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Christoph Gebald (links) und Jan Wurzbacher sind die Gründer von Climeworks. Ihre Anlagen saugen CO2 direkt aus der Luft.
© Julia Dunlop/Climework

Klimaschutz: Ohne Geoengineering geht es nicht

Kohlendioxid raus aus der Atmosphäre – das fordert das Paris-Abkommen. Doch die Eingriffe bergen auch Risiken.

Ohne Geoengineering ist es eher unwahrscheinlich, unter zwei Grad Erderwärmung zu bleiben – geschweige denn unter 1,5 Grad. Das ist Stand der Wissenschaft laut Weltklimarat IPCC. Technologien für die Beeinflussung des Erdklimas müssen demnach schon ab 2030 eingesetzt werden. Angesichts dieser Tatsachen kommt die Debatte um Geoengineering erst langsam in Schwung.

Auf jeden Fall müssten insgesamt mehrere hundert Gigatonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden, um die Ziele des Paris-Abkommens zu erreichen. Zum Vergleich: Der jährliche Ausstoß weltweit beträgt rund 30 Gigatonnen CO2. Was auch immer an Geoengineering stattfinden wird, müsste also massiv sein.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Geoengineering: die Beeinflussung der Sonneneinstrahlung (Solar Radiance Management SRM) und das Entfernen von Kohlenstoff aus der Atmosphäre (Carbon Dioxid Removal CDR).

Zu SRM gehören: Spiegel im All, das Einbringen von Partikeln in die Stratosphäre zum Verschleiern der Sonne, Aufhellen von Meereswolken mit zusätzlichem Salz, das Erzeugen von Wasserbläschen im Meer, die dann mehr Licht zurückwerfen, Pflanzenzüchtungen, deren Blätter mehr Sonnenlicht reflektieren, weiße Dächer und Straßen.

Methoden zum Entfernen des Kohlenstoffs aus der Atmosphäre sind: Wiederaufforstung, das Erzeugen von Biokohle aus Reststoffen und ihr Einbringen in den Boden, das Herausfiltern von Kohlendioxid aus der Luft, das Binden von Kohlenstoff durch Meerespflanzen oder eine künstlich beschleunigte Verwitterung von Gestein, wobei Kohlendioxid gebunden wird.

Die Risiken sind noch nicht wirklich erforscht

Auch das Abscheiden und Verwenden von Kohlendioxid oder das Abscheiden und Verpressen im Untergrund (Carbon Capture and Storage) gehört zu den Methoden. Schließlich gilt das Verbrennen von Biomasse mit anschließendem Carbon Capture and Storage als die zurzeit vielversprechendste Methode.

Die Risiken sind noch nicht wirklich erforscht, können aber hoch sein, gerade wenn Geoengineering in großem Stil betrieben wird, warnt Naomi Vaughan von der Universität von East Anglia. Was passiert zum Beispiel, wenn SRM plötzlich abgeschaltet wird? Das Kohlendioxid ist ja noch in der Luft, nur die Sonnenstrahlung wurde gefiltert. Dann könnte es schlagartig heißer werden. Andererseits besteht auch ein Risiko, wenn nicht gehandelt und die Erderwärmung zu groß wird. Eine weitere Gefahr von Geoengineering ist, dass es als Ausrede für ein fossiles „Weiter-so“ benutzt wird, gibt eine der größten Kritikerinnen von Geoengineering in Deutschland, Lili Fuhr von der Heinrich-Böll-Stiftung, zu Bedenken.

Noch ganz am Anfang steht die Debatte darüber, wie Geoengineering reguliert werden sollte. Durch die UN-Klimarahmenkonvention etwa? Sollte man die Technologien unterteilen in solche, die man ohne große Bedenken nutzen kann, die man sich für den Notfall aufspart oder die man mit einem Tabu belegen sollte? Darauf gibt es bisher noch keine Antworten.

Weitere Beiträge rund um das Thema Energie & Klima finden Sie auf unserer Themenseite.

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