Plagiatsuntersuchung an der Freien Universität: Neue Kommission soll Giffeys Doktorarbeit bis Februar prüfen
Neu zusammengesetzt, mit externem Sachverstand - und ohne Einfluss der Doktormutter soll die Kommission im Fall Giffey sein. Das gab die FU Mittwoch bekannt.
Die Freie Universität Berlin will die erneute Prüfung der Doktorarbeit von Franziska Giffey (SPD) „noch im Verlauf der aktuellen Vorlesungszeit“ abschließen. Das kündigte FU-Vizepräsident Klaus Hoffmann-Holland im Akademischen Senat der FU am Mittwochnachmittag an.
Das würde bedeuten, dass bis Mitte Februar 2021 feststeht, ob die Universität Giffey den Doktortitel doch noch entzieht, es bei der Rüge belässt oder gar keine Sanktion ausspricht.
FU-Präsident Günter M. Ziegler sagte zum Zeitrahmen lediglich, man wolle „keine jahrelange Sache daraus machen, sondern das absehbar hinbekommen“. Es werde „ergebnisoffen“ geprüft.
Ziegler verlas im Akademischen Senat ein 17-minütiges Statement zum Vorgehen der FU und ihres Präsidiums im Plagiatsfall Giffey. Das Statement soll im Laufe des Mittwochnachmittags oder -abends auf der FU-Homepage veröffentlicht werden.
Ziegler zufolge soll das Otto-Suhr-Institut (OSI) der FU, an dem Giffey promoviert wurde, eine neue Prüfungskommission einsetzen. Dieser soll kein Mitglied der alten Kommission angehören.
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Die FU will die Namen der neuen Mitglieder, wozu auch Externe gehören sollen, öffentlich machen. „Die Mitglieder werden alle Mitglieder mit Rückgrat sein“, sagte Ziegler als Reaktion auf Befürchtungen, diese könnten dem öffentlichen Druck nicht gewachsen sein, wenn ihre Namen bekannt sind.
Anders als zuvor soll Giffeys Doktormutter Tanja Börzel nicht an der Auswahl der Kommission beteiligt sein. Diese vom Promotionsausschuss eingesetzte Kommission werde erneut einen Vorschlag für das Präsidium machen, das dann endgültig über Konsequenzen für Giffey entscheiden werde.
Diesmal wird die ganze Arbeit gesichtet
Ebenfalls anders als zuvor soll die neue Kommission auch die ganze Arbeit Giffeys prüfen und nicht nur die Stellen, die von der Plagiatsplattform VroniPlag Wiki bemängelt wurden. Wie die Kommission das in der kurzen Zeit schaffen soll, ließ Ziegler offen.
Die teils scharfe öffentliche Kritik am bisherigen Vorgehen der Freien Universität im Fall Giffey wies Ziegler größtenteils vehement zurück. Die Kritik sei teilweise „polemisch und diffamierend“ gewesen. Lediglich beim Punkt, dass die Doktormutter an der Auswahl der Prüfungskommission beteiligt war, gab Ziegler zu, dass die Einwände gegen das Verfahren berechtigt gewesen sein könnten. Es könne aber dennoch keine Rede davon sein, dass die alten Kommissionsmitglieder befangen gewesen seien.