Museum für Naturkunde Berlin: Senat: Kosten für den Ausbau sind gedeckelt
Bund und Land geben 660 Millionen Euro für den Ausbau des Naturkundemuseums - aber nicht mehr, heißt es. Eher würden Ausbaustufen gestrichen.
Zweifelt in der Berliner Politik noch jemand daran, dass das Museum für Naturkunde 660 Millionen Euro braucht, um sich bis 2030 völlig neu aufzustellen? Zur Sicherheit brachte Generaldirektor Johannes Vogel am Montag einen gefiederten Botschafter in den Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses mit: Jacob, den Papagei, der 35 Jahre auf Alexander von Humboldts Schulter gesessen haben soll. Der Naturforscher und Mitbegründer des Museums bekam den von Madagaskar stammenden Papagei einst als Geschenk, nach seinem Tod wurde Jacob präpariert und im Museum verwahrt. Dort wurde er am 3. Februar 1945 ein Opfer der Bombardierung des Ostflügels – und von den Flammen versengt. In diesem Zustand ist Jacob noch heute.
„Eine Seite schön gefiedert, eine Seite angekokelt und kriegsversehrt: So ist auch die Situation des Museums“, erklärte Vogel. „85 Prozent sind noch im Zustand von 1945. Und dafür brauchen wir jetzt ein bisschen Geld.“ Die Pläne für den Auf- und Ausbau ihres Hauses, die Vogel und sein Geschäftsführer Stephan Junker dann präsentierten, waren in einigen Punkten konkreter als noch im November 2018, als im Bundestag der Beschluss fiel, dem Museum dafür 330 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Über den ebenso hohen Berliner Anteil hatte es zunächst ein bisschen Gegrummel in der rot-rot-grünen Landesregierung gegeben.
Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) sagte die Riesensumme ohne Absprache mit seinen Partnerinnen zu. Doch im Dezember wurden die 330 Millionen dann mit dem Berliner Nachtragshaushalt abgesegnet, allerdings unter dem Vorbehalt einer solide Kosten- und Bauplanung. Die soll nun ein „Masterplan“ liefern, mit dem Vogel im April dieses Jahres ein Planungsbüro beauftragen will. Zu prüfen gilt es, ob die ab 2020 geplanten Bauvorhaben für die Summen realisierbar sind, die der „Zukunftsplan“ des Museums ausweist: rund 427 Millionen Euro für den neuen Wissenschaftscampus mit modernen Tiefenmagazinen, Laboren und Orten zur Begegnung von Wissenschaft und Gesellschaft, 95 Millionen Euro für Programmkoordination und Management, 90 Millionen Euro für die Erschließung der 30 Millionen Sammlungsobjekte und ihre Digitalisierung sowie 48 Millionen Euro für die Ausstattung neuer Ausstellungsflächen.
Aber selbst wenn die professionellen Planer in ihrem Masterplan auf Mehrkosten kommen: Mehr Geld solle vom Bund und vom Land nicht fließen, stellte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach klar. Laut einer Absprache zwischen Bund und Land „liegt ein Deckel auf den 660 Millionen“, so Krach. Auch andere Kostensteigerungen, nach denen die FDP im Ausschuss gefragt hatte, seien nicht finanzierbar. Steuern will Krach die Kosten durch die geplanten drei Bauabschnitte. Will sagen: Werden Wissenschaftscampus und Magazine, die zuerst dran sind, teurer, muss bei der Sanierung und Ausstattung der Sammlungssäle oder beim neuen Entrée für das Naturkundemuseum gespart werden.
Wichtig war den Abgeordneten auch die Frage nach einer möglichen Museumsschließung während der Bauarbeiten. Könnten die Besucherzahlen, die seit Vogels Amtsantritt 2012 um 75 Prozent stiegen, etwa einbrechen? Auf dem Höhepunkt der Bauphase – also voraussichtlich Mitte, Ende der 2020er Jahre – sei mit der Schließung großer Teile zu rechnen, sagten Vogel und Junker. „Das Ziel ist aber, das Museum so lange wie möglich offen zu halten.“
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