Berliner Institut für Gesundheitsforschung: Ob BIG oder BIH – Hauptsache, groß
Das neue medizinische Institut soll Berlin voranbringen. Aber nicht jeder kann mitmachen.
Wie heißt das Kind denn nun? BIG? Oder BIH? Die erste Frage aus dem Publikum beim Wissenschaftsforum der Berliner CDU am Dienstagabend entfachte eine kleine Kontroverse zwischen dem Vorstandsvorsitzenden des Instituts und dem Berliner Senat. Während Erwin Böttinger wegen der angestrebten Sichtbarkeit zu BIH tendiert (was für Berlin Institut of Health steht), aber in Deutschland wegen der besseren Verständlichkeit auch BIG okay findet (Berliner Institut für Gesundheitsforschung), stellte Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft, fest: „BIG oder BIH. Aber man muss sich entscheiden.“
Böttinger hat keine Berührungsängste mit der Wirtschaft
Auf dem Podium in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften war es fast der einzige strittige Punkt rund um das große, zu 90 Prozent vom Bund finanzierte Institut. In Nuancen weichen Krach und Böttinger auch noch beim Thema „BIG und private Kooperationen“ ab. Krach warnte: „Auftragsforschung ist ein sensibles Thema. Die absolute Unabhängigkeit der Wissenschaft muss gewährleistet werden.“ Auch Böttinger will „die Freiheit der Wissenschaft schützen“, hat aber „keine Berührungsängste“ mit der privaten Wirtschaft.
Das BIG bekommt ein eigenes Gebäude
Böttinger wünscht sich auch sonst viele Partner für das BIG. Infrage kämen neben verschiedenen außeruniversitären Instituten und dem Deutschen Herzzentrum auch Vivantes-Kliniken. Denn das Ziel, medizinische Forschungsergebnisse in die Anwendung zu überführen, könne umso besser erreicht werden, je mehr Patienten einbezogen werden. Zu den Patienten der Charité werden die BIG-Forscher einen kurzen Weg haben: Direkt hinter dem Bettenhaus entsteht ein neues Gebäude mit Forschungsflächen und einer Ambulanz. Die 58 Millionen Euro dafür teilen sich das BIG und die Charité etwa zur Hälfte.
"Luxusteam" versus "Alltagsschufter"?
Aber nicht jeder kann in das BIG-Haus hinein. Wolfgang Ertel, der Vorsitzende des Wissenschaftsforums der CDU und Professor für Unfallchirurgie an der Charité, sagte, viele seiner Kollegen würden sich gerne forschend ins BIG einbringen. „Doch die Krankenversorgung frisst uns auf, wir haben zu wenig Stellen.“ Auch Axel Pries, der Dekan der Charité, sorgt sich: Die Charité sei „bis auf die Knochen abgespeckt“, es dürfe nicht sein, dass ein „Luxusteam“ am BIG forsche, während „Alltagsschufter“ den Betrieb an der Charité aufrechterhielten.
Nobelpreisträger forschen gegen den Strom
Wie soll das große BIG, in dem die Forschung der Charité und des Max-Delbrück-Centrums vereint werden, jenseits des Mainstreams forschen?, wollte Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wissen, die unter den Zuhörern saß. Zukünftige Nobelpreisträger würden gegen den Strom forschen. „Wirkliche Innovationen“ ließen sich in diesem „Moloch“ aber wohl nur schwer erkennen, sagte Heuser.
Böttinger antwortete, das BIG werde nicht in allen Bereichen aktiv und dadurch zum Moloch werden. Man arbeite daran, eine „Speerspitze“ zu identifizieren, also den Fokus der eigenen Forschung zu finden. Der Trend weltweit gehe zu „Mega-Standorten“. Berlin müsse darunter sein.
Staatssekretär Krach: Berlin ist unschlagbar
Staatssekretär Krach sieht Berlin bundesweit schon vorne: „Als Wissenschaftsstandort sind wir unschlagbar. Wir müssten uns schon blöd anstellen, um nicht erfolgreich zu sein“, etwa in der nächsten Exzellenzinitiative. Finanziell sei nach den Sparmaßnahmen von 2003 seit 2007 eine Wende erreicht worden. Sogar bei der Charité sei der Bettenabbau gestoppt worden.
Ein Interview mit Erwin Böttinger, dem Vorstandsvorsitzenden des BIG, lesen Sie hier
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