberater Jochen Ley: Das klappe nur dann, wenn in höheren Semestern andere Studierende abspringen. Wegen dieses Unsicherheitsfaktors rät Claudia Cifire: „Auf die Strategie sollte man nur dann setzen, wenn man sich auch vorstellen kann, an der anderen Uni zu Ende zu studieren.“

Auch bei der Option, sich erst in ein NC-freies Fach in Berlin einzuschreiben und mit dort erbrachten Leistungen in einem höheren Fachsemester quer ins Wunschfach einzusteigen, sind Studienberater vorsichtig. Cifire sagt, das gehe – wenn überhaupt  – nur bei verwandten Fächern. Mathematik zu belegen und heimlich Geschichte zu studieren, sei dagegen ausgeschlossen, sagt Jochen Ley: „Das ist eine urbane Legende, die aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.“ Denn bei teilnehmerbeschränkten Lehrveranstaltungen werden in der Regel die Studierenden vorgezogen, die auch in dem Fach immatrikuliert sind.

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