Uni in Frankfurt/Oder: Präsident der Viadrina tritt zurück
Der Präsident der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder tritt nach nur drei Jahren im Amt zurück. Er will sich wieder mehr der Wissenschaft widmen.
Alexander Wöll, Präsident der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder, tritt nach nur der Hälfte seiner Amtszeit zurück. Er lege sein Amt zum 1. Januar 2018 nieder, teilte die Universität am Freitag mit. Wöll erklärte, dass er nach sieben Jahren im Wissenschaftsmanagement - vor seinem Amtsantritt in Frankfurt im Jahr 2014 war er Dekan an der Uni Greifswald - wieder zurück in die Wissenschaft wolle.
Auch während seiner Amtszeit sei es ihm wichtig gewesen, weiter wissenschaftlich tätig zu sein - "ein auf Dauer unterschätzter Spagat", erklärte Wöll. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa sei der Zeitpunkt gekommen, sich "wieder mit ganzer Kraft der wissenschaftlichen Betätigung mit Osteuropa zu widmen". Wöll, geboren 1968, ist Slawist, vor seinen Stationen in Frankfurt und Greifswald forschte er in Oxford.
Wöll hatte sein Amt im Dezember 2014 angetreten, er war für sechs Jahre gewählt. Kommissarisch soll sein Amt nun Stephan Kudert übernehmen, der als Vizepräsident für regionale Verankerung und Stiftungsentwicklung der erste Stellvertreter des Präsidenten ist. Einen Nachfolger für Wöll muss dann der Stiftungsrat der Universität suchen. Ein Zeitplan steht dafür noch nicht fest.
Unterschätzte Wöll seine Aufgabe?
Wöll hatte die Viadrina in einer schwierigen Lage übernommen. Die Hochschulstrukturkommission hatte der Viadrina schon im Jahr 2012 bescheinigt, die EU-Osterweiterung verschlafen zu haben. Die Uni, 1991 als Brückenkopf zu Polen gegründet, müsse sich mehr mit dem gesamten Osteuropa sowie der EU-Erweiterung und deren Auswirkungen beschäftigen. Die Uni müsse auch wieder mehr internationale Studierende gewinnen - und sich gleichzeitig wieder intensiver um polnische Studierende kümmern, für die die Viadrina längst nicht mehr die erste Anlaufstelle in Europa ist, wie sie es in den 1990ern war.
Franz Bardenhewer, der Vorsitzende des Stiftungsrates, erklärte nun, Wöll hinterlasse die Viadrina als "gut aufgestellte Hochschule". Er bedauere die Entscheidung. Aus der Uni ist allerdings auch zu hören, dass Wöll mit der Profilbildung und Neuaufstellung nicht weit genug vorangekommen sei und diese Aufgabe womöglich unterschätzt habe. Bei dem Bund-Länder-Programm "Innovative Hochschule", das sich an kleine und mittlere Hochschulen richtet, war die Viadrina gescheitert, für die Exzellenzstrategie hatte man anders als in der vorangegangenen Runde erst gar keinen Antrag eingereicht.
Probleme gibt es auch bei der von Wöll seit längerem geplanten deutsch-polnischen Fakultät, die aus dem Collegium Polonicum entstehen sollte. Sie ist immer noch nicht gegründet - was auch auf die politische Großwetterlage mit dem immer komplizierter werdenden Verhältnis zur polnischen Regierung zurückzuführen ist.