Klimawandel: Rekordsommer in Europa nicht allein wegen Treibhausgasen
Heiße Sommer sind nicht nur auf Kohlendioxid und Methan zurückzuführen. Auch das Verhalten der Meere und Staub spielen eine Rolle.
Die Hitzesommer von 2003, 2010 und 2015 brachen in Europa regional etliche Rekorde. Es waren Extremereignisse, die in den generellen Trend passen: In Europa sind die Sommermonate in den letzten Jahrzehnten eindeutig wärmer geworden. Ein Team von der britischen Universität Reading ist jetzt den Ursachen nachgegangen und hat gleich drei gefunden: Veränderungen in den Ozeanen, die Zunahme der Treibhausgase und die verbesserte Luftreinhaltung.
Die Forscher um Buwen Dong analysierten das Wetter in den Monaten Juni, Juli und August. Zur Sicherheit werteten sie Temperaturdatensätze von vier verschiedenen Instituten aus. In Westeuropa seien die Sommer der Jahre 1996 bis 2011 rund ein Grad Celsius wärmer gewesen als im Vergleichszeitraum der Jahre 1964 bis 1993, berichten die Autoren im Fachmagazin „Climate Dynamics“. Die Zahl der Tage mit einem Höchstwert über 25 Grad Celsius nahm demnach im Schnitt um acht Tage zu. Besonders deutlich fiel der Trend in Mittel- und Osteuropa aus. Die höchste innerhalb eines Jahres gemessene Tagestemperatur stieg dort um zwei Grad Celsius und mehr.
Der Rückgang des Meereises verstärkte den Trend
Die Ursachen der Erwärmung ermittelte das Forscherteam anhand von Computersimulationen. Demnach liegt die wichtigste Ursache der Aufheizung in Veränderungen, die in den Meeren zu beobachten waren. Zum einen stiegen die Wassertemperaturen an der Oberfläche von Atlantik und Mittelmeer, und auch ihr räumliches Muster veränderte sich. Aufheizend wirkte in den Simulationen darüber hinaus der Rückgang des arktischen Meereises. Selbstverständlich hat auch die Zunahme von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan zu den wärmeren Sommern beigetragen.
Weniger Staub führt zu mehr Sonnenstrahlung auf der Oberfläche
Zusätzlich wurde der Sommertrend durch Maßnahmen zur Luftreinhaltung begünstigt, berichten Dong und Kollegen. Weil weniger Staub in der Luft schwebt, erreicht bei wolkenfreiem Himmel mehr Sonnenstrahlung den Boden. Außerdem entstanden weniger Wolken, da die Luft weniger Kondensationskeime enthielt. Martin Wild von der ETH Zürich, der nicht an der Studie beteiligt war, sieht sich durch die neue Arbeit bestätigt. In Europa beobachte man seit Mitte der 1980er Jahre im Sommer eine zunehmende Sonneneinstrahlung an der Erdoberfläche. Dies habe einen maßgeblichen Beitrag zum Temperaturanstieg geleistet. Wild rechnet aber nicht damit, dass die Sonneneinstrahlung weiter zunehmen wird. In jüngster Zeit sei es in Europa kaum gelungen, die Staubproduktion weiter zu verringern.
Was den bevorstehenden Sommer angeht, sieht es in Langzeitvorhersagen nach eher durchschnittlichen Werten aus. Der Trend der nächsten Jahrzehnte dürfte aber steil nach oben gehen. Darauf deutet die britische Studie ebenso wie viele andere Simulationen hin. Steigen die Gehalte der Treibhausgase weiter wie bisher, könnten Rekordsommer zum Normalfall werden – nicht nur in Europa.