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Kann das Hormon Oxytocin das Gehirn so verändern, dass Menschen Fremden aufgeschlossener gegenübertreten? Experimente in Bonn deuten darauf hin.
© Courtesy of the USC Laboratory of Neuro Imaging and Athinoula A. Martinos Center for Biomedical Imaging, Consortium of the Human Connectome Project - www.humanconnectomeproject.org

Verhaltensbiologie: Oxytocin wirkt gegen Fremdenhass

Offenbar lässt sich mit Hilfe eines Hormons die Hilfsbereitschaft von Menschen steigern. Aber das allein reicht nicht aus.

Wer ohnehin bereit ist, sich für Flüchtlinge einzusetzen, bei dem verdoppelt das Hormon Oxytocin in einem Nasenspray die Hilfsbereitschaft. Personen, die in einem Test Angst vor Fremden zeigten, konnte das Hormon diese Abneigung zunächst nicht austreiben. Erst wenn diesen Personen auch Informationen über vorbildliches altruistische Verhalten von Menschen ihrer sozialen Gruppe an die Hand gegeben wurden, steigerte das Oxytocin auch ihre Bereitschaft zu helfen um 74 Prozent. Das haben Psychologen der Universität Bonn mit Tests an 183 Probanden im Alter von 21 bis 24 Jahren herausbekommen.

Biologische Grundlagen für Fremdenhass erforschen

„Die Kombination von Oxytocin und altruistischen Normen der eigenen sozialen Gruppe reduziert die Abneigung gegenüber Fremden selbst bei den egoistischsten und fremdenfeindlichsten Individuen“, schreibt das Forscherteam um René Hurlemann von Medizinischen Psychologie der Universität Bonn im Fachblatt „PNAS“. Die Studie suggeriert jedoch nicht, künftig großflächig Oxytocin zu versprühen. Vielmehr folgen die Forscher einem Aufruf der Unesco, die neurobiologischen Grundlagen für Fremdenhass beziehungsweise altruistisches Verhalten zu untersuchen. Ohnehin stellt der menschliche Körper Oxytocin selbst her. Das „Kuschelhormon“ ist für das soziale Verhalten von Säugetieren nötig.

Sascha Karberg

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