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Nadel im Ohr. Akupunktur gehört zu den verbreiteten Alternativ-Verfahren.
© dpa

Brustkrebs: Mehr Alternativmedizin, weniger Chemo

Frauen mit Brustkrebs setzen meist auch alternativmedizinische Verfahren ein - das kann Folgen für die "schulmedizinische" Behandlung haben

Krebskranke Frauen, die Alternativmedizin anwenden, verzichten häufiger auf eine Chemotherapie. Das ergab eine Studie amerikanischer Forscher unter Leitung von Heather Greenlee von der New Yorker Columbia-Universität.

Die Wissenschaftler untersuchten das Verhalten von 685 Frauen, die an Brustkrebs im Frühstadium erkrankt waren. Für 45 Prozent von ihnen (306 Frauen) wurde zusätzlich zur Operation eine Chemotherapie dringend empfohlen, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Unter den 34 Frauen, die eine Chemotherapie ablehnten, waren 32, die alternativmedizinischen Verfahren zuneigten.

87 Prozent der Frauen behandelten sich mit Alternativmedizin

Allerdings ist Brustkrebs diejenige Tumorart, bei der von den Patientinnen am häufigsten alternativmedizinische Methoden erprobt werden. In der aktuellen Untersuchung waren es 87 Prozent. Zu den Alternativ-Verfahren gehörten zum Beispiel Pflanzenheilkunde, Vitamine, Yoga, Meditation und Akupunktur. Die Autoren der im Fachblatt „Jama Oncology“ veröffentlichten Studie fanden ein Muster. Danach war die Ablehnung bei Frauen groß, die Nahrungsergänzungsmittel nahmen, etwa bestimmte Vitamine und Mineralien oder pflanzliche Produkte. Je mehr alternativmedizinische Verfahren die Frauen anwandten, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie keine Chemotherapie wollten.

Ein großer Teil der Krebskranken spricht mit seinem Arzt nicht über Alternativmedizin, gibt der Psychologe Robert Zachariae von der Universität Aarhus in einem Kommentar zu bedenken. Die Ursachen: Mediziner fragten nicht nach; Patienten glaubten, dass ihr Arzt Alternativmedizin ablehne, sich nicht dafür interessiere oder nicht kompetent sei; schließlich die Annahme, dass eine alternativmedizinische Selbstbehandlung keine Bedeutung für die „schulmedizinische“ Therapie habe. Damit der Patient aber eine möglicherweise lebensrettende Behandlung nicht versäume, sei es dringend erforderlich, dass sein Arzt offen und respektvoll mit ihm über sein Verhältnis zur Alternativmedizin spreche.

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