Klimaforscher malen düsteres Bild: Schon 2025 könnte mehr CO2 in der Luft sein als vor Millionen Jahren
Wie britische Wissenschaftler berichten, könnte der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft auf einen historisch hohen Wert steigen. Das zeigen winzige Fossilien.
Klimadaten, die in winzigen Fossilien gespeichert waren, haben Forschern aus Southampton gezeigt, wie die Welt vor Millionen von Jahren ausgesehen hat. Und nicht nur das: Sie zeigen auch, was auf die Erde zukommen könnte.
Wie die Forscher im Fachblatt „Scientific Reports“ berichten, wird der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Erd-Atmosphäre in fünf Jahren vermutlich noch höher sein als der höchste CO2-Wert in der wärmsten Periode der vergangenen 3,3 Millionen Jahre.
„Das Wissen über den CO2-Gehalt in der geologischen Vergangenheit ist wichtig, weil es uns zeigt, wie das Klimasystem, die Eiskappen an den Polen und der Meeresspiegel darauf reagiert haben“, sagt Studienautor Elwyn de la Vega von der University of Southampton. Die Forscher analysierten die Schalen von kleinen Fossilien, die sich vor Millionen von Jahren im Gewässer abgelagert hatten, das heute als Karibisches Meer bekannt ist.
Im sogenannten Pliozän, vor 5,3 bis 2,5 Millionen Jahren, sah es folgendermaßen aus:
- Es war drei bis vier Grad wärmer,
- in Europa lebten Giraffen,
- in der Antarktis wuchsen Pflanzen,
- Grönland war komplett eisfrei,
- der Meeresspiegel war wohl bis zu 20 Meter höher.
Die winzigen Fossilien, die die Forscher in der aktuellen Studie untersuchten, sind versteinerter Zooplankton auf dem Meeresboden. Der Bor-Gehalt in den Schalen des Planktons verrät, wie hoch der pH-Wert im Pliozän war. Und so lässt sich die Zusammensetzung der Luft rekonstruieren – da der Säuregrad in den Meeren auch vom CO2-Gehalt in der Atmosphäre abhängt.
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„Weil der CO2-Gehalt um etwa 2,5 ppm pro Jahr steigt, werden wir bis zum Jahr 2025 alles übertroffen haben, was wir aus den vergangenen 3,3 Millionen Jahren kennen“, sagt Studienautor Thomas Chalk. „Das heißt, wir befinden uns bereits auf einem Level, das in der Erdgeschichte mit steigenden Temperaturen und einem höheren Meeresspiegel verbunden war.“
Die Forscher aus Southampton sind nicht die ersten, die ein solch klimatechnisch düsteres Szenario malen: Die Weltwetterorganisation (WMO) hatte erst kürzlich bekanntgegeben, dass die globalen Durchschnittstemperaturen schon bald die für Wissenschaftler entscheidende 1,5 Grad-Grenze knacken werden. Ab diesem Wert könnte die Temperatur eine Kettenreaktion im Klima auslösen, die die globale Erderwärmung nur noch schwer aufhalten ließe. (Tsp)