Heißester Juni weltweit: Schmelzendes Eis und Feuer am Polarkreis
Es war der heißeste Juni seit Beginn der Messungen 1880. Die Arktis ist besonders von der Klimaerwärmung betroffen – Forscher sind beunruhigt.
Der vergangene Monat war nach Messungen der US-Klimabehörde (NOAA) der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Vor allem die Arktis war von Hitzewellen betroffen – nicht nur das Eis schmilzt. In den angrenzenden Regionen brennen die Wälder.
Im Juni lag die Durchschnittstemperatur über Land- und Ozeanflächen um 0,95 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 15,5 Grad. Damit habe der Juni 2019 den gleichen Monat des Jahres 2016, der der bisherige Rekordhalter war, um 0,02 Grad Celsius übertroffen. Zu den besonders betroffenen Regionen zählten der Norden Russlands und der Nordosten Kanadas, ungewöhnlich warm sei es auch in Zentral- und Osteuropa sowie in den südlichen Teilen Südamerikas – also näher an antarktischen Regionen – gewesen.
Eine alarmierende Meldung kam auch für den Juli, aus Alert, der kanadischen Militärbasis an der Nordspitze von Ellesmere Island in der kanadischen Arktis. An diesem oft als nördlichste permanente Siedlung der Welt bezeichneten Militärstützpunkt wurden in dieser Woche 21 Grad Celsius gemessen.
„Das ist wirklich spektakulär“, meint David Phillips, Chef-Klimatologe des kanadischen Umweltministeriums. „Das hatten wir noch nie. Das durchschnittliche Hoch für Alert liegt im Juli demnach bei 7 Grad Celsius. Die Hitzewelle in der Arktis würde einer Temperatur von 42 Grad in Toronto entsprechen, berechnete Phillips.
Meereis schmilzt so schnell wie zuletzt 2012
Auch die Meereisfläche schmilzt in alarmierenden Raten in der ersten Julihälfte. Die National Snow and Ice Data Center (NSIDC) an der Universität von Colorado in Boulder hat gemessen, dass der Eisverlust in der erste Julihälfte jenem im Sommer 2012 entspricht. In jenem Jahr erreicht die Meereisfläche am Ende des arktischen Sommers im September mit 3,4 Millionen Quadratkilometern die geringste jemals gemessene Fläche.
Noch vor 30 Jahren lag die durchschnittliche Meereisfläche im September bei sieben Millionen Quadratkilometern. Nun liegt aktuell die Eisfläche schon nur mehr bei 7,8 Millionen Quadratkilometern. Täglich gehen fast 100.000 Quadratkilometer verloren, berichtet jetzt NSIDC. Ob das Jahr 2019 einen neuen Minusrekord bringen wird, ist derzeit aber noch nicht abzuschätzen. Zu viel hängt von Meeresströmungen und aktuellen Wetterentwicklungen in der Arktis ab.
Neben dem Abschmelzen der Meereisfläche, die selbst keinen direkten Einfluss auf den Meeresspiegel hat, weil es sich dabei bereits um gefrorenes und dann auftauendes Meerwasser handelt, beunruhigt die Forscher aber das Abschmelzen der Gletscher. Dies führt dem Meer zusätzliches Süßwasser zu, was nicht nur den Wasserspiegel erhöhen, sondern auch Meeresströmungen ändern könnte.
Forscher ermittelten nun, dass auch bei generellem Anstieg des Meeresspiegels der Anstieg regional deutliche Unterschiede aufweisen kann. Nördlich von Grönland, Kanada und Alaska, innerhalb des sogenannten Beaufort-Wirbels, sei das Meer in 22 Jahren um mehr als zehn Zentimeter und damit doppelt so viel wie in der Arktis insgesamt gestiegen. Entlang der grönländischen Küste dagegen sei er teilweise um mehr als fünf Millimeter pro Jahr gesunken.
Eine Serie ungewöhnlicher Messergebnisse in den Polarregionen – in der Arktis sowie in der Antarktis – unterstreicht die Erkenntnis der Klimaforscher, dass die Polarkappen außergewöhnlich stark von den Klimaveränderungen betroffen sind. Über der Arktis erwärmen sich die Temperaturen doppelt so stark, wie in anderen Regionen.
Permafrostböden tauen auf - auch durch Feuer
Dies bedeutet, dass selbst bei einer Beschränkung der Erderwärmung von 1,5 bis zwei Grad, wie es aktuelle Klimaschutzvereinbarungen vorsehen, in der Arktis vielerorts immer noch Temperaturanstiege von drei bis vier Grad zu verzeichnen wären, mit drastischen Auswirkungen auf Permafrostböden und Meereisfläche.
Permafrostböden nehmen zurzeit nicht nur durch schmelzendes Eis Schaden, sondern auch durch Feuer in den an die Arktis angrenzenden Regionen, der Subarktis. In diesem Jahr ist zu beobachten, dass bereits sehr früh am Rande des Polargebiets Wälder brennen und direkt am Polarkreis Tundragebiete und Buschregionen in Flammen stehen.
Das gehört zum natürlichen Kreislauf, ist 2019 aber besonders ausgeprägt. Die Langzeitfolgen sind erheblich. Wenn der Boden brennt, der vielerorts Torfboden ist, dann ist davon auch der darunter liegende Permafrostboden betroffen. Er kann schneller auftauen und setzt dann wiederum Treibhausgase frei, die den Klimawandel beschleunigen. Von den Bränden sind Sibirien und Alaska in diesem Jahr stark betroffen.
Als Arktis wird weitgehend das Gebiet nördlich des Polarkreises, 66 Grad nördlicher Breite bezeichnet. Oft wird zur Abgrenzung von den südlicheren subarktischen Regionen die Baumgrenze herangezogen. Nach dieser Definition ist die Arktis die Region, in der es keine Wälder gibt, sondern allenfalls Büsche wachsen.