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Das Netzwerk der Charité ist das wichtigste Präventionszentrum Deutschlands.
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"Kein Täter werden": Mehr Geld für Therapien für Pädophile

Rechtspolitiker im Bundestag stocken die Mittel für das bekannte Präventionsprojekt an der Charité um 40 Prozent auf. Experten hatten über zu wenig Geld geklagt.

Das bekannte Netzwerk „Kein Täter werden“ soll für seine Präventionsarbeit mit Pädophilen mehr Geld bekommen. Der Rechtsausschuss des Bundestages hat am Mittwoch beschlossen, die Mittel für die Präventionsstelle noch im laufenden Jahr deutlich aufzustocken. Das sagte der Vize-Chef des Ausschusses, Jan-Marco Luczak (CDU), dem Tagesspiegel.

Projektzentrale in Berlin bekommt 2014 nun 535.000 Euro

Während bundesweit über Kinderpornografie diskutiert wird, gilt die Finanzierung des europaweit einmaligen Projektes seit langem als äußerst knapp. Die Zentrale des an der Berliner Charité gegründeten Netzwerks wird mit 387.000 Euro im Jahr vom Bundesjustizministerium gefördert. Noch für 2014 soll die Summe um fast 40 Prozent auf 535.000 Euro erhöht werden. „Durch die neuen Mittel sollen sich auch die Wartezeiten von bis zu zwei Jahren verkürzen“, sagte Luczak am Donnerstag. Bislang haben sich allein in Berlin mehr als 2000 Männer an das Team um Charité-Professor Klaus Michael Beier gewandt. Viele mussten lange warten, bis ein Therapieplatz frei geworden ist. „Dabei suchen die Männer wegen ihrer gefährlichen Neigungen ja von sich aus Hilfe“, sagte Luczak. Der Jurist sitzt für den Berliner Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg im Bundestag und hatte die Experten der Präventionsstelle kürzlich besucht. Nach dem Beschluss des Rechtsausschusses gilt die in Kürze anstehende Abstimmung im Bundestag über die Mittel als Formalie.

Springen auch die Krankenkassen ein?

Ein Projektsprecher sagte, man freue sich über die Ankündigung. Derzeit werden in Berlin acht Stellen, darunter Psychologen, mit den Bundesmitteln bezahlt. Weitere Mitarbeiter des Projektes sind Charité-Angestellte. Ausgangspunkt der Arbeit dort ist, dass man die im Jugendalter ausgebildeten sexuellen Neigungen weder aussuchen noch vollständig ändern, sondern allenfalls steuern könne. Rund ein Prozent aller Männer haben auf Kinder gerichtete Fantasien.

Luczak sagte, man wolle das Projekt auch künftig gut ausstatten. Allerdings sollten auch die Bundesländer ihren jeweiligen Stützpunkten des Netzwerks mehr helfen. Außerdem müsse diskutiert werden, ob die Präventionsarbeit nicht auch als Teil der Gesundheitsfürsorge zu sehen sei. Dann käme nicht nur das Gesundheitsministerium als Unterstützer in Betracht, sondern vor allem die Krankenkassen, die sich bislang nicht an den Therapien beteiligen.

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